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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Moriarty
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Werkstatt, weil ich dachte, ich würde es nicht schaffen, sie nach draußen zu tragen. Weißt Du noch, wie Dad sich manchmal schlecht fühlte und sich
    auf das Sofa da drüben legte und ich ihm etwas vorlas? Seine
Lieblingsbücher waren Roald Dahls Unglaubliche Geschichten .
Wenn etwas mit Sex darin vorkam, sagte er immer, ich solle weiterlesen, aber mir dabei die Ohren zuhalten.
Hey, rate mal, ich habe gerade aus dem Fenster geschaut und Lydia steht vor der Tür.
    Mittwoch, früher Morgen, Raureif auf dem Rasen Mir ist aufgefallen, dass es in Filmen immer nur einen Grund für
alles gibt. Zum Beispiel stellt sich heraus, dass der Typ ein Mörder ist, weil seine Mutter ihn damals zwang, einen rosa Hut in
die Schule anzuziehen und er deshalb von allen Kindern gehänselt wurde.
Das ist es: Wumm! Und er ist ein Mörder.
Es wäre schön, wenn es so einfach wäre.
Oder vielleicht auch nicht – denn dann gäbe es zu viele Mörder!
Jedenfalls, liebes Tagebuch, als ich das letzte Mal mit Dir gesprochen habe, war es gestern Nachmittag und Lydia stand vor meiner Tür.
Und weißt Du, was passiert ist? Ich erzählte ihr, dass das mit
Matthew Dunlop ganz allein meine Schuld gewesen sei. Dass ich
ihm immer wieder geschrieben habe, obwohl er drohte, mir die
Finger zu brechen.
Sie blinzelte einmal, als ich ihr das erzählte, und sagte dann: »Ich
frage mich, warum du wohl zurückgeschrieben hast.«
Sie sagte das so, als wäre es keine Frage, die ich beantworten
müsste, sondern ein rätselhafter Vorfall in einem Film, den wir
gerade gesehen hatten. Als könnten wir dieses Rätsel lösen,
wenn wir nur lange genug darüber redeten.
Doch wir fanden keine Erklärung.
Ich fragte: »Glaubst du, ich bin verrückt?«
Sie sah mich an und sagte: »Hmm.«
     
     
     
An:
Cassie
Von:
Emily
Subject:
Ist Cassie verrückt?!
    Liebe Cassie, gut! Lydia hat mir den Geheimauftrag erteilt, Dir in einer E-Mail zu erklären, dass Du nicht verrückt bist. Sie hat sich selbst die gleiche Aufgabe gestellt; Du wirst also auch von ihr eine Mail bekommen. Ihre Aufträge haben sich in letzter Zeit sehr verändert, was? Es gibt fast keinen Ladendiebstahl mehr oder Telefonstreiche oder gemeinsames Kuchenbacken. Stattdessen geht es fast immer darum, Sachen aufzuschreiben, und ich muss sagen, ich bin ein ganz anderer Mensch, wenn ich Sachen aufschreibe. Deshalb finde ich das ziemlich interessant. Du bist nicht verrückt, Cassie. Dazu braucht es keine Erklärung. Aber Du bist verwirrt, was die Gründe betrifft, warum Du weiter an Matthew Dunlop geschrieben hast, obwohl er merkwürdige und ziemlich absurde Drohungen von sich gab? Und Du hast das vor uns geheim gehalten, weil Du dachtest, wir wären bestürzt darüber? Also! Cassie, nein! Ich bin nicht bestürzt. Ich neige lediglich verständnisvoll den Kopf zur Seite. Und ich bin froh, dass Du Lydia die Erlaubnis gegeben hast, mir die Geschichte zu erzählen. Denn für mich ist die Sache glasklar. Ich werde es Dir erklären: Ich glaube, Du hast nach einem Weg gesucht, Dir selbst wehzutun. Weil Du es vielleicht nicht wahrhaben willst, wie schlecht es Dir noch geht, obwohl Dein Vater schon seit einem Jahr tot ist. Weißt Du noch, wie Du Dich früher dauernd verletzt hast, Cass? Aber das war, weil Du so sportlich bist. Und weißt Du noch, wie Du mal in Eurem Wohnzimmer Hochsprung üben wolltest und über das Bücherregal gesprungen bist und wie dabei eine große, schwere Vase umfiel und genau auf Deinem Zeh landete? Lyd und ich stöhnten vor Entsetzen, aber Du hast einfach nur auf den blutigen, zerquetschten Zeh geschaut und in echtem Cass-Stil gesagt: »Interessant.«
    Dann bin ich wohl ohnmächtig geworden, deshalb weiß ich nicht, was danach passierte. Es ist meine Überzeugung, dass Du, indem Du einem Jungen geschrieben hast, der grausam zu Dir war, nach einer Verletzung gesucht hast, die Dich von dem Schmerz in Deinem Herzen ablenken würde. Das ist meine Theorie. Mein Rat für die Zukunft ist folgender: Wenn Du jemanden brauchst, der grausam zu Dir ist, dann komm doch einfach zu Lydia und mir. Wir werden gerne grausam zu Dir sein. Ein letzter Gedanke für die Mail und dann muss ich los und eine Klausur schreiben. Auch wenn Du es vielleicht nicht weißt, Cassie, JEDER mag Dich. Du bist sehr beliebt hier an der Schule, wie alle dünnen Mädchen, die gut in Sport sind (Laufen, Hochsprung, Basketball usw.) und die keinen einzigen Tropfen Blut in sich haben. Mit »Blut« meinte ich eigentlich

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