Der Tag der Rache. Private Berlin
etwas ins Ohr.
Schließlich setzte sich Dietrich. »W ir hoffen, Sie können ein paar Dinge für uns aufklären, Herr Krüger«, begann er in gespielter Fröhlichkeit.
»M ein Mandant möchte kooperieren, Herr Hauptkommissar«, sagte Richter.
»H ervorragend. Aber ich glaube, ab jetzt lassen wir Ihren Mandanten selbst reden.«
Dieser räusperte sich. »W as möchten Sie wissen?«
»Z unächst einmal: Wo waren Sie?«
Hermann Krüger zögerte, bevor er antwortete. »D arüber kann ich erst in etwa einer Stunde sprechen. Die finanziellen Folgen wären zu gravierend, wenn die Sache vorzeitig ans Tageslicht käme.«
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Ein kurzer Moment verging. »I hre finanziellen Folgen sind mir egal«, knurrte Dietrich. »E s gibt rechtliche Folgen, wenn Sie nicht anfangen, mit mir zu reden. Zum Beispiel eine Mordanklage. Haben Sie Ihre Frau getötet, Herr Krüger?«
»M it Sicherheit nicht«, blaffte dieser wütend.
»M it Sicherheit hatten Sie ein Motiv«, entgegnete Dietrich in angenehmem, einladendem Plauderton, der Mattie ein ganz anderes Bild von ihm vermittelte. Trotz seiner Fehler beherrschte der Mann sein Metier, wenn es um Verhöre ging.
In kurzer, rascher Abfolge befeuerte er Krüger mit dessen Mätressen, den Prostituierten und den Ermittlungsergebnissen von Private Berlin über ihn.
»S ie fanden heraus, dass Private Berlin im Auftrag Ihrer Frau Ihre außerehelichen Aktivitäten unter die Lupe nahm«, fuhr Dietrich fort. »S ie dachten sich, wenn Ihre Perversionen an die Öffentlichkeit gelangten, könnte dies Ihrem Ruf schaden, weswegen Sie Christoph Schneider und dann Ihre Frau aus Rache töteten. Schneider warfen Sie in einem alten, verlassenen Schlachthaus in Ahrensfelde in einem geheimen Keller den Ratten zum Fraß vor.«
Krüger wurde puterrot im Gesicht. »D as ist… das ist…«, stammelte er.
»E ine Verleumdung«, zischte sein Anwalt. »M ein Mandant hat nichts davon getan. Er hat mit dem Mord an seiner Frau oder an Schneider absolut nichts zu tun.«
»U nd ich habe keine Ahnung, über welches Schlachthaus Sie da reden«, sagte Krüger, als er seine Stimme wiedergefunden hatte.
»I hr Stiefsohn glaubt, Sie hätten Ihre Frau umgebracht«, antwortete Dietrich gelassen. »O der sie umbringen lassen.«
»D as ist klar, dass dieser kleine, gierige Bastard so was behauptet«, erwiderte Krüger gleichgültig. »I ch wiederhole: Ich habe nichts mit Agnes’ Tod zu tun.«
»U nd dennoch sind Sie nicht nach Hause geeilt, als Sie davon hörten«, bemerkte Dietrich.
»S oweit ich gehört hatte, war sie tot«, erwiderte Krüger. »N icht krank, nicht im Sterben, sondern tot. Ich war aufgebracht, von Trauer mitgenommen, aber ich wusste, ich konnte daran nichts ändern und musste entscheidende Geschäfte zum Abschluss bringen.«
»M it wem?«, wollte Dietrich wissen. »S agen Sie es mir, und zwar jetzt, sonst wird dies die Version Ihrer Geschichte sein, die dem Gericht vorgelegt wird und über die sich die Presse und die Blogger die Finger wundschreiben werden, damit die Geschäftswelt auch ja davon erfährt.«
Krüger wand sich, als krabbelten Wanzen über seine Haut. »I ch bezahle Ihnen eine ganze Stange Geld«, sagte er zu seinem Anwalt. »G eben Sie ihm zu verstehen, was hier auf dem Spiel steht.«
Richter sah auf seine Uhr. »I ch glaube, jetzt können Sie sprechen, Herr Krüger. Die Märkte schließen in einer Stunde. Solange der Hauptkommissar damit einverstanden ist, bis vier Uhr nichts von unserer Unterhaltung nach außen dringen zu lassen, können Sie frei sprechen.«
Mattie sah auf ihre Uhr. Punkt drei– die Schule war zu Ende, und Tante Cäcilia würde Niklas gerade dort abholen, dachte sie, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Krüger zuwandte, der endlich bereit zu sein schien zu reden.
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Freunde, um fünf nach drei marschiert mein zukünftiger Freund Niklas Engel aus der Schule. Er sieht sich nach der Tante seiner Mutter um. Doch die Ärmste wird heute nicht auftauchen. Dafür habe ich gesorgt.
Der Junge macht ein entrüstetes Gesicht. Perfekt. Ich fahre wie geplant mit meinem Mercedes auf ihn zu und öffne das Seitenfenster. »N iklas?«, rufe ich mit gekünsteltem holländischen Akzent. »N iklas Engel?«
Ich halte meinen Dienstausweis von Private Berlin nach draußen und lächele. »I ch bin Daniel Brecht. Vielleicht hat deine Mutter von mir gesprochen. Sie bat mich, dich abzuholen und nach Hause zu bringen.«
Niklas sah mich misstrauisch an. »W o ist meine Tante
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