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Der Tag Des Falken

Der Tag Des Falken

Titel: Der Tag Des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Spitze des Medellin-Kartells zu setzen.
    Trotz gelegentlicher Auseinandersetzungen zwischen den Familien basierte die Stärke des kolumbianischen Kartells auch darauf, daß keine Familie es wirklich beherrschte. Die meisten größeren Lieferungen enthielten Kokain aus der Produktion aller Familien, um die Verluste zu begrenzen, falls die Sendung verlorenging oder abgefangen wurde. Ihre Plantagen in Peru und Bolivien hatten etwa die gleiche Größe. Die gemeinsamen Vertriebswege standen allen Mitgliedern offen, und jede Familie hatte in Kartellangelegenheiten nur eine Stimme. Risiken und Gewinne wurden brüderlich geteilt.
    Verstärkte Abwehrmaßnahmen von Coast Guard und U. S. Customs Service hatten die Familien stark unter Druck gesetzt, ihre Lieferquoten einzuhalten. In letzter Zeit waren sie dazu übergegangen, kleinere Mengen Kokainpaste auf riskanteren Routen wie auf dem Landweg über Mexiko oder in Frachtcontainern versteckt nach Norden zu schicken.
    Manche Sendungen waren Tage oder sogar Wochen unterwegs, was das Risiko, daß sie entdeckt und beschlagnahmt wurden, gewaltig erhöhte.
    Falls Gachez es jedoch schaffte, trotz verschärfter Kontrollen große Lieferungen auf dem Luftweg in die Vereinigten Staaten zu bringen, war sein Aufstieg an die Spitze des Medellin-Kartells vorprogrammiert.
    Und da das Kartell die Cuchillos vor einigen Monaten abgewiesen hatte, gehörten sie jetzt allein Gachez, der berechtigt war, den Kartellmitgliedern ihre Dienste anzubieten. So konnte er am Drogenschmuggel verdienen, ohne einen entsprechenden Anteil seines Produkts riskieren zu müssen. Und genau das konnte nicht toleriert werden.
Militärflugplatz Zaza, Vernettes,
Haiti
    Die kurze, aber feierliche Zeremonie lief mit militärischer Präzision ab.
    Bei Tagesanbruch marschierten achtzig Soldaten zum Flaggenmast vor dem Stabsgebäude des kleinen Feldflugplatzes. Während Lautsprecher die kubanische Nationalhymne plärrten, befestigten die vier Mann der Ehrengarde die Fahne und setzten darunter einen schwarzen Dreiecksstander. Danach wurden Flagge und Stander gehißt, und die Ehrengarde salutierte, bis die letzten Töne der Bayamesa verklungen waren. Der schwarze Stander würde bis zum Abend vom Flaggenmast wehen und einen Tag der Trauer für das Flugplatzpersonal bezeichnen.
    Coronel Agusto Salazar, der Kommandant des Feldflugplatzes, ließ seine an den Mützenschirm gelegte Hand sinken und kam nach vorn an die Brüstung der Veranda des Stabsgebäudes. Für seinen Adjutanten war dies das Zeichen, den angetretenen Soldaten »Rührt euch!« zu befehlen.
    Salazar, groß, dunkelhaarig, schnauzbärtig und der Prototyp eines eleganten Fliegerhelden, trug lieber Reithose und -Stiefel als eine Fliegerkombi. Die silbernen Schwingen über seiner linken Hemdtasche wiesen ihn als Absolventen der elitären Testpilotenschule der sowjetischen Luftwaffe aus. Dort hatte er fast ein Dutzend der modernsten russischen Dreh- und Starrflügler -vom Kampfhubschrauber Mi-28 über den strategischen Transporter An-225 bis zum Abfangjäger MiG-31 - fliegen gelernt.
    »Wir haben eine Tragödie erlebt«, begann Salazar. »Der Tod tapferer Kameraden ist immer eine Tragödie - die größte für diese Einheit seit ihrer Aufstellung vor einem Jahr. Wir werden unsere von den Amerikanern ermordeten Kameraden, die fürs Vaterland gefallen sind, nie vergessen!«
    Salazar war auch ein guter Schauspieler. Und er war sich bewußt, daß er zu Kindern sprach. Nur Kinder glaubten solchen Unsinn wirklich.
    Aber sie waren auch gute und tapfere Piloten, was mit auf ihre Jugend zurückzuführen war. Wir wollen für heute leben, denn vielleicht sind wir morgen schon tot. Und so weiter.
    Salazar war Kommandeur der Einheit Cuchillos, auf spanisch »Messer« oder »Klingen«. Sie bestand aus jungen Männern und Frauen, die aus fliegenden Einheiten der kubanischen Revolutionsluftwaffe entfernt worden waren. Da auf der Insel allgemeine Wehrpflicht herrschte, wurden die Versager meistens zu Reserveeinheiten in der Nähe ihrer Heimatorte versetzt, um den restlichen Wehrdienst abzuleisten.
    Nach diesen drei Jahren gehörten sie zehn Jahre der aktiven Reserve an und kamen dann für den Rest ihres Lebens zur inaktiven Reserve oder der örtlichen Miliz.
    Die Zulassung zur Pilotenausbildung war oft eine politische Entscheidung, die wenig mit der Befähigung des einzelnen, sondern weit mehr mit der Stellung seiner Familie in der Hierarchie von Castros Regime zu tun hatte. Aber die

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