Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
Vom Netzwerk:
Glücksgefühl entsprach, das in ihm aufstieg.
    »Und jetzt komm zu mir!« hei er und glitt
     
    (durch? über?)
     
    in
     
    Jason.
    »Und jetzt komm zu mir!« rief er wieder, nun in der sanft fließenden, gleitenden Sprache der Region – er rief es lachend, aber Tränen rannen ihm über die Wangen. Und er begriff, dass die Reise mit dem anderen Jungen begonnen hatte und auch mit ihm enden musste; also
     
    glitt
     
    er zurück in
     
    Jack Sawyer.
    Über ihm bebte der Talisman in der Luft, drehte sich langsam, verströmte Licht und das Gefühl des Guten, das Gefühl von Weiße.
    »Komm zu mir!«
    Er bewegte sich, schwebte herab.
     
    9
     
    Und so kam nach vielen Wochen voller Abenteuer, Dunkelheit und Verzweiflung, in denen er Freunde gefunden und wieder verloren hatte, nach Tagen voller Mühe und Plage und Nächten in feuchten Heuschobern, nach der Begegnung mit den Dämonen der dunklen Orte (von denen nicht der harmloseste in den Tiefen seiner eigenen Seele wohnte) – nach alledem kam auf diese Weise der Talisman zu Jack Sawyer.
     
    Er sah ihn herabkommen, und obwohl er kein Bedürfnis spürte, zu flüchten, erfüllte ihn doch ein überwältigendes Gefühl von Welten in Gefahr, Welten in der Schwebe. War das, was von Jason in ihm steckte, wirklich? Königin Lauras Sohn war tot; er war ein Gespenst, dessen Namen die Leute in der Region anriefen. Dennoch musste er wirklich sein. Jacks Jagd nach dem Talisman, einem Ziel, das nur Jason erreichen konnte, hatte Jason für kurze Zeit wieder ins Leben zurückgebracht -Jack hatte wirklich einen Twinner gehabt oder zumindest etwas Ähnliches. Wenn Jason ein Gespenst war, wie die Ritter Gespenster gewesen waren, dann konnte es durchaus sein, dass er verschwand, sobald diese strahlende Kugel seine erhobenen Hände berührte. Jack würde ihn ein zweites Mal töten.
    Keine Sorge, Jack, flüsterte eine Stimme. Die Stimme war warm und klar.
    Er kam herab, eine Kugel, eine Welt, alle Welten – es war Glorie und Wärme, es war das Gute, es war die Wiederkehr des Weißen. Und er war, wie es seit jeher beim Weißen der Fall war und immer sein wird, ungeheuer zerbrechlich.
    Als er herabkam, wirbelten Welten in Jacks Kopf. Jetzt glaubte er nicht, durch Schichten von Realitäten zu stürzen, sondern einen ganzen Kosmos von Realitäten zu sehen, die einander überdeckten, miteinander verbunden waren wie ein Hemd aus
    (Wirklichkeit)
    Kettengewebe.
    Du greifst nach einem Universum von Welten, einem Kosmos des Guten, Jack. Die Stimme gehörte seinem Vater. Lass ihn nicht fallen, Junge. Um Jasons willen, lass ihn nicht fallen.
    Welten um Welten um Welten, manche grandios, manche teuflisch, alle für einen Moment erhellt vom warmen, weißen Licht dieses Sterns, einer Kristallkugel mit feinen, eingravierten Linien. Er kam langsam herab, auf Jack Sawyers zitternde, ausgestreckte Finger zu.
    »Komm zu mir!« rief Jack, wie er ihm zugesungen hatte. »Komm zu mir!«
    Jetzt war er einen Meter über seinen Händen, übergoss sie mit seiner weichen, heilenden Wärme; jetzt einen halben. Er zögerte einen Moment, rotierte langsam mit leicht geneigter Achse, und Jack sah die strahlenden Umrisse von Kontinenten und Ozeanen und Eiskappen auf seiner Oberfläche. Er zögerte – und glitt dann langsam in die zugreifenden Hände des Jungen.

 
Dreiundvierzigstes Kapitel
     
    Nachrichten aus aller Welt
     
    1
     
    Lily Cavanaugh, die in unruhigen Schlaf gefallen war, nachdem sie geglaubt hatte, Jacks Stimme von irgendwoher zu hören, fuhr kerzengerade im Bett auf. Zum ersten Mal seit Wochen kam Farbe in ihre wachsbleichen Wangen, und in ihren Augen leuchtete Hoffnung.
    »Jason?« keuchte sie und runzelte dann die Stirn; das war nicht der Name ihres Sohnes. Aber in dem Traum, aus dem sie gerade erwacht war, hatte sie einen Sohn dieses Namens gehabt, und in dem Traum war sie jemand anderes gewesen. Daran waren natürlich die Tabletten schuld; sie bescherten ihr die verrücktesten Träume.
    »Jack?« versuchte sie es wieder. »Jack, wo bist du?«
    Keine Antwort – aber sie spürte ihn, wusste, dass er am Leben war. Zum ersten Mal seit langer Zeit – sechs Monaten vielleicht – fühlte sie sich regelrecht wohl.
    »Jacko«, sagte sie und langte nach ihren Zigaretten. Sie sah sie einen Augenblick lang an und schleuderte sie dann quer durchs Zimmer, so dass sie im Kamin auf dem anderen Zeug landeten, das sie später am Tag verbrennen wollte. »Ich glaube, ich gebe das Rauchen zum zweiten und letzten Mal

Weitere Kostenlose Bücher