Der Tag der Rache. Private Berlin
Stasi-Archiv keine Unterlagen über Falk«, sagte er. »I ch habe fast den ganzen Tag dort zugebracht.«
»D as haben wir auch gerade herausgefunden«, entgegnete Mattie.
Tom grinste wie ein Sieger. »A ber es gab Unterlagen in einer Kirche nicht weit vom Schlachthaus entfernt. Dort habe ich Falks Taufschein gefunden. Jetzt haben wir seinen ersten und zweiten Vornamen, und ich glaube, ich weiß genau, wo wir ihn finden werden.«
»W o?«, fragten Dietrich und Mattie fast einstimmig.
»I n seiner Kunstgalerie in Charlottenburg.«
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Weniger als eine Stunde später durchschnitt ein Schweißbrenner das eiserne Sicherheitsgitter der I. M. Ehrlichmann Galerie der feinen Künste. Der ganze Straßenblock war von der Polizei abgeriegelt worden, Polizisten mit Spezialwaffen und taktische Einsatzkräfte der Kripo hatten alle Ausgänge umstellt, das Dach wurde von einem Hubschrauber überwacht.
Mattie war mit Tom und Dietrich da, die sich ebenfalls kugelsichere Westen übergestreift hatten. Ilona stand, eingehüllt in eine Decke und in den Armen des ehemaligen Kiefer Braun, zitternd abseits und beobachtete die Szene.
»G ebäude mit drei Etagen. Ihm gehört das ganze Ding«, berichtete Ernst Gabriel. »E r selbst bewohnt die beiden Stockwerke über der Galerie.«
Der Schneidbrenner wurde ausgeschaltet. »U nd los geht’s«, sagte Tom.
Die Spezialeinheit stürmte das Gebäude von vorne und von hinten, sprengte die Türen mit Rammböcken und folgte den Blendgranaten.
Den Sprengstoff hätten sie sich sparen können.
Matthias Isaak Falk alias I. M. Ehrlichmann oder Isaak Matthias Ehrlichmann war verschwunden.
Wenn man den Namen auf Papier sah, war die Sache klar, doch Mattie konnte Tom nur bewundern dafür, dass er, als er den Taufschein gesehen hatte, den Zusammenhang instinktiv so rasch erkannt hatte.
Beim Eintreten hielt Mattie ein Taschentuch vor den Mund, weil immer noch der beißende Gestank der Blendgranaten in der Luft hing. Falks Galerie war ein wahres Labyrinth, vollgestopft von Wand zu Wand und vom Boden bis zur Decke mit primitiver Kunst. An den Wänden in seinem Büro hing eine riesige Sammlung von Masken aus allen Ecken der Welt.
Im ersten Stock entdeckte Hauptkommissar Dietrich einen Schminkkasten, in der Tiefgarage standen acht Fahrzeuge, unter anderem ein blauer Kastenwagen und ein tadellos erhaltener Trabant 601.
Mattie machte die größte Entdeckung. Als sie versuchte, hinter dem Schreibtisch einen hohen Aktenschrank zu öffnen, schaukelte dieser seltsam hin und her. Sie wollte ihn nach links schieben, doch nichts passierte. Er schien am Boden und an der Wand festgeschraubt zu sein. Doch als sie ihn nach rechts schob, löste er sich aus der Verankerung und rutschte samt einem Stück der Wand zur Seite.
Sie zog eine Taschenlampe und ihre Pistole heraus und zwängte sich durch die Öffnung. Parallel zum Büroraum verlief ein schmaler, hoher Gang. Als sie sicher war, dass ihr keine Gefahr drohte, tastete sie die Wand ab und betätigte einen Lichtschalter. Und hinter der offiziellen wurde eine geheime Galerie in helles Licht getaucht.
Mattie sah sich um, zunächst verwirrt über das, was sie sah und was es bedeutete. Die Wände der geheimen Galerie waren mit billigen Gegenständen und Schmuckstücken, mit seltsamen Kleidungsstücken, Spielsachen, Zeitungsausschnitten und Hand- und Brieftaschen übersät. Und mit älteren und jüngeren Schnappschüssen von Menschen, von Männern, Frauen und Kindern.
Vor allem von Kindern.
Und plötzlich ergab das, was sie sah, einen Sinn. Der Schock, der auf die Erkenntnis folgte, traf sie wie ein Schlag in den Magen.
»M attie?«, rief Tom von draußen. »B ist du da drin?«
»J a«, brachte sie heraus.
Tom betrat geduckt den Raum und sah sich um. »W as ist das?«
»I ch glaube, eine Trophäensammlung.«
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Hauptkommissar Dietrich wollte die geheime Galerie in dem Moment versiegeln lassen, in dem er sie sah, wofür Mattie vollstes Verständnis hatte. Schließlich steckte der Raum voller Informationen und Beweise, für Forensiker der Himmel auf Erden.
»L assen Sie sie den Raum vorher sehen«, schlug Mattie vor.
»W en?«, fragte Dietrich.
»F rei und Krainer«, antwortete Mattie. »V ielleicht erkennen sie etwas wieder. Ich glaube zwar, diese Galerie ist eine Trophäensammlung, aber auf jemanden, der hier nichts und niemanden wiedererkennt, wirkt das hier nur, als hätte ein Besessener irgendwelchen Kram angehäuft.«
Sie befürchtete, er würde
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