Der Tag Des Falken
näher heran. Geduld, Geduld, Geduld. Obwohl die F-16 leistungsfähig genug war, um senkrecht steigen zu können, würde der Amerikaner vermutlich Düppel und Leuchtkörper als Raketenabwehr ausstoßen und im Sturzflug tiefergehen, um wieder Fahrt aufzuholen. Deshalb legte der Mirage-Pilot seine Maschine auf den Rücken und wartete auf den Augenblick, in dem die F-16 ihren Sturzflug einleiten und ihm dabei ein perfektes Ziel bieten würde. Auf seinem Radarschirm war nicht zu sehen, ob die F-16 sich schon im Rückflug befand, aber sobald sich ihr Leuchtfleck nach unten bewegte, würde er ihr folgen, den Winkel verkürzen und das Feuer eröffnen. So mußte die F-16 genau durch den Ge schoßhagel seiner Maschinenkanone fliegen.
Als er eben daraufwartete, daß die F-16 in den Sturzflug übergehen würde - worauf sein eigener dramatischer Fahrtverlust bei der Verfolgung schließen ließ -, spürte er plötzlich ein Hämmern, das sein Flugzeug durchrüttelte. Zuerst glaubte er, die Maschine überzogen zu haben, aber das Triebwerk lief noch. Hatte er auf den Feuerknopf gedrückt? Das Hämmern hätte von seinen eigenen Kanonen stammen können... Vielleicht hatte er auf den Feuerknopf gedrückt, ohne es zu merken. Er horchte auf den Radarwarner, der keinen Ton von sich gab. Nicht einmal ein Piepsen, obwohl die F-16 dicht vor ihm war...
Das konnte nicht sein! Aus dieser Nähe mußte der Radarwar-ner ansprechen... Dann erinnerte er sich, daß er das Gerät ausgeschaltet hatte. Eine weitere F-16 saß ihm im Nacken und beschoß ihn...
Er ging aus der Rückenlage in den Sturzflug über, flog eine Rolle, änderte seinen Kurs um neunzig Grad und ging danach auf Gegenkurs, um die zweite F-16 abzuschütteln. Er war sich darüber im klaren, daß er den Fehler gemacht hatte, sich zu lange auf eine Maschine zu konzentrieren. So war es der zweiten F-16 gelungen, sich hinter ihn zu setzen. Als er jetzt seinen Radarwar-ner wieder einschaltete, schrillte das Gerät andauernd, aber im Gegensatz zum Warnsystem der F-16 konnte das der Mirage dem Piloten nicht anzeigen, aus welcher Richtung ihm Gefahr drohte.
Dunkelheit, geringe Höhe - der Luftkampf mit den F-16 hatte in unter tausend Metern stattgefunden -, wenig Fahrt, ständiges Schrillen des Radarwarners, nichts auf dem Radarschirm, kein Flügelmann, kein klares Bild der Lage... das alles suggerierte nur eine Möglichkeit: Flucht, um ein andermal weiterkämpfen zu können. Er kehrte in die Normalfluglage zurück, leitete einen flachen Sinkflug ein, um tief über dem Wasser relativ sicher zu sein, und schaltete seinen Nachbrenner ein. Als er dann auf Südkurs aufs offene Meer hinausflog, suchte er den Nachthimmel um sich herum nach Gegnern ab...
Er sah gerade noch rechtzeitig über die rechte Tragfläche nach hinten, um verfolgen zu können, wie eine Jagdrakete AIM-9L Sidewinder aus dem Dunkel heranraste und in seinem Triebwerk verschwand. Der Pilot griff nach dem Auslösegriff des Schleudersitzes zwischen seinen Beinen, aber die Mirage überschlug sich und stürzte ins Meer, lange bevor er den gelben Griff ziehen konnte.
Er blieb lange genug bei Bewußtsein, um den Aufschlag mitzubekommen und die Kühle des Meerwassers vor Südflorida
zu spüren, bevor es über ihm zusammenschlug und ihn erdrückte.
An Bord des ersten Abfangjägers F-16
»Two, hinter dir alles frei!« hörte der Pilot seinen Flügelmann rufen.
»Hammerheads, einer liegt im Bach. Hey, der ist aus dem Nichts gekommen!«
Der führende F-16-Pilot drehte in die Normalfluglage zurück und zog seine Maschine hoch, als er merkte, daß er nur hundert Fuß über dem Wasser war. Wenn er einen Augenblick länger gezögert hätte, wäre er jetzt tot.
»Trap Two, ein weiteres Ziel auf Nordkurs, sehr tief, Abfangkurs null-drei-null in tausend, Entfernung acht Meilen, Ge schwindigkeit sechshundert Knoten.«
Der erste Pilot stieg auf die angegebene Höhe, war dankbar, wieder höher über den Wellen zu sein, selbst wenn es nur tausend Fuß waren, und benützte diesmal die von der Border Secu-rity Force übermittelten Zielinformationen für sein Abfangmanöver. Er setzte sich hinter das Ziel und schob seinen Leistungshebel nach vorn, um erneut Fahrt aufzuholen.., Aber nach all der Kurverei hatte er den Überblick noch immer nicht völlig wiedergewonnen. Er starrte sekundenlang den zögernd nach oben gehenden Zeiger seines Fahrtmessers an, bevor ihm klarwurde, daß sein Feuerleitradar ein Ziel erfaßt hatte. »Trap Two meldet
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