Der Tag Des Falken
blieb sehr tief, weil er hoffte, daß radargesteuerte Jagdraketen durch die Rückstreuung über dem Wasser getäuscht werden würden. Aber der Nachbrenner machte den Kerl deutlich sichtbar und war geradezu eine Einladung, ihn mit einer Lenkwaffe wie der AIM-9L Sidewinder abzuschießen.
Das war nur gut, denn außer den fünfhundert Schuß 20-mm-
Munition für seine Revolverkanone hatte der Pilot nur noch zwei unter den Flügelenden hängende Sidewinder mit Infrarot-suchkopf.
Die beiden AIM-7F Sparrow hatte er bei seinem ersten Angriff über Cudjoe Key verschossen.
Der Abstand verringerte sich allmählich -jetzt auf weniger als zwölf Meilen. Mit ihrer Reichweite von maximal zehn Meilen war die AIM-9L bei Entfernungen unter acht Meilen sehr treffsicher und unter sechs Meilen absolut tödlich. Also mußte er noch warten. Er entschied sich dafür, seine beiden Zusatztanks abzuwerfen, um vor dem Angriff nochmals beschleunigen zu können." Danach mußte er schnellstens zum Stützpunkt zurück, denn er bewegte sich fast an der Grenze seiner Reichweite, und die Situation verschlimmerte sich mit jeder Minute, die er nach Süden weiterflog. Er konnte nur hoffen, daß die Verfolgungsjagd bald zu Ende sein würde...
Die leuchtende Raute über dem Radarsymbol seines Ziels er-
schien bei neuneinhalb Meilen; die Aufforderung SHOOT folgte bei knapp neun Meilen. Trotzdem wartete der F-16-Pilot weiter, bis er bei etwas weniger als acht Meilen »Trap Two, Fox Two!« meldete und die linke Jagdrakete abschoß. Die kleinere Sidewin-der donnerte nicht los und blendete den Piloten, wie es die massive AIM-7F Sparrow nach dem Abschuß tat, sondern zischte mit einem kurzen Aufleuchten ins Dunkel davon. Schon nach weniger als einer Meile hatte sie auf Mach 2 beschleunigt und befand sich genau auf Kurs zum Ziel.
Der Brennschluß des Triebwerks der Lenkwaffe trat ein, bevor sie den gegnerischen Jäger erreichte, so daß der F-16-Pilot nicht genau mitbekam, was dort vorn passierte. Er sah den Nachbrenner des anderen Flugzeugs erlöschen und beobachtete einen kurzen Lichtblitz- sonst nichts. Aber sein Radar zeigte ihm, daß die andere Maschine weiterflog. Sie wurde langsamer, ging rasch auf unter Mach l, stabilisierte sich dann bei etwa sechshundert Knoten und blieb sehr tief. Die Sidewinder mußte ihr Ziel verfehlt haben oder in zu großer Entfernung detoniert sein, um es zum Absturz bringen zu können.
Der Kerl hat wirklich neun Leben! dachte der F-16-Pilot. Mit Hilfe seines Feuerleitradars setzte er sich wieder hinter den anderen Jäger. Diesmal würde er den Abstand auf weniger als sechs Meilen verringern, bevor er die letzte Sidewinder abschoß. Versagte sie ebenfalls, hatte er noch genug Treibstoff für ein, zwei Angriffe mit seiner Revolverkanone, bevor er abbrechen und zurückfliegen mußte.
An Bord des Jagdbombers Mirage F 1C der Cuchillos
Der Pilot starrte seine Instrumente an und bemühte sich, Benommenheit und Schwindelgefühl abzuschütteln. Da die Sauerstoffzufuhr unterbrochen war, blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Maske abzureißen. Er spürte Glassplitter in Armen und Schultern und bewegte den Leistungshebel mehr mit der Schul-
ter als der linken Hand, weil seine ganze linke Körperhälfte gefühllos war. Obwohl die Außenluft angenehm temperiert war, zitterte der Mirage-Pilot vor Kälte.
Kurz vor der Detonation der Sidewinder hatte er seine Mirage erst in eine linke, dann in eine rechte Steilkurve gelegt, um sehen zu können, ob er verfolgt wurde. Dieses Manöver im letzten Augenblick rettete ihm das Leben. Die Jagdrakete mit Infrarotsuchkopf verfehlte das heiße Triebwerk des Jagdbombers, schoß über Rumpf und linken Flügel hinweg und detonierte neben dem Cockpit. Die Verglasung wurde fast völlig weggesprengt, wobei zahlreiche Splitter sich in den Oberarm des Piloten bohrten. Seine Mirage flog hoch, aber der Winddruck und die Verletzungen ließen ihn fast bewußtlos werden, und er mußte die Ge -
schwindigkeit verringern, bevor der Winddruck ihm das Genick brach.
Der junge Pilot dachte nicht daran, das beschädigte Flugzeug mit dem Schleudersitz zu verlassen. Die Mirage F IC flog noch, er lebte noch, und Coronal Salazar hatte ihm versprochen, wenn er seinen Auftrag erfülle, werde er als Held empfangen werden. Obwohl er wußte, daß von solchen Versprechungen nicht allzu viel zu halten war, und bereits damit rechnete, irgendwann aussteigen zu müssen, wollte er das lieber in kubanischen oder haitischen
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