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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Gähnen unterdrücken und blinzelte erstaunt. »Wirklich kräftiges Zeug, was er da ins Gefecht führt.«
    Als Jon-Tom die letzten Verse von ›Peaceful Easy Feeling‹ zu Ende gesungen hatte, trieb das Piratenschiff bereits ziellos auf dem Meer. Die blutrünstige Besatzung lag schnarchend auf Deck, im Schiffsraum und selbst hoch oben in der Takellage. Jon-Tom trat auf Corroboc zu und ließ einen Blick über die Kleidung des Kapitäns schweifen, ohne jedoch zu finden, wonach er suchte. Dann gesellte er sich zu seinen Freunden.
    »Hat einer von euch gesehen, wo er seinen Schlüsselbund hingelegt hat?«
    »Nee, Kumpel«, flüsterte Mudge. »Aber wir sollten ihn besser schnell finden!«
    Jon-Tom wollte schon zu der Tür hinüberschreiten, die in die Kabine des Kapitäns führte, doch dann zögerte er unsicher. Wo sollte er im Innern der Kajüte mit der Suche beginnen? Vielleicht gab es da eine verschlossene Truhe, zahlreiche Schubladen, ein Versteck unter einem Nest oder einer Matratze, und möglicherweise befand sich der Schlüsselbund auch gar nicht in der Kabine. Vielleicht war Sasheem für die Schlüssel zuständig, vielleicht aber auch irgendein anderer Schiffsoffizier.
    Er konnte nicht danach suchen und gleichzeitig den Schlafzauber singen. Schon begannen sich die ersten Seeleute unruhig im Schlaf zu wälzen. Und er hatte auch nicht die leiseste Vorstellung davon, wie lange der Zaubersang wirkte.
    »Tu doch was, Kumpel!« Mudge zerrte erfolglos an seiner Fußkette.
    »Wo soll ich denn nach den Schlüsseln suchen? Der Kapitän hat sie nicht am Mann.« Plötzlich waren Worte in seinem Geist, die etwas andeuteten, an das er sich erinnerte. Keine Andeutung einer Stelle, an der hätte suchen sollen, sondern Bruchstücke eines Songs.
    Ein Song über stählerne Katzenaugen und triumphierende Katzentiere. ›The Mouse Patrol That Never Sleeps*‹, eine tödliche kleine Weise über eine immer wachsame fleischfressende Pussy. So jedenfalls hatte er es einmal einem Freund geschildert.
    [etwa: ›Die Mäusepatrouille, die niemals schläft‹ - Anm. d. Übers . ] Nun sang er den Song und wünschte, daß lan Anderson ihn auf der Querflöte begleiten würde, während ihm die Worte schnell von den Lippen perlten und er sich gleichzeitig auf die Melodie konzentrierte und ein besorgtes Auge auf die bewußtlose Besatzung warf.
    Das Stück Ankerkette, mit dem Roseroar gefesselt war, knackte plötzlich und fiel ab. Verblüfft blickte sie die zerborstenen Kettenglieder und richtete den Blick auf Jon-Tom. Wortlos machte sie sich daran, die weitaus dünneren Ketten zu bearbeiten, die ihre Gefährten banden. Mudge und Jalwar zu befreien, kostete sie nur ein Bizepszucken, und sie verschwanden sofort unter Deck, während sie sich Jon-Toms Fesseln zuwandte. Als sie auch ihn befreit hatte, waren der Otter und das Frettchen bereits zurück. Mudge hatte sich seinen Langbogen über die Schulter geschnallt, und sein Gesicht war hinter dem Panzer der Tigerin kaum zu erkennen. Jalwar zerrte schwer keuchend ihre schweren Schwerter heran.
    Sie drehten sich um und rannten zu dem Schlepptau, an dem die John B. befestigt war. Nur Jon-Tom zögerte.
    »Komm schon!« rief Roseroar ihm zu. »Worauf wartest'n?« Drängend erwiderte er flüsternd: »Das Mädchen! Ich hab's ihm versprochen!«
    »Der isses doch egal, was du tust. Die macht nur Ärger.«
    »Tut mir leid, Roseroar.« Er machte kehrt und jagte zu nächstgelegenen Luke.
    »Verdammt!« knurrte die Tigerin. Sie drängte sich an ih„. vorbei und verschwand unter Deck. Während er wartete, sang er weiter, doch der Bannsang verlor langsam an Kraft. Mehrere Matrosen rollten sich im Schlaf auf die Seite und schnauften unruhig.
    Da schob sich auch schon wieder eine schwarzweiße Gestalt an ihm vorbei, und die schlaffe Gestalt des Mädchens Wahnwitz schaukelte leicht auf einer der Schultern wie eine Jagdtrophäe. Einen Augenblick lang stockte Jon-Tom das Herz, bis er erkannte, daß sie in keinem anderen Zustand war als die Schiffsbesatzung: Sein Singen hatte Wahnwitz ebenfalls in den Schlaf gelullt.
    »Zufried'n?-: fauchte Roseroar.
    »Völlig.« Er unterdrückte ein Grinsen, während er mit ihr um die Wette zum Heck rannte.
    Mudge und Jalwar bestiegen gerade die Schaluppe, wobei Mudge die kurze Schwimmstrecke mühelos hinter sich brachte und Jalwar mit typischer Frettchengelenkigkeit über das schwankende Tau bis zum Schiff balancierte. Roseroar wollte gerade über Bord gehen, als sie Jon-Tom zum zweiten

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