Der Tag Des Falken
Magazin aus seinem M-16. Aber während Roosevelt und er ihre Gewehre sicherten, wurde ihm klar, daß sie riesiges Glück gehabt hatten, daß sie noch am Leben waren. Ein Blick in die Augen des jungen Mannes zeigte Hardcastle, daß Roosevelt ähnliche Gedanken bewegten.
»Was ist das bloß für 'ne Waffe gewesen, Admiral?« fragte Roosevelt. »Die hat man bis hier rauf gehört.«
»Schwer zu sagen«, antwortete Hardcastle und wischte sich kalten Schweiß von der Stirn. Trotz des starken Luftzugs in der Kabine hatte er das Gefühl, von innen heraus zu verbrennen, obwohl die aufputschende Wirkung seines Adrenalins, eines natürlichen Amphetamins, allmählich nachließ. Er schloß die Schiebetür und verriegelte sie.
»Jedenfalls ein Maschinengewehr - vielleicht sogar mit zwölf-komma-sieben Millimetern. Das stellt sich heraus, wenn unsere Leute die Absturzstelle erreichen.«
»Ein schweres MG? An Bord eines Schmugglerflugzeugs? Ich dachte, Schmuggler würden mit jedem Pfund Gewicht geizen, um mehr Nutzlast transportieren zu können. Wegen eines schweren MGs haben die Kerle auf ungefähr hundert Pfund verzichtet - das entspricht reinem Kokain für mindestens fünfzig-tausend Dollar, das verschnitten im Straßenhandel 'ne Viertelmillion gebracht hätte.«
Hardcastle starrte aus dem Fenster. »Schwere Waffen - jedenfalls wirkungsvoll genug, um eine Black Hawk auszuschalten. Das verspricht nichts Gutes...«
»Steht uns ein Drogenkrieg bevor, Sir? Mehr als der normale Schmuggel — ein richtiger Krieg, Sir?«
Der Admiral zuckte mit den Schultern. Aber er wußte, daß Roosevelt recht hatte. Weitere Agenten von Coast Guard und Cu -stoms Service würden ihr Leben lassen müssen. Die Drogenschmuggler wurden rabiater, und den in diesem eskalierenden Krieg an vorderster Front kämpfenden Männern und Frauen drohten hohe Verluste, wenn nicht bald drastische Maßnahmen ergriffen wurden.
An Bord einer Jacht vor Curagao,
Niederländische Antillen
Die Jacht war ein schwimmender Palast - und eine Festung. Bewaffnete Leibwächter mit Pistolen unter Badehandtüchern oder Stewardjacken patrouillierten auf allen vier Decks des großen Schiffs. Die beiden riesigen Kuppeln hinter der Brücke enthielten Satellitenantennen, die dem Schiffseigner weltweite Fernmeldeverbindungen sicherten, sowie Radarantennen, die das Meer ringsum auf etwa fünfundzwanzig Kilometer Entfernung lückenlos überwachten. Mit ihren Gasturbinen konnte die drei-undsechzig Meter lange Luxusjacht vierzig Knoten erreichen -mehr als die meisten Marine- und Überwachungsschiffe.
Über dem Salon und hinter der Eignerkabine lag ein eleganter Konferenzraum mit einem großen Mahagonitisch, Computerterminals, Bücherschränken aus Eiche, einem Flüssigkristall-Bildschirm für Satellitenfunk, holzgetäfelten Wänden, kostbaren Gemälden und wertvollen Orientteppichen. Dieser Konferenzraum war zweifach gesichert: durch modernste elektronische Scrambler und bewaffnete Posten, die seine beiden Eingänge Tag und Nacht bewachten.
Hier waren drei der mächtigsten Drogenbosse der Welt zusammengekommen, um die Vereinigten Staaten unter sich aufzuteilen.
Mit seinen einundvierzig Jahren war Gonzales Rodriguez Ga-chez der Älteste dieses Trios. Der kleine, drahtige Mann mit dem dünnen Menjoubärtchen schien niemals zu blinzeln, was seinen Blick reptilhaft starr machte. Der achtunddreißigjährige Pablo Escalante war ein großer, athletischer, gutaussehender Mann mit schwarzer Mähne und blitzendem Filmstarlächeln. Jörge Luiz Pena, der dritte Mann, hätte trotz seiner fünfunddreißig Jahre ein Fünfziger sein können: Er begann schon kahl zu werden, hatte einen gewaltigen Wanst, litt unter Raucherhusten und hatte die gerötete Knollennase eines Gewohnheitstrinkers.
Die drei hatten auf der Sitzgruppe in einer Ecke des Konferenzraums Platz genommen und beobachteten einander schweigend, während der Steward Drinks servierte. Pena ignorierte Es -calantes erhobenes Glas und kippte seinen Drink, sobald er das Glas zwischen seinen klobigen Fingern hatte. Während Pena nachgeschenkt wurd e, lächelte Escalante verkrampft, weil er fürchtete, der kleine Hundesohn könnte ihren Gastgeber völlig übersehen.
Escalante wandte sich an Gachez und hob sein Glas. »Auf das Wohl unseres liebenswürdigen Gastgebers! Möge er stets bei ru higer See und unter blauem Himmel schippern.« Pena murmelte »Salut!« und kippte auch den zweiten Cognac.
»Ich danke dir, Pablo«, antwortete Gachez und
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