Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
Schultern.
»Gut. Abgesehen vom Virus natürlich. Aber das ist nicht anders zu erwarten.« Sie deutete auf einen Sessel. »Möchten Sie Platz nehmen?«
Kes nickte. »Ja, danke.«
Sie setzte sich, und Pacria drehte ihren eigenen Sessel ein wenig, wandte sich ihr zu. Die Ocampa wollte sie erneut fragen, warum sie es ablehnte, sich mit dem Heilmittel behandeln zu lassen, doch Pacria kam ihr zuvor.
»Sie möchten den Grund für meine Entscheidung erfahren«, sagte sie.
Kes beugte sich vor. »Wenn Sie mir keine Auskunft geben wollen… Sie sind nicht dazu verpflichtet. Der Doktor nimmt diesen Teil seiner Programmierung sehr ernst.«
»Und Sie?« fragte Pacria und kniff die Augen zusammen.
»Nehmen Sie ihn ebenfalls ernst?«
»Ich bin keine Ärztin«, erwiderte Kes. »Aber man hat mich gelehrt, die Rechte anderer Personen zu respektieren. Wenn Sie Ihre Gründe für sich behalten möchten, so bleibt mir keine andere Wahl, als mich damit abzufinden.« Sie zögerte kurz.
»Allerdings…«
»Ja?«
»Ich wünschte, Sie würden sich mir anvertrauen. Wissen Sie, die durchschnittliche Lebenserwartung meiner Spezies beträgt nur acht oder neun Jahre. Wir halten das Leben für etwas sehr Kostbares, und ich verstehe einfach nicht, wieso jemand …«
»Es wegwirft«, sagte Pacria.
»Das habe ich nicht gesagt«, meinte Kes.
Die Frau musterte sie. »Nein«, gestand sie. »Das haben Sie nicht. Und vielleicht bin ich zu streng mit Ihnen. Immerhin verdanke ich Ihnen mein Leben, Ihnen und dem Doktor. Ich weiß die zusätzlichen Tage, die Sie mir geschenkt haben, durchaus zu schätzen – obwohl sie mir Schmerzen bringen werden.«
Die Ocampa lächelte voller Anteilnahme. »Ganz
offensichtlich sind Sie sehr mutig. Dafür bewundere ich Sie.«
»Mit Schmeicheleien erreichen Sie bei mir nichts.« Sanfter fügte Pacria hinzu: »Aber vielleicht schulde ich Ihnen wirklich eine Erklärung.«
»Sie schulden mir gar nichts«, betonte Kes. »Doch ich würde mich trotzdem freuen, von Ihren Gründen zu erfahren.«
»Na schön«, sagte die Frau. »Sie sollen sie hören. Aber um mich zu verstehen, müssen Sie zuerst über mein Volk, die Emmonac, Bescheid wissen.«
Pacria beschrieb die Emmonac: ihr Bestreben zu lernen, ihr Interesse an Kunst und Weisheit. Sie wurden von den
Zendak’aa unterworfen, arroganten Eroberern aus einem benachbarten Sonnensystem.
Die Stimme der Frau klang rauher, als sie fortfuhr: »Die Zendak’aa versklavten uns Emmonac. Ganze Clans wurden verschleppt und in Lagern untergebracht, wo man alle Arten von Experimenten an ihnen durchführte. Es ging dabei um Verstümmlungen und andere gräßliche Dinge – im Namen der Wissenschaft.« Pacria schluckte. »Eins jener Experimente betraf eine Krankheit.«
»Jenes Leiden, das Sie in sich tragen?« fragte Kes.
»Nein«, widersprach Pacria. »Die Krankheit stellte nur für Zendak’aa eine Gefahr dar. Aber das Virus in mir ähnelt jenem anderen Erreger so sehr, daß ein von den Zendak’aa
entwickeltes Heilmittel auch mir helfen könnte.«
Die Frau legte eine kurze Pause ein.
»Aber es wurde mit dem Blut meines Volkes erkauft«, fuhr sie fort. »Und genau darin besteht das Problem. Dadurch wird das Heilmittel für mich zu etwas Ungeheuerlichem, zu etwas Bösem. Mich damit behandeln zu lassen… Damit würde ich die Zendak’aa ehren, die es entwickelten. Das erscheint mir so entsetzlich, daß ich eine solche Möglichkeit nicht in Erwägung ziehen kann.«
Kes sah sie an. »Ich verstehe.«
Einige Sekunden lang herrschte Stille. Dann meinte Pacria, sie sei müde und wollte sich ein wenig hinlegen.
Der Ocampa blieb keine andere Wahl, als das Quartier zu verlassen.
9
Janeway wandte sich vom Computerterminal in ihrem
Bereitschaftsraum ab und, seufzte tief. Seit Stunden saß sie am Monitor, und ihre müden Augen brannten.
Tuvok verfolgte nach wie vor die Ionenspur des
geheimnisvollen Schiffes, das den Kazon-Kreuzer zerstört hatte, und die anderen Offiziere gingen ihren üblichen Pflichten nach. Derzeit wurde der Captain nicht auf der Brücke gebraucht, und deshalb hatte Janeway entschieden, die von den Sensoren in Hinsicht auf das Trümmerfeld im All ermittelten Daten gründlich zu analysieren. Dabei machte sie einige interessante Feststellungen.
Erstens: Das Trümmerfeld enthielt mehr Masse, als von einem einzigen Raumschiff stammen konnte, doch
glücklicherweise fehlten Starfleet-Signaturen. Nichts deutete darauf hin, daß das Scoutschiff der Kazon mit Torres
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