Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
und die beiden anderen näherten sich, um den Kampf zu beenden. Eine halbe Sekunde lang schienen
B’Elanna, Kim und die anderen Gefangenen den Atem
anzuhalten – und dann wurden sie schlagartig aktiv.
Tolga trat nach dem Arm des ersten Wächters. Der
betreffende Nograkh ließ die Waffe fallen, und ein anderer Gefangener griff danach. Ein dritter brachte ihn zu Fall.
Der zweite Wächter drehte sich um und hob sein Gewehr, doch jemand stieß den Lauf nach oben. Er kam nicht dazu, den Auslöser zu betätigen, denn plötzlich hingen Gefangene wie Kletten an ihm.
Das einzige Problem bestand nun in dem Wächter an der Tür.
B’Elanna sah, wie er zögerte und sich zu fragen schien, ob er eingreifen oder besser Hilfe holen sollte. Er wählte die erste Möglichkeit.
Der Mann hob seinen Strahler und rief eine Warnung, doch die Gefangenen schenkten ihm keine Beachtung und ließen nicht von den beiden anderen Wächtern ab. Der Nograkh an der Tür knurrte und feuerte.
Ein Strahlblitz raste durch den Ruheraum und bohrte sich in den Rücken eines Gefangenen. Der Getroffene fluchte und sank zu Boden – die Entladung hatte ein großes Loch in seinem Rücken hinterlassen.
Der Wächter schoß erneut und tötete einen weiteren
Gefangenen.
B’Elanna war bereits losgelaufen und wurde immer schneller.
Was der Aufmerksamkeit des Wächters nicht entging: Er drehte sich zu ihr um.
Aber er konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren.
Torres sprang, streckte die Hände der Kehle des Nograkh entgegen und drückte so fest zu, daß der Mann keine Luft mehr bekam. Mit einer Hand hielt er das Gewehr fest, und mit der anderen versuchte er, B’Elanna abzuwehren – vergeblich.
Jemand packte den Wächter von hinten, und eine dritte Person riß ihm den Strahler aus der Hand. Dann verschwand der Nograkh unter einem Berg aus zornigen Gefangenen, was B’Elanna keineswegs bedauerte – sie brachte es nicht fertig, dem Wächter auch nur einen Hauch von Mitgefühl
entgegenzubringen.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus, dachte Torres.
Kim trat zu ihr. »Alles in Ordnung?« fragte er.
»Es ging mir nie besser«, log sie.
Tolga warf ihr eine der erbeuteten Waffen zu. »Hier
entlang!« rief B’Elanna und hob den Strahler wie ein Banner.
Sie eilte zur Tür, spähte hinaus und hielt nach weiteren Wächtern Ausschau. Als sie weit und breit niemanden sah, forderte sie die übrigen Gefangenen mit einem Wink auf, ihr zu folgen.
Sie sprintete los und verließ den Raum in Richtung
sekundäres Kontrollzentrum. Kim und die anderen blieben ihr dicht auf den Fersen.
Janeway blieb lange im Kommandosessel sitzen, sah zum Hauptschirm und beobachtete die ferne Raumstation. Fast unmerklich wurden sie und der Asteroidenschwarm größer, bis die entsprechende Darstellung das ganze Projektionsfeld füllte.
Jetzt trennten sie nur noch wenige Flugminuten vom Ziel, und Janeway spürte ein flaues Gefühl in der Magengrube. Es war eine Sache, tagelang zu suchen – und eine ganz andere, dem Moment der Wahrheit nahe zu sein. Bald würde sich herausstellen, ob sich ihre bisherigen Bemühungen gelohnt hatten.
Nicht nur Janeway beobachtete die Raumstation. Chakotay brachte ihr ebenso großes Interesse entgegen. Das galt auch für Tuvok. Und für Paris, der an Bord der Voyager eine neue Familie gefunden hatte – er verabscheute die Vorstellung, zwei Mitglieder jener Familie zu verlieren.
Die Ortung der Station gibt uns allen eine zweite Chance, dachte Janeway. Die Chance, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und zwei Freunde zu retten. Und ohne Pacria, die selbst eine zweite Chance erhalten hatte, als die Voyager ihr Forschungsschiff fand, wäre das nicht möglich gewesen.
Auf diese Weise wurde ein Ausgleich geschaffen.
Wenn es im Delta-Quadranten so etwas wie Gerechtigkeit gab, dann würden sie B’Elanna und Kim finden, lebend und unverletzt. Und vielleicht bekamen die beiden Vermißten anschließend Gelegenheit, jene Frau kennenzulernen, die einen wichtigen Beitrag zu ihrer Rettung geleistet hatte.
Janeway wußte nicht, ob es Kes gelingen würde, Pacria umzustimmen und sie dadurch am Leben zu erhalten. Sie hatte keine Ahnung, mit welchen Mitteln die Ocampa ihr Ziel zu erreichen hoffte und wie die Emmonac reagieren mochte. Von ganzem Herzen wünschte sie sich, daß Pacria für ihre harte Arbeit belohnt wurde.
Und zwar mit etwas, an dem ihr besonders viel lag.
Die Kommandantin beugte sich vor, als ihr der Hauptschirm eine
Weitere Kostenlose Bücher