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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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nur einen Augenblick Ruhe finden, könnten sie einen Zauber wirken, um zu entfliehen.«
    Bleidan verstummte kurz. Sein Blick irrte zu dem Durchgang zurück, durch den sie soeben gekommen waren. Dann führte er Frafa weiter, auf den Gang hinaus.
    »Mir wurde die Aufsicht über das Haus der Schreie und über die Goblins anvertraut, die hier als Folterknechte arbeiten«, fuhr er fort. »Ich soll dafür sorgen, dass die Gefangenen nicht sterben. Und dass sie sich niemals weit genug erholen, um Zauber zu wirken. Meine Aufgabe ist es, sie an der Flucht zu hindern und ihnen das Leben zur Qual zu machen, bis sie den Tod herbeisehnen und uns verraten, wo ihr magisches Herz verborgen liegt.«
    »Aber das sind Nachtalben!«, rief Frafa. »Die meisten jedenfalls. Meister Aldungan war einer dieser Fürsten! Wie kannst du nur! Ich meine … hast du …?«
    Bleidan schüttelte den Kopf. »Meister Aldungan haben wir nicht gefangen. Aber alle anderen Magier seines Ranges und die meisten darunter. Und du fragst mich, wie ich das tun konnte? Weißt du nicht mehr, warum ich dich hergebracht habe?«
    »Wegen der Schlange …«, stotterte Frafa. »Weil ich … Nur weil ich dir eine Schlange auf das Treppengeländer gelegt habe? Das kann man doch nicht mit diesem … dieser Untat hier vergleichen!«
    »Kann man nicht?« Bleidans Stimme klang trocken. »Du hast Saira und Tartanis erwähnt. Das ist eine sehr alte Geschichte. Aus den Tagen, als die Alben derlei Dinge nicht aus Notwendigkeit taten, sondern zum Spaß. Oder um den Schmerz zu studieren. Oder aus gar keinem Grund. Du hast dir romantische Geschichten aus dem alten Daugazburg als Vorbild genommen – ich zeige dir hier die Wirklichkeit. Saira und Tartanis haben einander Ungeheuer geschickt, um ihre Liebe auf die Probe zu stellen. Aber warum? Weil sie Alben waren und tagtäglich so gelebt haben. Willst du das auch?«
    Frafa schüttelte den Kopf. Bleidan sah sie an. »Du … lebst so«, flüsterte sie schließlich, und Bleidan zuckte zusammen.
    »Aber ich will es nicht«, sagte er. »Und außerhalb dieses Ortes müssen wir es auch nicht. Wir machen unsere Orte heute nicht mehr zu Orten wie diesem hier. Dafür solltest du dankbar sein, anstatt dummen, gefährlichen Träumen nachzuhängen.«
    Er fasste sie bei der Hand und führte sie aus dem Kerker hinaus. Sie gingen den Gang entlang, und Frafa schloss die Augen, um nichts mehr zu sehen.
    »Du erinnerst dich an die Albe in der ersten Kammer?«, fragte Bleidan.
    Frafa nickte.
    »Sie hat oft um ihren Tod gefleht. Als sie noch sprechen konnte. Sie schwor, dass sie gar kein magisches Herz hätte, dessen Versteck sie uns verraten könnte. Sie hat sich mit Heilmagie befasst und Zauber in ihren Leib gewoben, die jede Wunde heilen. Und deshalb, so hat sie immer behauptet, sähe es nur so aus, als verfüge sie über ein magisches Herz, das ihre Wunden schließt.«
    Bleidan atmete schwer. »Weißt du, Frafa, ich glaube ihr. Ich habe ihr immer geglaubt. Sie hat sich demselben Zweig der Magie verschrieben wie wir. Meister Aldungan hätte dieselbe Fähigkeit gehabt. Und doch … musste ich tun, was mir aufgetragen wurde. Ich darf sie nicht sterben lassen, bevor sie uns das Versteck ihres magischen Herzens verrät.«
    »Warum nicht?«, fragte Frafa. »Ich dachte, sie hätte gar keines?«
    »Aber was, wenn ich mich irre? Wenn ich auch nur einen Zauberfürsten entkommen lasse, der seine Macht noch zu gebrauchen weiß, könnte der die neue Ordnung gefährden.«
    »Aber daran glaubst du nicht«, begehrte Frafa auf. »Ich dachte immer, du setzt dich für das ein, was du für richtig hältst! Wenn du nicht glaubst, dass diese Zaubererin eine Gefahr darstellt, warum lässt du sie dann nicht gehen? Oder tötest sie?«
    »Und dann?«, fragte Bleidan. Sie stiegen die Stufen empor.
    »Es ist schwierig, Frafa«, fuhr Bleidan nach einer Weile fort. »Ich habe es dir gesagt. Selbst die Goblins hatten Respekt vor meiner Aufgabe. Sosehr die Völker im Rat auch untereinander entzweit sind, in dieser Sache sind sie sich alle einig: die Gnome und die Goblins, die Menschen und selbst die Alben aus meiner eigenen Vereinigung. Keiner will, dass die alten Fürsten zurückkehren.«
    »Trotzdem«, sagte Frafa störrisch. »Du kannst ihr nicht so etwas antun, wenn du nicht einmal glaubst, dass es einen Sinn hat.«
    Sie traten hinaus in das helle Sonnenlicht auf dem Platz, kniffen die Augen zusammen und suchten rasch den Schatten der hohen Mauern.
    »An den Sinn glaube ich

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