Der Tag der Rache. Private Berlin
Cäcilia?«
Ich lächle ihn traurig an. »D eswegen hat mich deine Mutter hierhergeschickt. Deine Tante ist krank, sehr krank. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht.«
Das wirkt. Der Kleine senkt seinen Schutzschild, geht schnurstracks auf den Wagen zu und steigt ein. »W as ist mit ihr?«, fragt er.
»D as wissen sie nicht«, antworte ich. »S ie ist zu Hause zusammengebrochen, und jetzt wird sie untersucht. So, schnall dich an.«
Das tut Niklas. Ohne Widerrede.
Was für ein bemerkenswerter Junge. So ernst und folgsam.
»W o ist meine Mama?«, fragt er weiter, als ich den Gang einlege und losfahre.
»K eine Sorge«, beruhige ich ihn. »S ie kommt uns gleich nach.«
Niklas runzelt die Stirn und blickt sich um. »D as ist nicht der Weg nach Hause. Wohin fahren wir?«
»A n einen besonderen Ort«, antworte ich. »E inen sehr speziellen Ort für einen sehr speziellen Jungen.«
1 03
»I ch war zehn Tage in Schweden«, begann Hermann Krüger. »D ort hielt ich mich in der Nähe von Östersund in einer Jagdhütte auf, die dem schwedischen Finanzier Olle Larsson gehört. Olle und ich haben über den Verkauf meines Imperiums verhandelt. Ich wollte den Rest meines Lebens genießen und was Gutes mit meinem Geld anstellen. Ich hatte gehofft, Agnes würde bei mir bleiben und helfen, Gutes zu tun. Doch als ich das letzte Mal mit ihr sprach, sagte sie, sie wolle sich von mir scheiden lassen…«
»W ir haben da was anderes gehört«, widersprach Dietrich. »D ass sie sich nicht scheiden lassen wollte.«
Krüger schüttelte den Kopf. »S ie wollte mich verlassen.«
»I hr Stiefsohn behauptet das Gegenteil«, bekräftigte Dietrich.
»M ein Stiefsohn ist ein Wichser, Herr Hauptkommissar«, schnauzte Krüger. »S o, wenn Sie nicht vorhaben, mich zu verhaften, muss ich Sie jetzt verlassen, weil ich Wichtigeres zu tun habe. Herr Richter wird Ihnen Herrn Larssons Privatnummer geben. Er und mehrere seiner Mitarbeiter sowie die Angestellten in der Jagdhütte werden mein Alibi bestätigen. Denken Sie daran, bis vier Uhr haben Sie zugesagt, mein Geheimnis zu wahren.«
Krüger erhob sich, als wäre die Besprechung zu Ende. Auch Dietrich erhob sich, war aber verwirrt über den plötzlichen Ausgang. Doch er fing sich wieder. »B esitzen Sie eine Chokwe-Maske?«
Krüger war überrascht. »J a, warum?«
»W aren Sie je in Bad Homburg im Paradise Club, einem Bordell?«
Er zuckte mit den Schultern. »W eiß nicht. Einmal vielleicht.«
»W ir fanden die Mordwaffe in einem Ihrer Fahrzeuge«, fuhr Dietrich fort. »A llein deswegen kann ich Sie verhaften.«
»D ie Waffe dient eindeutig dazu, Herrn Krüger etwas anzuhängen«, meldete sich der Anwalt zu Wort. »U nd ich sehe keinen Zusammenhang zwischen einer Chokwe-Maske und einem Bordell in Bad Homburg. Wenn Sie sich so sicher sind, dann verhaften Sie Herrn Krüger. In diesem Fall werden wir Sie allerdings auf Schadenersatz verklagen. Andernfalls gehen wir jetzt.«
»I ch muss wissen, wohin Sie gehen«, sagte Dietrich nach kurzem Zögern. »O der ob Sie vorhaben, das Land erneut zu verlassen.«
»I ch muss mich um Agnes’ Begräbnis kümmern«, herrschte Krüger ihn an. »G leich danach werde ich den Kauf weiterer Aktien in Auftrag geben. Mit diesem Geschwätz von Mord und Übernahme wird Krüger Industries derzeit unterbewertet, aber mit allergrößter Wahrscheinlichkeit im Preis steigen, sobald die Verhandlung bekannt wird. Sie sollten sich auch ein paar Aktien zulegen, Herr Hauptkommissar. Ich verspreche Ihnen, Sie werden reich werden.«
Krüger verließ den Raum, während sein Anwalt einen Zettel vor Dietrich auf den Tisch legte und Krüger folgte.
Sandra Weigel blickte seufzend zu Mattie. »S ie hatten recht. Machen wir es jetzt, oder warten wir noch einen Moment?«
»J e eher, desto besser«, antwortete Mattie. »E s ist gut, wenn er in die Defensive geht.«
»M ir ist gerade noch eine Idee gekommen«, sagte Katharina, die während des gesamten Verhörs geschwiegen hatte und jetzt zur Tür ging.
»W as?«, fragte Mattie. »W ohin willst du?«
»M ir ist noch eine Frage eingefallen. Ich muss Krüger erwischen, bevor er das Gebäude verlässt.«
1 04
»H err Hauptkommissar?«, sagte Sandra Weigel. Sie stand unsicher an der Tür zum Verhörzimmer, wo Dietrich am Tisch saß und ein Gesicht zog, als hätte er beim Spiel verloren.
»G ehen Sie, Weigel«, verlangte er. »I ch muss nachdenken.«
»W enn Sie bitte…«, begann sie.
»B itte abgelehnt«, schnauzte er
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