Der Tanz Der Klingen
Geächtete. So etwas schickte sich nicht.
Sie ergriff das Wort. »Darf ich Euer Gnaden fragen, was Manfred Euch über den Tod des Barons berichten konnte?«
»Nichts«, antwortete die Herzogin. »Er schlief. Dann hörte er seltsame Geräusch und wollte aus dem Bett steigen. Das Nächste, woran er sich erinnern kann, ist seine Heilung in der Beschwörungsstätte. Sein Angreifer muss Harald gewesen sein. Jeder andere hätte erst einbrechen müssen, und das Haus wurde streng bewacht. Die Klingen beobachteten sämtliche Türen.«
Doch selbst Klingen waren sterblich. Sir Ost hatte die verdächtige Truhe im Raum nebenan bewacht.
Glockmann rannte herein und nahm wieder Platz. Diesmal hatte er die innere Tür geschlossen. »Hoheit, wir haben nur noch ein paar Minuten. Bitte erzählt uns, was Ihr über die derzeitige Lage in Krupina wisst. Hat Fürst Volpe sich bereits zum Herzog ausgerufen?«
Wie gebannt beobachtete Trudy, wie die Herzogin die Hände rang. Das taten echte Menschen wirklich? Nicht bloß Gestalten aus Liebesgeschichten?
»Es ist überaus schwierig, jemanden zu finden, der überhaupt je von Krupina gehört hat, geschweige denn, jüngste Neuigkeiten darüber kennt. Geburten, Eheschließungen und Todesfälle in der Herzogsfamilie erregen ein wenig Aufmerksamkeit in Adelskreisen, das ist aber schon alles. Die letzten Neuigkeiten, die ich hörte, waren keine Neuigkeiten. Daher muss ich davon ausgehen, dass Volpe nach wie vor in Gestalt meines Gemahls auftritt und für den Rest der Welt alles seine Ordnung hat. Deshalb hatte ich auch solche Schwierigkeiten, meine Geschichte glaubhaft zu machen.«
Demselben Problem begegnete sie nun erneut. Trudy beobachtete, wie die Männer Blicke wechselten. Die Herzogin log zwar nicht, aber sie konnte sich durchaus irren.
»Die Morde bestätigen, was Ihr erzählt, Hoheit«, meinte Glockmann, und nur der Schatten eines Zweifels schwang in seinen Worten mit. »Jemand versucht beharrlich, Euch zu töten, und mäht dabei Unbeteiligte wie Stroh um. Aber bei allem Respekt, Ihr habt noch keine Beweise vorgelegt, dass Fürst Volpe der Übeltäter ist.«
»Er hat ein Motiv«, rief Johanna hitzig. »Und er hat die Mittel, denn er herrscht über die Beschwörer, die das Medaillon angefertigt haben. Männer aus Vamky versperrten die Straßen nach Fadrenschloss, als der Ort niederbrannte. Wollt Ihr etwa andeuten, mein Gemahl hätte versucht, seinen eigenen Sohn zu töten? Dann erklärt mir, wie er an die Beschwörungen oder die Ritter kam, die rings um Fadrenschloss Straßensperren errichteten!«
Glockmann öffnete den Mund, doch ein donnergleiches Klopfen an der Außentür kam dem zuvor, was er sagen wollte.
»Eure Hoheit haben mich um Rat gefragt«, erklärte er hastig. »Ich glaube, Ihr schwebt in ernster und unmittelbarer Gefahr. Die Schwärme, wie Ihr sie nennt, zielten nicht darauf ab, Euch zu töten, sondern Euch die Hilfe jener zu versagen, die Euch andernfalls womöglich unterstützt hätten. Außerdem dienten sie dazu, Euch weit, weit aus Krupina wegzutreiben, und ich vermute, Chivial war immer ein logisches Ziel für Euch, zumal es das Reich des Vetters Eures Gemahls ist. Weiter könnt Ihr nicht. Und nun wird der Verräter plötzlich verwegen, und wieder sterben Menschen. In gewisser Weise ist das ermutigend für Euch, denn wären sowohl Euer Gemahl als auch Euer Sohn bereits tot, dann wärt Ihr – verzeiht meine unverhohlene Ausdrucksweise – wesentlich unbedeutender. Mir scheint, die Hatz ist zu Ende. Ihr könnt nicht weiter fliehen, also ist es an der Zeit für den Todesstoß, und der Mörder ist letzte Nacht entkommen. Wir müssen davon ausgehen, dass er immer noch über einige teuflische Zauber verfügt.«
Die Garde meldete sich erneut mit einem polternden Klopfen.
»Bitte legt das Medaillon an«, forderte Glockmann Johanna auf. »Mein Rat an Euch lautet, umgehend zu verschwinden, noch heute. Bittet Seine Majestät um etwas Geld und einen vertrauenswürdigen Führer, der Euch wohlbehalten an Bord eines Schiffes geleitet. Euer oberstes Gebot muss es sein, Harald zu entrinnen. Wir haben Glück, dass er die Sprache nicht beherrscht und keine Mitverschwörer hat.«
Letzteres war zwar keine unverhohlene Lüge, doch Trudy spürte Vorbehalte. Sie dachten, Harald spräche kein Chivialisch, und er hatte keine Mitverschwörer, von denen sie wussten.
Indem Johanna sich das Medaillon um den Hals hängte, wurde sie wieder zu Rubin. Er stand auf. Alle anderen folgten seinem
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