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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Held zurück, seine Kritiker würden verstummen, und mit dem Feind hätte er endlich, endlich auch alle anderen großen Völker niedergerungen. Darnamur, der Retter von Daugazburg. Ein Gnom.
    Ja.
    Darnamur lächelte versonnen und streichelte das Päckchen, das er unter dem Arm trug. Smatras letzte Waffe, ihm auf den Leib geschneidert. Die Waffe eines Helden, der wagte, was kein Großer jemals gewagt hätte.
    Wie dumm er gewesen war! Er war ein Krieger, ein Kämpfer. Kein Intrigant, kein Pläneschmied und kein Redekünstler. Er liebte den geraden Weg, und er hatte alle Fähigkeiten, die es dafür brauchte. Er war schnell, er war geschickt, er traf Entscheidungen, ohne zu zögern. Und er tat alles, um einen Auftrag zum Erfolg zu bringen.
    Es war dumm von ihm gewesen, auf fremdem Gebiet zu kämpfen. Es war von Anfang an so geplant gewesen, dass Wito und die Grünen Lande sich um die Worte kümmerten, Darnamur und seine Knochenmesser hingegen um die Taten. Aber Wito war fort gewesen, und er hatte die Lücke füllen müssen.
    Nein, dachte Darnamur. Ein Leutnant springt ein, wenn der Hauptmann fort ist. Doch es ist keine Schande, zurückzutreten, wenn der Hauptmann wiederkehrt. Es war keine Niederlage, wenn er Wito das Verhandeln und Politisieren überließ. Er war immer noch ungeschlagen, und das würde er auch bleiben.
    Seine Truppen traten an.
    Darnamur prüfte ihre Rüstungen, die Waffen.
    »Späher«, sagte er dann. »Ihr werdet mich begleiten. Wir versuchen, Kontakt zu unseren Kameraden aufzunehmen, die den Zug der Bitaner begleiten. Wenn alles gut geht, werdet ihr nicht kämpfen müssen. Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, haltet euch bereit!«
    Er wies auf den Greif, und sein Trupp kletterte nach und nach an den Flanken hoch, nahm die kleine Gestalt an und suchte sich einen Platz in den gepolsterten Taschen.
    Darnamur saß als Letzter auf. Er verstaute sein Gepäckstück in einer Tasche hinter dem Sattel. Dann schnallte er sich selbst hinter der Vila fest. Darnamur wollte den Flug in seiner vollen Größe genießen. Er zog sich eine Kappe über den Kopf. Mit seinen kräftigen Löwenpranken stieß der Greif sich von der Mauerkante ab und breitete die Schwingen aus. Mit einem schrillen Schrei schraubte er sich in den Himmel. Der Wind peitschte Darnamur ins Gesicht.
    Schon lag der letzte Wall der Stadt hinter ihm. Zwischen den Flügelschlägen sah er das flache Land zu seinen Füßen.
    Darnamur fühlte sich frei.
    Er atmete tief durch. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie eng ihm die Stadt mit den Jahren geworden war, wie weit sie entfernt war von dem, was sein Leben war.
    Darnamur dachte an Ganoch.
    Er wandte den Kopf und schaute zur Stadt zurück. Türme und Wälle, von Spitzen und Zacken gekrönt, ragten düster hinter ihm auf. Was würde ihn erwarten, wenn er je nach Daugazburg zurückkehrte?
    Nein, dachte Darnamur. Er würde aus Ganochs Fehler lernen. Er durfte niemandem vertrauen, und womöglich würde selbst Wito den Einflüsterungen der Kritiker und der Besserwisser erliegen und sich gegen ihn stellen.
    Doch seine Feinde sollten nicht glauben, dass sie einen Vorteil gewannen, nur weil Darnamur ihnen kurz den Rücken zuwandte. Er würde siegreich und an der Spitze des Heeres in die Stadt zurückkehren, stark und unangreifbar und groß .
    Oder gar nicht mehr.

24. K APITEL:
N EUE F ELDHERREN

    Mir schwebt ein Rat vor, in dem die Volksgrenzen aufgehoben sind. In dem jeder Bürger frei für einen Vertreter stimmen kann, und in dem diese Vertreter dann beisammensitzen, nicht mehr nach Bänken getrennt, und sich für Ziele einsetzen, nicht mehr für Völker.
    Leider sind wir von diesen Verhältnissen weit entfernt.
    Auf ein Wahlrecht müssen wir uns erst noch einigen. Wir müssen lernen, einander zu vertrauen und miteinander zu arbeiten statt gegeneinander. Die Maßnahmen, die ich zuerst vorschlagen möchte, sollen also vor allem Vertrauen schaffen. Darum werde ich sämtliche Ämter aufgeben, die Darnamur auf sich vereinigt hat. Ich schlage ein Gesetz vor, das in Zukunft jede Ämterhäufung verbietet: Jedes Mitglied des Rats darf nur eine Position innehaben, nur einen Sitz in einem Ausschuss oder irgendein anderes Amt. Sämtliche militärischen Strukturen sollen ohne Einschränkung dem Rat unterstellt werden.
    Es dürfen nicht mehr alle Fäden bei einer Person zusammenlaufen. Lasst uns ein Netz knüpfen, in dem niemand dem anderen etwas voraushat und worin jeder auf den anderen angewiesen ist. Ich bin

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