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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Moriarty
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Freiheiten der Welt, also auch die dich terische! Das heißt, ich darf genauso übertreiben wie Du! Komm schon, Lyd. Vergiss die Sache. Du bist so versessen auf Deine ständigen Spiele, dass Du ganz vergessen hast, wie das echte Leben ist. Sei doch wieder vernünftig.
    Dein Seb
     
     
    Seb,
was meine »Spiele« betrifft, dürfte ich Dich vielleicht daran erin nern, dass Du derjenige warst, der damit angefangen hat? Vielleicht erinnerst Du Dich noch an das letzte Trimester, als ich Dir beweisen musste, dass man mir vertrauen kann, indem ich Deine Tests bestand? Was bedeutete, krumme Dinger zu drehen, um Dich vor Klassenarbeiten zu retten? Ich finde, wir sollten uns nicht mehr schreiben.
    Lydia
     
     
    Lydia,
bitte unterschreib doch nicht ständig mit »Lydia«! Was ist nur mit Lyd passiert? Und BITTE HÖR NICHT AUF zu schreiben. Es tut mir LEID, LEID, LEID. Charlie hat erzählt, er und Em hätten keinen Kontakt mehr; das heißt, ich kann ihn nicht mal bitten, dafür zu sorgen, dass sie ein gutes Wort für mich einlegt. Irgendwie bricht gerade alles auseinander. Bist Du sauer auf mich, weil ich ständig bei Dir anrufe? Ich höre auf damit, wenn Du versprichst, mir wieder zu schreiben. Ich schreibe zehnseitige Briefe, wenn Du das willst. Ich erfülle sämtliche Aufträge, die Dir einfallen. Ich tue alles, was Du willst. Ich möchte nur endlich Dein Gesicht wieder berühren. Ich möchte sehen, wie Du den Queue einkreidest und konzentriert auf den Billardtisch starrst.
    Dein Seb
     
     
    Lyd, ich ertrage Dein Schweigen nicht. Was kann ich tun, um es wiedergutzumachen?
     
     
    Lieber Seb,
nichts.
    Mit freundlichen Grüßen,
Lydia Jaackson-Oberman

Wintertrimester
    Cassie

    Donnerstag, halb fünf Uhr morgens, Halbmond am Nachthimmel
    Hallo, liebes Tagebuch, Du hast mich sicher schon vermisst. Bestimmt sollte man eigentlich viel öfter in sein Tagebuch schreiben, zum Beispiel täglich. Nicht nur dann, wenn man nicht schlafen kann. Und eigentlich sollte man vermutlich davon erzählen, was im Leben gerade so los ist und wie das Wetter war und in wen man verknallt ist und wie viele Pickel man im Gesicht hat usw. usw., aber weißt Du, was ich denke? Ich denke, das sind einfach nur: Worte Worte Worte
    Also warum schreibst Du sie nicht selbst?
    Freitag, halb acht Uhr morgens, wolkig
    Ich frage mich, ob unsere Therapeutin Claire weiß, dass ich verrückt bin. Vermutlich bringen Mums falsche juristische Ratschläge sie so durcheinander, dass es ihr gar nicht auffällt. Lyd und Em sind momentan auch sehr durcheinander, weil sie unbedingt Rache an dem wildfremden Briefeschreiber nehmen wollen, obwohl ich ihnen dauernd sage, sie sollen es lassen. Sie wissen mittlerweile sogar, wer er ist. Lydia hat ihn ausfindig gemacht. Mithilfe des Glitters, den ich in den Umschlag getan habe. Ich will seinen Namen gar nicht wissen. Aber weißt Du was? Ich habe heimlich in den Briefkasten in der Schule geschaut, falls Matthew Dunlop (oder wie auch immer er heißt) auf meinen Glitterbrief geantwortet hat. Was er natürlich nicht tat.
    Mittwoch, am Abend, Regen
    Es ist kalt draußen, aber wir haben zum Glück Gasheizung. Ein kleiner Gasofen reicht aus, die Werkstatt mollig warm zu bekommen. Hier ist mein Versuch, wie eine ganz normale Schülerin Tagebuch zu schreiben: Also, Du wirst es nicht glauben, liebes Tagebuch, aber Mr Pappo ist in den letzten drei Tagen zu keiner einzigen Unterrichtsstunde erschienen. Die Schüler versuchen, das zu vertuschen, damit die Schulleitung keinen Aushilfslehrer schickt. Mrs Lawrence hat sich das Schlüsselbein gebrochen, als sie auf ihrem Schreibtisch einen Tanzschritt ausprobieren wollte! Damien Carrol und Helena Wong haben sich Mittwoch getrennt, weil Damien mehr Zeit für sich brauchte, am Donnerstag kamen sie wieder zusammen und heute Vormittag haben sie sich wieder getrennt, weil Helena nicht weiß, ob sie wirklich mit ihm zusammen sein will. Außerdem ist während der Geschichtsstunde ein Vogel ins Klassenzimmer geflogen, aber das interessiert Dich bestimmt nicht.
    Später am Mittwoch, immer noch abends
    Manchmal dringen winzige Verrücktheitsfetzen an die Oberfläche meiner Seele. Zum Beispiel werde ich süchtig danach, einem Jungen zu schreiben, der mich absolut nicht ausstehen kann. Außerdem vergesse ich vieles: Ich vergesse, meine Hausaufgaben zu machen oder meine Verabredungen mit meinen Freundinnen oder einen Satz zu beenden, wenn ich rede. Ich gehe ins Bad, um mir die Zähne zu putzen, schaffe es aber

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