Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
eigenes Bewußtsein, sogar Gefühle. Eigentlich unterschied er sich nur durch seinen Mangel an biologischen Funktionen von ›echten‹ Personen.
»Wie fühlen Sie sich?« fragte Kes.
Die Frau schien in sich selbst hineinzuhorchen. »Gut«, antwortete sie. »Erstaunlich gut.« Die Falte fraß sich tiefer in ihre Stirn. »Aber an Bord des Schiffes…«
»Sie waren dort der harten Strahlung des beschädigten Triebwerks ausgesetzt«, sagte der Doktor. »Glücklicherweise gelang es uns, die Auswirkungen der Strahlung zu
neutralisieren. Es sind nicht einmal Narben zurückgeblieben.«
Die Frau nickte. »Ich bin Ihnen dankbar.« Sie setzte sich vorsichtig auf, untersuchte Arme und Beine. »Sie haben ein Wunder vollbracht.«
Der Doktor zuckte mit den Schultern. »Ich habe meine Pflicht erfüllt«, sagte er schlicht und zog sich ohne ein weiteres Wort in sein Büro zurück.
Die Frau sah ihm kurz nach und wandte sich dann an Kes.
»Ich heiße Pacria«, sagte sie. »Pacria Ertinia.«
»Kes«, stellte sich die Ocampa vor. »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Allerdings hätte ich mir angenehmere Umstände gewünscht.« Sie runzelte die Stirn. »Leider konnten wir die anderen Personen an Bord Ihres Schiffes nicht retten.«
Kummer zeigte sich in Pacrias Miene. »Wir kollidierten mit einer Subraumanomalie. Die Katastrophe kam ganz plötzlich.«
Der Doktor kehrte mit einem Injektor aus seinem Büro zurück und hielt ihn an den Arm der Frau. »Keine Sorge, es tut nicht weh«, sagte er. »Und was noch wichtiger ist: Dies bewahrt Sie vor dem Tod.«
Pacria zog den Arm fort. »Wie meinen Sie das?« fragte sie.
»Dieses Gerät enthält ein Heilmittel für Ihre Krankheit.« Der Doktor erklärte, was ihn in die Lage versetzt hatte, eine solche Arznei zu entwickeln. »Wenn Sie den Arm bitte still halten würden… Es dauert nicht lange.«
»Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen«, sagte Pacria.
Der Doktor musterte sie erstaunt. »Wie bitte?«
An den Schläfen der Fremden pulsierte es. »Ich kann es nicht zulassen«, wiederholte sie.
Kes schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht ganz… Der Doktor hat ein Heilmittel entwickelt, das Sie von einer tödlichen Krankheit befreit – und Sie lehnen die Behandlung damit ab?«
»Ja«, bestätigte Pacria.
»Aber warum?« fragte die Ocampa so sanft wie möglich.
»Warum wollen Sie sterben, wenn Sie leben können?«
Die Frau wandte sich von ihr ab. »Bitte…«, brachte sie hervor. Die Beulen an ihrem Unterkiefer schwollen an und verfärbten sich rot. »Ich habe meine Gründe.«
Damit konnte sich Kes nicht abfinden. »Wenn Sie uns Ihre Gründe erklären, sind wir vielleicht imstande, Ihre Meinung zu ändern.«
Pacria richtete einen Blick auf sie, in dem überraschend viel Ärger zum Ausdruck kam. »Ich will meine Meinung gar nicht ändern. Ich möchte nur, daß Sie mich in Ruhe lassen.«
Die Ocampa schluckte. Sie war es nicht gewohnt, daß man ihr mit solchem Zorn begegnete. »In Ordnung«, erwiderte sie.
»Wie Sie meinen.«
»In der Tat«, fügte der Doktor hinzu. Er schnitt eine finstere Miene, sah erst Kes und dann Pacria an. »Zwar würde ich gern Ihre Gründe in Erfahrung bringen, aber die Entscheidung liegt natürlich allein bei Ihnen. Ich kann Sie zu nichts zwingen –
dadurch würde ich gegen meinen Eid als Arzt verstoßen.«
»Danke«, entgegnete die Frau. »Wenn Sie mir bitte die Möglichkeit geben könnten, nach Hause zurückzukehren…«
»Ich spreche mit dem Captain darüber«, sagte der Doktor.
»Allerdings gibt es da ein Problem. Zwei Besatzungsmitglieder sind entführt worden, und derzeit suchen wir nach ihnen, um sie zurückzuholen. Vielleicht dauert es eine Weile, bis Sie Gelegenheit zur Heimkehr bekommen.«
Pacria nickte, obwohl sie wissen mußte, daß sie vermutlich nicht solange am Leben bleiben würde. Kes biß sich auf die Lippe. Wieviel Zeit hatte der Doktor ihr gegeben? Weniger als eine Woche.
»Dafür habe ich Verständnis«, sagte die Frau.
Kes hielt die ganze Angelegenheit für absurd. Zwar
respektierte sie die Prinzipien des Doktors, aber in diesem besonderen Fall konnte sie keine Weisheit in ihnen erkennen.
Das Leben war so kostbar, so kurz. Es einfach so
wegzuwerfen, wenn es bewahrt werden konnte… Das kam
einem Verbrechen gleich.
Der Holo-Arzt streckt Pacria die Hand entgegen. »Ihre Behandlung ist beendet, und damit gibt es keinen Grund mehr für Sie, sich noch länger in der Krankenstation aufzuhalten. Ich sorge dafür, daß
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