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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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überzeugt, so finden wir am ehesten zueinander, und so kann eine jede Gruppe am ehesten dazu gebracht werden, ihre eigenen Kräfte ohne Vorbehalte zum Wohle der Grauen Lande zur Verfügung zu stellen.
    W ITO , DER G NOM ,
V ORSITZENDER DES H OHEN R ATES
    Der Greif fauchte die Gnome an, die um ihn herumwimmelten, und die Vila fasste ihn hart am Zügel. Darnamur war als Erster abgestiegen und half den Spähern seiner Schar, die nach und nach aus den Taschen krochen, ihre große Gestalt annahmen und vom Rücken des Greifs kletterten. Aus dem Lager kamen weitere Gnome heran, um die Verstärkung zu begrüßen.
    »Los, los«, rief Darnamur. »Lasst das Tier mal zur Ruhe kommen!«
    Er führte seine Gnomenspäher von dem Greif fort. In einiger Entfernung sah er kleine behelfsmäßige Zelte, kaum mehr als Unterstände mit einer Plane und einem Stock als Stütze. Die Truppen von Daugazburg, die den Bitanern zusetzten, waren versprengt und weit verstreut. Sie führten einen Partisanenkrieg, und Darnamur hatte eine Weile gebraucht, bis er eine größere Schar ausfindig gemacht hatte, der er sich anschließen wollte.
    Ein Leutnant kam heran. »Was ist das?«, fragte er. »Nachschub? Wir können …« Er erkannte Darnamur, brach ab und salutierte. Dann schaute er beunruhigt zu seinem schäbigen Lager hinüber und schwieg.
    »Keine Sorge«, sagte Darnamur. »Ich bleibe nicht lange. Ich wollte heute Nacht noch den entscheidenden Schlag gegen die Bitaner führen …«
    Der Leutnant wurde blass. »Einen Schlag gegen die Bitaner? Aber wir haben hier höchstens …«
    Darnamur grinste. »Keine Sorge, ich will nicht mit deinen Leuten in die Schlacht ziehen. Ich lade nur meine Begleitung und die Vorräte ab, dann fliege ich allein weiter. Ich brauche das Lager nur als Rückzugsstellung.«
    Noch mehr Gnomenspäher kamen heran. Hinter ihnen, zwischen den Zelten, erblickte Darnamur auch Goblins, und in einer Mulde am Fuß des Hangs die unverkennbare Silhouette eines Trolls. Darnamur kniff die Augen zusammen. Er hatte sich zu sehr daran gewöhnt, dass fremde bewaffnete Völker Ärger bedeuteten. Aber natürlich hatten die Gnome hier draußen für den Kampf gegen die Bitaner so viele Verbündete gesammelt, wie sie finden konnten.
    Trotzdem war Darnamur froh, dass diese Verbündeten sich zurückhielten und die Gnome unter sich blieben. Etwa fünfzig Späher versammelten sich in einem dichten Pulk um die Neuankömmlinge. Sie versuchten zu erkennen, wer da mit dem Greif aus Daugazburg angekommen war.
    »Äh«, sagte der Leutnant. »Genau genommen sind das nicht meine Leute.«
    Unruhe lief wie eine Welle durch die Gruppe der Gnome. Dann schob ein weiterer Offizier zwei von ihnen beiseite, die ihm die Sicht versperrten, und stand frei vor Darnamur. Es war Ganoch.
    »Darnamur«, sagte er. Er musterte seinen früheren Befehlshaber.
    Darnamur erstarrte. Es war unmöglich, dass Ganoch überlebt hatte, dass Ganoch überlebt hatte und aus der Stadt herausgekommen war, ohne dass er es erfahren hatte!
    Der Gnomengeneral trug seine Haare jetzt nicht mehr zu Zöpfen geflochten. Sein Gesicht war auf eine verstörende Weise verzogen, als wäre der Schädel gebrochen gewesen und dann falsch zusammengewachsen. Aber davon abgesehen schien er unversehrt.
    »Ganoch!«, rief Darnamur mit gespielter Heiterkeit. »Ich freue mich, dich zu sehen. Man hat ja allerhand wilde Dinge gehört, was mit dir geschehen sein soll.« Ganz langsam schob er seine Hand zum Griff seines Schwerts.
    Ganoch schaute ihn an. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht. Endlich ergriff er wieder das Wort.
    »Darnamur«, wiederholte er. »Ich wollte in die Stadt kommen und dich zur Rechenschaft ziehen, doch die Grauen Lande können in dieser Stunde keinen Zwist und keinen Bürgerkrieg verkraften. Ich wollte die Truppen hier sammeln und gegen dich führen, doch unsere wenigen Krieger werden gegen die Bitaner gebraucht. Aber dass du nun hergekommen bist …«
    »Na«, sagte Darnamur. Er sprach so laut, dass alle Gnome ringsum ihn hören konnten. »Da gab es wohl einige Missverständnisse. Du bist in der Stadt jederzeit willkommen. Der Rat hegt einen Groll gegen dich, das ist wahr. Aber das hätten wir gemeinsam schon überstanden, wenn du nicht derart in Panik geraten wärst und Dranjar niedergeschlagen hättest, um dann vom Warpelturm zu springen. Dranjar ist dabei gestorben, das weißt du?«
    »Ich weiß«, sagte Ganoch. »Ich weiß ganz genau, was ich in Daugazburg zu erwarten habe. So sehr

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