Der Tag der Rache. Private Berlin
Wissen Sie, was er geantwortet hat?«
Rudi zuckte mit den Schultern.
»E s wurde Folgendes vereinbart: Wenn Ihre Mutter mit Hermann bis zu seinem Tod verheiratet bleibt, erbt sie sein gesamtes Vermögen, was bedeutet, dass Sie schließlich alles erben würden.«
»G eld ist für mich nicht wichtig«, sagte er tonlos. »U nd?«
»I m Vertrag wurde auch festgelegt, dass Ihre Mutter nur zehn Millionen erhält, wenn sie sich scheiden lässt.«
»D as habe ich Ihnen doch schon gesagt«, bestätigte Rudi Krüger.
»S timmt. Aber interessant ist, dass die dritte Option besagt, dass Sie, Rudi, ein Zehntel seines Vermögens erhalten, wenn Ihre Mutter während der Ehe zuerst stirbt. Das sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt des Börsenschlusses fast vierhundert Millionen Euro.«
Er starrte sie nur an. »W enn Sie meinen. Ich habe doch gesagt, Geld ist mir nicht wichtig. Vielleicht spende ich es dem Tacheles, damit es überlebt.«
»V ielleicht einen Teil«, widersprach Doruk. »A ber den Rest werden Sie wohl zu Ihrem eigenen Vergnügen verwenden.«
Er lachte nur verbittert. »S ie können mich mal. Wer sind Sie? Sie kennen mich doch gar nicht. Wollen Sie etwa behaupten, ich hätte meine Mutter umgebracht? Ich war überhaupt nicht in ihrer Nähe, als sie erschossen wurde, sondern hier im Tacheles bei einer Versammlung.«
»I ch weiß«, bestätigte Katharina Doruk. »W ir haben das überprüft.«
»N a also«, schoss er zurück. »W arum stecken Sie sich Ihre Andeutungen nicht sonstwohin und verschwinden einfach?«
Katharina ging nicht auf ihn ein, sondern blickte zu seiner Freundin. »A ber bei Ihnen, Tanja, scheinen sich nur wenige Leute zu erinnern, dass Sie auf der Besprechung waren.«
»I ch? Ich war da«, behauptete sie entrüstet. »E ine Menge Leute haben mich gesehen.«
»N ennen Sie einen«, verlangte Doruk.
»R ude«, antwortete sie.
»W ie passend.«
»D a waren noch andere«, wehrte sie sich.
Doruk schüttelte den Kopf. »N ein. Sie haben die Versammlung kurz nach dem Beginn verlassen und sind nach Wilmersdorf gefahren. Sie wussten, dass Agnes mit ihrer Freundin Ingrid Dahl zum Essen ins Quarré fahren würde, weil Rudi es Ihnen erzählt hat. Sie wussten, welchen Weg sie höchstwahrscheinlich fahren würde. Sie warteten und erschossen sie.«
»D afür haben Sie keinen Beweis«, winselte Tanja beinahe.
»D en werden wir haben«, bekräftigte Doruk. »O der vielmehr die Polizei. Die durchsucht nämlich gerade Rudis Atelier.«
»W as?«, rief Rudi Krüger, der einen Schritt von seiner Freundin zur Seite trat.
Einen Moment lang war Tanja viel zu verblüfft, um sich zu rühren, dann versuchte sie abzuhauen. Doruk war schneller, packte Tanja am Arm und drehte ihn ihr auf den Rücken.
»I ch hatte keine Ahnung!«, rief Rudi Krüger Doruk zu. »W enn sie das getan hat, dann ohne mein Wissen. Diese dämliche Schlampe!«
Tanja drehte durch. »W as?«, schrie sie. »D as war doch deine Idee! Du hast behauptet, niemand würde mich verdächtigen! Das war deine Idee! Du hast gesagt, wir könnten das Geld für einen guten Zweck einsetzen. Wir könnten das Tacheles und andere Orte wie das Tacheles retten und ein anständiges Leben führen.«
»D as stimmt nicht«, erwiderte er und drehte sich um, um zu gehen.
Doch Sandra Weigel versperrte ihm den Weg.
1 12
Mattie und Hauptkommissar Dietrich verließen am Alexanderplatz die S-Bahn und überquerten den Platz. Dietrich hing noch am Telefon, Mattie klappte ihres frustriert zu. Seit sie das Hauptgebäude der Kripo verlassen hatten, hatte sie erfolglos versucht, Tante Cäcilia, Niklas und Tom Burkhart anzurufen. Keinen hatte sie bisher erreicht.
Mattie beobachtete Dietrich, der seinem Telefonpartner aufmerksam zuhörte. Sie hatte gedacht, er wäre mit seiner Karriere am Ende, nachdem er zugegeben hatte, bei seinem Einstellungsgespräch gelogen zu haben, doch sein Chef, Harald Gottschalk, hatte sie mit seiner Entscheidung überrascht. Dietrich würde ein strenges Disziplinarverfahren über sich ergehen lassen und möglicherweise vom Dienst suspendiert werden, doch bis dahin sollte er die Kontakte seines Vaters nutzen, um Falk ausfindig zu machen.
Dietrich beendete das Gespräch und lächelte sie verärgert an. »I hre Kollegin, Frau Doruk, hatte recht. Weigel hat Rudi Krüger und seine Freundin gerade wegen des Mordes an Agnes Krüger verhaftet.«
Mattie schüttelte den Kopf. »D er Anarchist hat es wegen des Geldes getan.«
Sie bogen auf die Karl-Marx-Allee
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