Der Tag der Rache. Private Berlin
zurück.
Weigel richtete sich kerzengerade auf. »I ch glaube, ich habe mithilfe von Private Berlin einen größeren Durchbruch in dem Fall erzielt«, sagte sie mit selbstbewussterer Stimme.
Dietrich runzelte die Stirn und hob den Kopf. »M ithilfe von Private Berlin?«
»J a.«
»S ie meinen, Sie haben ohne mein Wissen mit Private kooperiert?«
»S ie waren in letzter Zeit nicht Sie selbst, und Sie haben mir die Verantwortung übertragen, während Sie mit dem Tod Ihres…«
Dietrich knallte mit der flachen Hand auf den Tisch. »E rzählen Sie mir nicht, wer ich war, Weigel! Ich könnte dafür Ihre Karriere zerstören. Dann ist es aus mit der Kripo, und Sie könnten froh sein, wenn Sie im Streifendienst oder als Politesse unterkommen.«
Weigels Gesicht lief rot an. »W ie dem auch sei, ich habe einen Zeugen zum Verhör einbestellt«, fuhr sie unbeirrt, aber mit zitternder Stimme fort.
»E inen Zeugen?«, fragte Dietrich verblüfft. »W ozu?«
»W enn Sie mitkommen würden, er sitzt in Raum B. Ich dachte, Sie würden gern zusehen.«
»Z usehen?«
»B ei meinem Verhör.«
Mattie beobachtete die Szene von der anderen Seite des Spiegels aus, bevor sie ins Beobachtungszimmer des gegenüberliegenden Verhörraums ging. Ein Mann mit Bart und in Arbeitskleidung saß allein am Tisch und zupfte frustriert an den Schwielen seiner Hände.
Hauptkommissar Dietrich betrat das Beobachtungszimmer. Als er Mattie erblickte, schien er zu erstarren. »S ie? Was machen Sie hier? Wer hat Ihnen den Zutritt gestattet?«
»Ihre Kollegin «, antwortete Mattie gelassen.
»W eigel?«, rief Dietrich, während hinter ihm die Tür geöffnet wurde. »S ie hat nicht die Erlaubnis dazu. Sie…«
»S ie hat die Erlaubnis von mir, Hans«, sagte Harald Gottschalk, ein hochgewachsener Mann und Dietrichs Vorgesetzter.
»V on dir, Harald? Das kannst du nicht ernst meinen«, zweifelte Dietrich.
»B ei Mord meine ich es immer ernst, Hans«, entgegnete Gottschalk. »S chauen wir mal, was uns deine Kollegin zu bieten hat.«
Auf der anderen Seite des Spiegels trat Sandra Weigel im Verhörzimmer auf den wartenden Mann zu.
Erst jetzt schien Dietrich ihn zu bemerken. Er wandte sich zu Mattie um. »W as für einen Quatsch haben Sie ihr bloß eingeredet? Wer ist der Mann da drin?«
Mattie blickte gelassen zurück. »E r läuft unter verschiedenen Namen herum, aber keiner ist echt.«
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»K önnen Sie mir für die Akten Ihren Namen nennen?«, bat Sandra Weigel.
»B in ich verhaftet?«, fragte der Mann.
»W ir glauben nicht, dass Sie etwas Unrechtes getan haben. Sie wurden nur zur Vernehmung hergebracht. Ihr Name?«
»G erhardt Krainer«, antwortete er.
»B eruf?«
»I ch bin Inhaber eines Bauunternehmens. Wir sanieren Wohnhäuser.«
»W ie lange sind Sie schon in diesem Geschäft, Herr Krainer?«
»F ünfzehn Jahre. Hören Sie, ich verstehe nicht, warum ich…«
»A lles zu seiner Zeit, Herr Krainer«, schnitt Weigel ihm das Wort ab. »S ie haben Ihren Namen bis heute viermal geändert.«
Krainer zog sein angriffslustig vorgeschobenes Kinn ein Stück zurück. »U nd? Das war alles legal. Jedes Mal, weil ich neu anfangen wollte. Komplett neu.«
»S ie hießen früher Kiefer Braun?«
Er zögerte, nickte dann aber. »V or langer Zeit.«
»U nd Sie wuchsen in einem Waisenhaus auf? Waisenhaus 44?«
Krainer runzelte die Stirn, ohne gleich zu antworten. »J a, aber…«
»E rzählen Sie mir von dem Schlachthaus«, fiel sie ihm ins Wort.
Krainer blinzelte mehrmals. Mattie dachte, er sehe aus wie ein Mann, der aus einer Hypnose aufwacht. »I ch weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte er mit dünner Stimme.
»V om Schlachthaus südlich von Ahrensfelde«, beharrte Sandra Weigel.
»T ut mir leid«, weigerte sich Krainer blinzelnd. »I ch bin in Leipzig aufgewachsen. Meine Eltern starben bei einem Autounfall. Ich weiß nichts von einem Schlachthaus.«
Im Beobachtungsraum räusperte sich Hauptkommissar Dietrich, als drückte er damit seine Zufriedenheit aus.
»W as ist mit einem Mann namens Falk?«, fragte Kommissar Weigel weiter.
»N ein, den kenne ich auch nicht. Nie von ihm gehört.«
Dietrich ließ wieder dieses Räuspern hören. »D as ist Zeitverschwendung. Ich gehe jetzt…«
Harald Gottschalk fasste ihn am Ellbogen. »W arte.« Weigel war aufgestanden und ging zur Tür. Ilona Frei schlurfte mit gesenktem Kopf herein.
Krainer starrte sie an, versuchte sie zu erkennen. »H allo, Kiefer«, sagte sie schließlich. »I ch bin’s,
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