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Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
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lehnte Ilona zusammengesunken an der Wand, als hätte jemand sie zusammengeschlagen. Mattie wischte ihr den Schweiß von der Stirn und tupfte die Reste des Erbrochenen aus ihren Mundwinkeln. »W as wissen Sie vom Schlachthaus?«, fragte sie.
    Ilona Frei blickte nur schweigend ins Nichts, den Mund weit aufgesperrt, dann fest verschlossen, während sie wieder zu weinen begann. »E r hat gesagt, er würde uns umbringen, wenn wir reden. Und jetzt hat er Chris umgebracht und war hier, um mich auch umzubringen.« Schluchzend beugte sie sich nach vorn.
    Mattie zog die verzweifelte Frau in ihre Arme. »W as wissen Sie vom Schlachthaus, Ilona?«, fragte sie, als diese sich etwas beruhigt zu haben schien.
    Ilona Frei erschauderte unter ihrer schweren Last. »I ch weiß alles über das Schlachthaus in Ahrensfelde«, flüsterte sie. »A lles.«

Vierter Teil
    Die Maske

88
    Eine Stunde später saß Mattie schockiert auf einem wackligen Stuhl an einem kleinen Tisch gegenüber von Ilona Frei.
    Erschöpft und mit heiserer Stimme hatte Ilona ihre Erzählung beendet. »D as war am Nachmittag, bevor die Männer kamen und uns ins Waisenhaus 44 gebracht haben. Es war auch das letzte Mal, dass wir das Schlachthaus oder Falk gesehen haben. Ich wollte die Sache und alles vergessen, was dort passiert ist. Ich konnte später nicht hingehen und mir alles noch einmal ansehen. Und dass Chris reingegangen ist… und…« Sie warf die Hände hoch und kämpfte gegen ihre Tränen an.
    Mattie hatte fast ihr gesamtes Erwachsenenleben mit Polizeiarbeit zu tun gehabt und zynischerweise geglaubt, sie hätte schon alle Formen von Brutalität mitbekommen, die es auf Erden gab. Doch nichts davon kam dem nahe, was sie gerade gehört hatte. Bleierne Stille legte sich über den Raum.
    Ilona Frei hielt die Arme fest vor ihrer Brust verschränkt, und Tränen liefen über ihre Wangen und an ihren Mundwinkeln entlang. »I ch habe noch nie jemandem vom Schlachthaus erzählt«, sagte sie. »S ie sind die Erste.«
    Mattie schielte zu Tom, der mit skeptischem Blick in der Tür stand. Sie wusste, was er dachte: Ilona Frei war schizophren. Drogenabhängig. Wie viel von dem, was sie gerade erzählt hatte, entsprach der Wahrheit, und wie viel hatte sie mit ihrem wirren Kopf erfunden?
    Tom hatte die Feuerleiter und die kleine Straße hinterm Haus überprüft, aber nichts gefunden, was Ilonas Behauptung bekräftigen würde, dass ein Mann vor ihrem Fenster gewesen war. Das machte Ilona Frei auch nicht glaubwürdiger.
    Doch als Mattie an Chris’ Albträume und den Schutzschild dachte, den er um sich errichtet hatte, kam ihr Ilonas Geschichte sehr wahr vor. Was sie erzählt hatte, würde auch beim stärksten Mann der Welt eine tiefe Wunde hinterlassen.
    »W arum hat die Polizei nie davon erfahren?«, wollte Tom wissen. »W arum haben Sie nie Ihren Ärzten davon erzählt?«
    »F alk sagte, er würde uns töten«, antwortete Ilona. »W ir haben ihm geglaubt. Und heute Abend hat er Wort gehalten, oder nicht?«
    »G laubte Greta Amsel ihm?«, fragte Tom weiter.
    Die verstörte Frau strich sich das Haar aus dem Gesicht. »G reta? Warum Greta?«
    »S ie ist auch tot, Ilona«, sagte Mattie traurig. »E benso wie Artur.«
    Ilona Frei riss den Mund weit auf, und ihr Körper begann zu schwanken und sich zu verrenken, als würde etwas an ihren Muskeln zerren. »D ann ist Ilse auch tot?«
    Mattie erinnerte sich an die Frauenleiche im Schlachthaus, doch sie hatte nicht den Mut, es ihr zu sagen. »W ir wissen nicht…«
    »E r hat sie umgebracht, und jetzt wird er mich auch umbringen«, wimmerte Ilona. »D as war er vorhin am Fenster. Natürlich. Ich bin die Letzte! Er muss mich umbringen!«
    Mattie legte ihre Hand auf die von Ilona. »W ir sorgen dafür, dass das nicht passiert. Beruhigen Sie sich. Wir haben mit einer der Frauen gesprochen, die mit Ihrer Schwester zusammengearbeitet haben. Sie sagte, Ilse hätte dort seine Stimme erkannt. Stimmt das?«
    Ilona Frei schlang wieder ihre Arme um sich und nickte. »F alk hat eine markante Stimme. Er gibt so einen Knacklaut von sich, wenn er sich freut. Und er beendet seine Sätze gerne mit einem Summen, wobei er die Stimme wie zu einer Frage anhebt. Hm ?«
    »A ber das war vor dreißig Jahren«, zweifelte Tom. »W ie konnte sie da sicher sein?«
    Ilona Frei warf ihm einen funkelnden Blick zu. »J emanden wie Falk vergisst man nicht. Er brennt sich ins Hirn ein.«
    »S ind Sie deswegen zu uns ins Büro gekommen? Um Chris zu sagen, dass Falk

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