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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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lustiger geworden.
    Es war noch mitten in der Nacht, und die Stube war leer. Zwei Gnome kümmerten sich um den Ausschank und bedienten meistens sich selbst. Einige Altgediente saßen herum, oder Späher auf Freischicht. Darnamur saß allein am Tisch, nippte an seinem Krug und wartete.
    Endlich kam Ganoch herein.
    »Was ist los?«, fragte er und setzte sich neben Darnamur. Ein Schankgnom kam heran, aber Ganoch winkte ihn gleich wieder fort. »Ich bleibe nicht lange. Ich habe Dienst.« An Darnamur gewandt, fragte er dann: »Warum hast du mich hierher bestellt und nicht in deine Amtsstube?«
    »Da stehen im Augenblick die Ratsherren Schlange«, sagte Darnamur. »Ich hielt es für besser, wenn du dich dort nicht blicken lässt.«
    »Warum?«, fragte Ganoch. »Ich habe Gerüchte gehört. Die Sitzung wurde vorzeitig beendet …«
    »Salvan hat seinen Antrag auf einen Ratsplatz ein wenig forsch vorgebracht.« Darnamur rang sich ein verlegenes Lächeln ab. »Er hat verraten, dass du es warst, der die Fortschrittsfreunde hat auffliegen lassen. Und dass du ihn auf die Spur der Kobolde gesetzt hast.«
    Ganoch zuckte zusammen. »Ich wusste, dass das noch mal auf uns zurückfällt.«
    »Viele Ratsmitglieder fordern einen Prozess deswegen«, sagte Darnamur. »Salvan meint, er könnte Zeugen aufbieten.«
    »Es war nicht meine Entscheidung«, sagte Ganoch. »Es wurde mir aufgetragen, und es diente der Vorbereitung der Revolution.«
    »Aber genau das darf niemals zur Sprache kommen. Weißt du, was es für den Rat, was es für die ganze Stadt bedeutet, wenn in einem Prozess festgestellt wird, dass nicht nur du allein, sondern alle Gnome die übrigen revolutionären Vereinigungen verraten haben? Wir würden alle Verbündeten verlieren. Ein neuer Bürgerkrieg wäre unvermeidlich.«
    »Und was sollen wir dann tun?«, fragte Ganoch. »Ich werde die Schuld nicht allein auf mich nehmen. Ich wollte das nicht, wenn du dich erinnerst! Und es haben nicht alle Gnome zugestimmt, sondern nur eine Mehrheit im Rat der Knochenmesser . Die meisten von uns wussten nicht einmal davon.«
    »Einerlei«, befand Darnamur. »Es wird auf alle Gnome zurückfallen. Deshalb wird auch niemand die Schuld auf sich nehmen. Stattdessen hole ich dich hier aus der Schusslinie, bis Gras über die Sache gewachsen ist.«
    »Was? Wie willst du das machen?«
    »Du fliegst noch heute Nacht ab. Kehre zu deinen Aufgaben in den Bergen zurück. Ich erkläre dich vor dem Rat für unabkömmlich. Außerdem schicke ich dir in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses weitere Truppen nach, die dich unterstützen sollen: alle alten Einheiten der Knochenmesser , die Veteranen, die uns noch geblieben sind. Deine alten Truppen.
    Danach ist kaum noch wer in der Stadt, der von den Vorfällen weiß. Salvan kann nur noch Zeugen aus seinen eigenen Reihen aufbieten. Die Untersuchungen werden ins Leere laufen.«
    Ganoch runzelte die Stirn. »Der Rat wird sich denken, dass du mich schützen willst.«
    »Was soll’s«, erwiderte Darnamur. »Damit werde ich fertig. Besser, als wenn der Rat weiß, dass wir alle sie hintergangen haben. Ich werde höflich Rede und Antwort stehen und rückhaltlose Aufklärung versprechen, sobald du zurück bist. Irgendwann werden andere Probleme den Rat beschäftigen. Ich gebe dir Bescheid, wenn du zurückkommen kannst.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Ganoch. »Ich glaube nicht, dass wir das einfach aussitzen können.«
    »Warum nicht? Bring ein paar schöne Erfolge mit heim. Wer wird dann noch wagen, dich anzuklagen? Daugazburg braucht Verbündete, und du bist derjenige, der unsere Bündnisse in den Grenzlanden neu knüpft. Du wirst als Held zurückkommen!«
    Die drei Gnome saßen an einem Feuer, das Wito dicht an der Wand entzündet hatte. Die Mauer glich aus ihrer Perspektive einer kerzengeraden Steilwand, die sich weit über ihnen in unermesslicher Höhe verlor. Das milde Dämmerlicht aus dem Gang fiel in den Spalt wie Mondenschein, und wenn Magati emporblickte, glaubte sie beinahe, Sterne in der Schwärze aufblitzen zu sehen, dort, wo sich das Deckengewölbe befinden musste.
    Wito reichte Wurzeln herum, die er im Feuer geröstet hatte. Er hatte Wasser in einer Schale, die aus einer aufgeschlagenen Samenkapsel oder einer Nussschale bestand. Es hätte beinahe idyllisch sein können.
    Audan hatte gerade erzählt, was seit Witos Verbannung in Daugazburg geschehen war.
    »Ich glaube es nicht, dass ihr mir nachgekommen seid«, stellte Wito

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