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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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wenn wir das schaffen, erwartet uns dort nur ein verzweifelter Kampf gegen den Untergang. Nein, ich werde uns alle retten. Sorge du nur dafür, dass diese machtgierigen Alben, die Goblins, die Menschen und das ganze andere Geschmeiß das Opfer der Gnome nicht ausnutzen.«
    Sie traten in den Saal. Darnamur ging voraus, aber Wito löste sich aus seinem Schatten und trat an seine Seite. Einige Gnome jubelten ihm zu. Mitglieder seiner Partei verließen ihre Bank und beglückwünschten ihn zu seiner Rückkehr. Auch andere Ratsmitglieder gingen auf Wito zu. Er blieb stehen und schüttelte Hände, wurde mit Fragen bestürmt, während Darnamur einfach weiterging.
    Mit einem Stirnrunzeln schaute er auf die Menge, die seinen Freund umringte. Dann schlug er mit dem Holzklotz auf den Tisch.
    »Mitglieder des Hohen Rates«, brüllte er. »Ruhe! Ich will einen Antrag einbringen.«
    Die Unruhe erstarb zu einem Gemurmel.
    »Wito der Gnom ist zurück, der Vorsitzende der Grünen Lande «, erklärte Darnamur. »Wir kennen ihn alle. Ich beantrage, dass er als Vorsitzender des Hohen Rates aufgenommen wird. Ich beantrage ferner die Einrichtung eines neuen Postens: Ein Ratsgesandter soll für den Krieg gegen die Bitaner den Oberbefehl über das Heer erhalten, zugleich soll er aber Mitglied des Rates bleiben. Damit würde auch die taktische Führung des Militärs zum Regierungsamt. Ich beantrage, dass dieser Posten mir übertragen wird.«
    Es wurde still im Saal. Einige Ratsherren murrten.
    Darnamur blickte sich um und funkelte die Unzufriedenen an. Wohin sein Blick fiel, da verstummten die Zweifler und schauten zur Seite. Doch aus der Menge, die sich um Wito scharte, kamen Zwischenrufe:
    »Die Ratsbank der Gnome ist voll besetzt. Wenn wir Wito zum Vorsitzenden machen und Ihr Euren Platz behaltet, haben die Gnome elf Stimmen!«
    »Diktierst du dem Rat inzwischen offen deine Befehle?«, fragte ein Alb schroff.
    Darnamur ballte die Fäuste. »Ich will einfach keine Zeit verlieren und über jede Einzelheit lange diskutieren. Wenn wir die Bitaner aufhalten wollen, bevor sie die Türme von Daugazburg sehen, dann muss ich morgen Nacht zu unseren Truppen stoßen. Ich will diesen Ratsbeschluss, und dann bin ich weg.«
    »Dann«, sagte der Alb, »bin ich dafür.«
    Die Ratsmitglieder blickten einander an. Sie schauten zu Darnamur, der mit zusammengepressten Lippen hinter dem Pult des Vorsitzenden stand. Zögernd gingen weitere Hände hoch. Sie stimmten für Darnamur, aber der blickte so grimmig drein, als würde er jede Zustimmung als Schlag und Beleidigung deuten.
    Wito verfolgte das Schauspiel und strich sich mit der Hand über die Wange. So vieles stand unausgesprochen im Raum, und er konnte es sich nur dürftig zusammenreimen.
    Er war im letzten halben Jahr nicht dabei gewesen. Würde er je wieder heil machen können, was in dieser Zeit zu Bruch gegangen war? Gab es überhaupt eine Heilung? Oder war das, was er hier vorfand, nur die unvermeidliche Folge seiner Ideen? Hatte er selbst ihnen ein Erbe hinterlassen, für das es gar keine richtige Umsetzung gab, das aber genug Kraft entwickelte, um jeden anzutreiben, es gemäß den eigenen unzureichenden Vorstellungen zu versuchen?
    Wito schüttelte den Kopf. Er seufzte lautlos und musterte die Gesichter des Rates, eines nach dem anderen. Es hatte keinen Sinn, jetzt darüber zu nachzusinnen, was wäre, wenn … Es gab Arbeit zu tun.
    Als die Abstimmung vorüber war, trat Darnamur vom Pult fort und kam zu Wito. »Jetzt ist es deine Versammlung«, murmelte er. Mit diesen Worten hastete er aus dem Saal hinaus.
    Darnamur zog in den Krieg. Ein wagemutiges Unternehmen, vermutlich. Und doch … Zum ersten Mal sehe ich Darnamur fliehen, war Witos unwillkürlicher Gedanke, als er seinem alten Leutnant hinterherblickte.
    Unruhig lief Darnamur auf dem Warpelturm umher. Er schaute zu der Sonne, die viel zu langsam dem westlichen Horizont zustrebte. Was zu tun war, war getan, und er brannte darauf, Daugazburg hinter sich zu lassen.
    Der Greif mit seiner Reiterin stand bereit. Sie prüfte die Ledertaschen, die zwei menschliche Knechte kurz zuvor auf dem Tier festgeschnallt hatten. Außen auf der Treppe keuchte seine Kompanie heran, die letzten Veteranen, die Darnamur in der Stadt hatte. Eine Hand voll erfahrene Offiziere und knapp zehntausend Gnome Miliz, das war alles, was er bei Wito in Daugazburg zurückließ.
    Wenn sein Plan Erfolg hatte, würden sie niemals in die Schlacht ziehen müssen. Er selbst kehrte als

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