Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
ein Alb in den Sitzungssaal trat.
Es war eine stattliche Erscheinung mit wallenden Haaren, auf denen schräg eine Kappe aus schwarzem Samt saß. Der Alb trug einen dunklen Mantel mit ausladenden Schulterpolstern, an dem bei jedem Schritt Silberfäden und Silberbesatz glitzerten. Darunter sah man ein gefälteltes Hemd, wie die Kappe aus schimmerndem schwarzen Samt gefertigt, und eine schwarz-silbern gestreifte Hose. Der Alb trat neben das Rednerpult und verneigte sich vor den Ratsbänken.
»Hauptmann Salvan«, erklärte Darnamur. »Er vertritt eine eigene, neu gegründete Nachtalbenpartei. Während der Revolte gegen die Goblins kamen er und seine Leute uns zu Hilfe. Sie retteten vielen das Leben und sicherten unseren Erfolg. Salvan beantragt nun, dass man ihm für seinen Dienst und für die Alben, die er vertritt, einen Platz im Rat einräumt.«
Grefan der Nachtalb rutschte auf seinem Sitz hin und her, seit Salvan eingetreten war. Jetzt sprang er von der Bank auf. »Wisst Ihr nicht, wer das ist?«, rief er. Anklagend richtete er den Finger auf Salvan.
Salvan stand da und lächelte sanft.
Darnamur fuhr fort. »Wir alle wissen, wer Hauptmann Salvan war «, sagte er. »Aber ich habe darauf hingewiesen, wer er jetzt ist . Es fällt mir schwer, ihm seinen Platz zu verwehren.«
»Nicht auf unserer Bank! Nicht auf unserer Bank!«, brüllte Grefan. Weitere Alben stimmten ihm zu.
»Es ist genug Platz auf eurer Bank«, sagte Darnamur. »Die Alben hatten Verluste während des Aufstands. Auch Ratsherren sind den Goblins zum Opfer gefallen. Ihr solltet froh sein, wenn eure Fraktion wieder gestärkt wird.«
Grefan schnappte nach Luft. Er blies die Wangen auf, aber es schien, als hätte es ihm die Sprache verschlagen.
Bleidan erhob sich. »Ihr seid zynisch, Darnamur, wenn ihr uns zumutet, unsere Reihen auf diese Weise aufzufüllen. Unsere Brüder sind für die neue Ordnung gestorben. Es waren Mitglieder der Freunde des Fortschritts , die schon immer mit euch Gnomen verbündet waren. Schon damals, als Salvan uns allen nachstellte! Es wäre eine Beleidigung, wenn er nun auf ihren Platz nachrücken dürfte.«
»Bürger Bleidan.« Salvan ergriff selbst das Wort. »Auch ich vertrete Alben. Viele von ihnen haben ebenfalls ihr Leben gegeben, als wir den Aufstand der Goblins niederwarfen.«
»Ja«, knurrte Grefan. »Ich frage mich nur, auf welcher Seite sie dabei standen.«
»Sie haben für die Stadt gekämpft«, erwiderte Salvan milde.
»Aber woher sind sie gekommen?«, fragte Bleidan. Er wandte sich den anderen Ratsherren zu. »Wir alle wissen, dass Hauptmann Hagaz viele Alben als Verbündete hatte. Manche müssen entkommen sein, als die Goblins sich gegen sie wandten. Ich denke, diese Verräter haben sich in die Stadt geschlichen und stellen nun Salvans Partei. Oder es sind andere Anhänger der Fei, die sich vorher schon in der Stadt verkrochen hatten. Wollen wir diese Feinde in unsere Mitte holen?«
»Ich habe schon gesagt, wir wissen, wer Salvan war«, sagte Darnamur. »Aber seid Ihr selbst es nicht, der immer von ›Versöhnung‹ spricht? Der sich dafür eingesetzt hat, dass die Verfolgungen aufhören? Was auch immer Salvan in der Vergangenheit getan hat – jetzt wollen er und seine Leute Frieden schließen. Sie fordern nicht mehr als einen Sitz im Rat. Und ich glaube, seine Partei ist zu stark, als dass wir sie einfach übergehen könnten.«
»Ich stimme für den Antrag«, rief Tomgar aus den Reihen der Menschen. »Viele sind ihm dankbar. Er hat den Menschen geholfen, als sonst keiner für sie da war.«
»Ich protestiere aufs Schärfste!«, rief Grefan. »Wie kann es sein, dass andere Völker über die Sitze der Alben abstimmen dürfen? Unsere Stimmen wurden bereits verwässert, als nach dem Goblinaufstand auch die Vilas eine Bank bekommen haben. Die Pestbringer! Und das nur, weil Darnamur ihre Flugtiere brauchte für einen Krieg gegen die Goblins, der dann doch nicht stattgefunden hat. Wir Freunde des Fortschritts sollten die Ratsbank der Alben besetzen. So war es vereinbart.«
»Es war vereinbart, dass die Fortschrittsfreunde die albischen Vertreter für den ersten vorläufigen Rat bestimmen«, wies Darnamur ihn zurecht. »Wie eine regelgerechte Abstimmung verlaufen soll, darüber streiten wir uns schon seit Tagen. Das habt Ihr selbst mitzuverantworten, Rat Grefan.«
»Die Vilas stimmen für den Alb«, knurrte eine Vila von ihrer Bank.
»Für welchen Alb?«, fragte Grefan verwirrt.
»Für den anderen«, sagte
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