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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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verübten die Brüder einen Anschlag auf uns. Das Haus, in dem uns Unterschlupf gewährt worden war, wurde urplötzlich von Ungeziefer heimgesucht – Ratten, Mäuse, Fliegen, Flöhe, Spinnen, Schaben, Schlangen, Tausendfüßler. Sie drangen von überall herein, unter den Türen, den Kamin herunter, durch das Strohdach, und sie schienen sich vor unseren Augen zu vervielfachen. Wir wurden regelrecht aus dem Haus getrieben.«
Schlangen und Spinnen, sechs- oder vierbeinige Lebewesen hatten Trudy noch nie gestört, aber Tausendfüßler! Igitt! Ob jeder einen solchen wunden Punkt hatte, ein ganz persönliches Schreckgespenst?
»Der Baron erklärte mir«, fuhr Johanna fort, »dass dies eine Waffe sei, die von den Brüdern vor Jahrzehnten in seinen eigenen Feldzugstagen wirkungsvoll eingesetzt worden war. Man bezeichnet es als ein ›Schwärmen‹, und es diente dazu, militärische Lager in den Wahnsinn zu stürzen. Das einzige Heilmittel besteht darin, die befallenen Gebäude niederzubrennen.«
»Aber es ist nicht wirklich gefährlich?«, fragte Raunzer. »Im Gegensatz zu den Schattenherren?«
»Es kann gefährlich sein, wenn draußen Feinde lauern. Auch Schlangen können gefährlich sein. Und könntet Ihr schlafen, wenn Eure Laken und Euer Kissen mit Krabbelgetier verseucht wären? Wir hatten Glück, dass nur ein Haus befallen war, nicht die ganze Siedlung. Es war eine Warnung, zumindest haben wir es als solche aufgefasst. Graf János bat uns zu bleiben, jedoch nicht allzu überzeugend, außerdem wollten wir ihm keine weiteren Schwierigkeiten bereiten.
Von Brikov aus reisten wir über geheime Pfade durch die Berge nach Blanburg, denn der dortige Prinz ist ein Vetter von Rubin. In Blanburg erlebten wir den ersten Angriff der Schattenherren. Bogdan wurde dabei getötet, darüber hinaus vier der Wachen des Prinzen. Wieder mussten wir fliehen. Wir besuchten viele, viele Orte, zu viele, um sie jetzt aufzuzählen. In Cosanza, in Ritizzia und im Château Bellçay in Isilond wurden wir erneut von Schwärmen überfallen. Wie Meister Glockmann gestern mutmaßte, schienen die Anschläge immer dann zu erfolgen, wenn ich auf verständnisvolles Gehör stieß. Folglich wurden wir verraten. Harald brauchte nicht einmal Einzelheiten zu wissen. Allein unsere Mienen hätten es ihm verraten.« Ihre Hoheit seufzte. »Ich habe keine Ahnung, warum wir nie Verrat vermutet haben!«
Trudy schon. Der Verräter hatte den Baron überzeugt. Der Baron war zu alt gewesen, um seine Haltung durch Tatsachen ändern zu lassen, und Johanna hatte ihm blind vertraut. Glockmann hatte das von Anfang an erkannt.
»Trotzdem bleiben zu viele Ungereimtheiten«, meinte Glockmann. »Selbst wenn Harald im Sold des Thronräubers steht, ergeben die Anschläge selbst keinen Sinn.« Er wurde von einem neuerlichen Klopfen unterbrochen und ging zur Tür, um darauf zu antworten.
Raunzer nützte die Gelegenheit, um mit vollem Mund das Wort zu ergreifen. »Warum lauft Ihr eigentlich als Euer Gemahl herum? Ihr seht gut aus und habt einen hübschen Körper. Gewiss könntet Ihr jeden Mann mühelos um den kleinen Finger wickeln.«
Trudy spielte mit dem Gedanken, ihn mit einer Weinflasche zum Schweigen zu bringen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches schloss Ringwald die Augen und schauderte.
»Aber einer Frau wird wesentlich weniger Achtung entgegengebracht als einem Mann«, erklärte die Großherzogin, ohne eine Miene zu verziehen.
Raunzer zuckte mit den Schultern. »Schätze, da ist was Wahres dran.«
»Und von Euch erwarte ich mehr Achtung, Sir Raunzer, sonst könnt Ihr Euch Euer Abendessen in den Wind schreiben.«
»Ich versuch’ ja bloß zu helfen«, brummte Raunzer mürrisch. »Ich weiß, dass ich oft das Falsche sage, Hoheit. Ich mein’s nicht böse. Hab versucht, mich zu ändern, aber es hat nichts geholfen.«
»Dann gebt Euch mehr Mühe!«
Er sollte damit beginnen zu lernen, erst zu denken und dann den Mund aufzumachen. Trudy fielen auf Anhieb ein Dutzend Gründe ein, weshalb die Herzogin es vorzog, das Medaillon zu nützen. Ein Herrscher würde mehr Gehör als seine Gemahlin von niederer Geburt finden. Fürst Volpes Meuchelmörder mochten zaudern, ein Staatsoberhaupt zu töten, dessen Ableben mehr Aufmerksamkeit erregen würde. Frauenkleider waren entsetzlich unvorteilhaft beim Reiten – die Weißen Schwestern kleideten sich regelmäßig wie Männer, wenn sie reisten. Obendrein wäre eine Frau, die ohne ihren Gemahl durch die Lande zog, eine gesellschaftlich

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