Der Tag Des Falken
bevorzugten, gebildeten jungen Leute zeigten wenig Lust, Berufssoldaten zu werden, was oft bedeutete, daß die Begabtesten ausgesiebt wurden, während die verwöhnten Kinder einflußreicher Eltern Piloten wurden, die mehr vom Schikanieren ihrer Soldaten und dem Feiern wilder Parties als von Luftkampfübungen verstanden.
Als glühender Kommunist und erbitterter Feind alles Amerikanischen hatte Salazar sich bereitwillig für einen Drogen-schmugglerring anwerben lassen, der von dem General der Revolutionsarmee Renaldo Ochoa Sanchez geleitet wurde. Anfangs - solange Castro an den Gewinnen beteiligt war - arbeitete der Schmugglerring mit Wissen und Billigung des Castro-Regimes, aber als Ochoas Reichtum und Popularität selbst Castros in den Schatten zu stellen drohten, wurden der General und seine Vertrauten hingerichtet. Salazar, der sein Geld auf Auslandskonten in Sicherheit gebracht hatte, konnte rechtzeitig ins benachbarte Haiti flüchten.
Dank seiner Millionen gelang es Salazar, Befehlshaber der kümmerlichen Luftstreitkräfte des dortigen korrupten, schein-demokratischen Regimes zu werden. Für einen Drogenschmuggler war das die perfekte Tarnung. In seiner neuen Dienststellung konnte er in aller Welt Flugzeuge und Material kaufen und damit seine Einheit weit besser ausrüsten, als es der arme Inselstaat je gekonnt hätte. Salazar warb heimlich junge Leute aus kubanischen Reserveeinheiten an, stationierte sie auf dem Feldflugplatz Zaza und bildete sie auf klapprigen Turbopropmaschinen, ausgemusterten Düsenjägern, ausgedienten Transportern und anderen fliegenden Relikten aus. So hatte er in weniger als einem Jahr drei Staffeln aufgestellt, deren Piloten und Pilotinnen durchschnittlich erst neunzehn waren.
»Unsere tapferen Kameraden hätten ihr Leben retten können«, fuhr Salazar fort. »Sie hatten ihren Auftrag ausgeführt; sie hätten risikolos heimfliegen können. Aber sie haben gesehen, daß ihre Kameraden von amerikanischer Geheimpolizei überfallen wurden. Sie sind umgekehrt und haben angegriffen, um den Feind abzulenken, so daß unsere Freiheitskämpfer zum Gegenangriff antreten konnten. Sie sind entkommen - das Unternehmen ist ein Erfolg gewesen -, aber unsere Kameraden sind in schweres Abwehrfeuer geraten und abgeschossen worden. Zuverlässigen Berichten nach hat es Überlebende gegeben. Aber sie sind erst gefoltert und dann hingerichtet worden.«
Die Reaktion war besser als erwartet. Selbst die wenigen Zweifler, die sonst gegen Propaganda allergisch waren, ließen sich von der Woge des allgemeinen Zorns mißreißen.
»Coast Guard und Customs Service haben unserer Organisation, eurer Familie, den Krieg erklärt. Die Küstenwache gibt vor, Menschenleben retten zu wollen. Aber das stimmt nicht, denn auch sie ist Teil des militärisch-industriellen Komplexes, der die Vereinigten Staaten beherrscht. Die Zollbehörde gibt sich als zivile Dienststelle aus. Aber in Wirklichkeit besteht sie aus bewaffneten Kriminellen in Uniform, die gesetzestreue Ausländer bedrohen und erpressen.
Aber denkt daran, daß sie alle gut bewaffnet und hartnäckig wie hungrige Straßenköter sind. Unterschätzt sie nicht! Studiert ihre Taktik und ihre Bewaffnung. Die Erinnerung an unsere gefallenen Kameraden, die einen schrecklichen Tod gestorben sind, darf nicht in Vergessenheit geraten!
Ihr seid die Cuchillosl Seid stolz, dann besiegt ihr eure Feinde und beherrscht die Lüfte!«
Capitän Enrique Hermosa, sein Adjutant, ließ die Einheit stillstehen.
Salazar grüßte nochmals, machte zackig kehrt und marschierte ins Stabsgebäude zurück. In seinem Dienstzimmer setzte er sich an den Schreibtisch und legte die Füße in den Reitstiefeln auf die polierte Tischplatte. An den getäfelten Wänden hing eine Waffensammlung von orientalischen Krummsäbeln über Wurfmesser bis zu voll funktionsfähigen exotischen Maschinenpistolen.
Die Wurfmesser waren seine Lieblingswaffe. Salazar zog ein Messer aus dem Stiefelschaft, wog es prüfend in der Hand und schleuderte es gegen die Tür zum Vorzimmer. Wie immer mitten ins Ziel. Um seine Treffsicherheit zu feiern, holte er einen Nasenzerstäuber aus der Tasche und genehmigte sich eine Prise Kokain. Nicht zuviel! ermahnte er sich. Aber er brauchte ab und zu eine kleine Aufmunterung, die ihn vergessen ließ, daß er auf dieser Scheißinsel fern von seinem geliebten Kuba festsaß.
Dann klopfte jemand an. Salazar ließ den Zerstäuber verschwinden. »Herein!«
Capitän Hermosa öffnete die
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