Der Tanz Der Klingen
von Glockmann geöffnet, der in einem goldenen und grünen Wams mit einer Mütze, einer Hose und einem kurzen Umhang in dunklerem Grün ungemein schneidig aussah. Bei ihrem Anblick hellte sich seine Miene erfreut auf.
»Es gab ein Missverständnis«, erklärte Trudy hastig. »Die Garde wurde noch nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich jetzt für den Herzog arbeite.«
»Der Papierkram dauert hier ewig!«, meinte Glockmann. »Ich bin sicher, ich habe es Sir Florian mitgeteilt. Seine Hoheit wartet schon auf Euch. Kommt herein.«
Es ging in einen weiteren Vorraum, diesmal menschenleer, an dessen gegenüberliegendem Ende eine Tür in die herzoglichen Gemächer führte. Ein übliches Schlafgemach in Schlachtfeldgröße mit Fenstern an zwei Wänden, einer Wandschranktür in einer Ecke und wenig geschmackvollen Wandbehängen und Deckenfresken. Die Einrichtung bestand aus einem langen Tisch und vergoldeten Stühlen mit hohen Lehnen, die das Zimmer in eine Ratskammer verwandelten.
Sofort fiel ihr das Essen am fernen Ende des Tisches auf. Am anderen Ende türmten sich Kleider. Etwa in der Mitte saß unscheinbar Manfred, kaute an einem Brötchen und nagte an einem Hühnerbein. Er hatte einen Gesichtsausdruck, als wäre er unlängst einer Heilung unterzogen worden. Trudy spürte sie an ihm. Der Großherzog stand an einer Fensterlaibung und starrte hinaus. Ringwald trug eine schneidige neue blaugraue Livree und schnallte sich einen Schuh zu. Raunzer zog nur mit einem Hemd und einer Hose bekleidet weitere Gewänder aus einem Beutel. Überall türmte sich Kleidung.
Trudy ging zum Herzog und knickste. Er … ja, es musste er heißen, wenn die Erscheinung einen Bart hatte. Er also drehte den Kopf und lächelte sie an.
»Ich hoffe doch, Ihr habt keine unangenehmen Auswirkungen zu spüren bekommen, Schwester?«
»Keine, Hoheit. Wolltet Ihr nicht eine Schnüfflerin anwerben? Ich kann mich nur wärmstens empfehlen.«
»Das will ich in der Tat.« Sein Gesicht wirkte müde und kummervoll, noch schlaffer als sonst. »Zumindest glaube ich, dass ich das möchte. Tatsächlich kommt Ihr gerade recht. Wir haben eben erst die Inquisitoren und Schneider hinter uns gebracht, und jetzt muss ich entscheiden, was als nächstes zu tun ist. In Kürze habe ich eine Audienz bei Seiner Majestät, es ist also dringend. Falls Sir Raunzer seine Drohung auszuführen gedenkt, mich in irgendeinem Sumpf in eine Zelle zu sperren, dann benötige ich Eure Dienste nicht. Allerdings hoffe ich nach wie vor, dass er es sich anders überlegt.« Sein Lächeln war unangenehm, kein Vergleich mit dem seiner Gemahlin. »Hat Obermutter eingewilligt, Euch leihweise in meine Dienste zu entlassen?«
Beim letzten Treffen war Obermutter einer Ohnmacht nahe gewesen, aber die Einzelheiten waren belanglos.
»Ich bin meine eigene Herrin.«
Dem Großherzog entging ihre ausweichende Antwort keineswegs, doch er vergeudete keine Zeit damit. »Eure Fähigkeiten wären natürlich von unschätzbarem Wert, zudem wäre es schön, eine weitere Frau in meinem Tross zu haben.« Unbewusst griff er sich an den Bart.
»Seid Ihr bald fertig, Sir Ringwald?«, fragte Rubin über die Schulter zurück.
»Ich bin schon fertig, Hoheit. Raunzer noch nicht.« Just als Raunzer das Hemd auszog und so tat, als hätte er sie eben erst bemerkt, drehte Trudy sich um. Er warf sich in die Brust. »Oh, ich bitte um Verzeihung, Schwester! Ich hoffe, ich habe Euch nicht entsetzt.«
»Ganz und gar nicht«, gab sie zurück. »Früher hatte ich einen Hirtenhund mit einem ähnlichen Fell.« Wäre sie ehrlich gewesen, hätte sie sagen müssen, dass sein Schein sie regelrecht blendete und die Narbe über seinem Herzen wie die Sonne strahlte, aber Raunzer brauchte keine Ermutigung.
»Zieht Euch gefälligst an!«, herrschte der Großherzog ihn an und verließ das Fenster. »Meine Herren und auch Ihr, Schwester. Ich habe heute Morgen meinen engsten Freund verloren. Wie Ihr wisst, war er mir wie ein zweiter Vater oder ein Großvater, außerdem mein getreuester Berater. Nun verlasse ich mich auf Euren Rat, wenngleich ich gedenke, die endgültigen Entscheidungen selbst zu treffen.« Das war ein offensichtlicher Seitenhieb auf Raunzer. »Sagt mir stets, was Ihr wirklich denkt, nicht was Ihr glaubt, dass ich hören möchte.« Er zog einen Stuhl zur Tür, stellte ihn aber dahinter ab, sodass er vom Vorraum aus nicht zu sehen sein würde.
Ringwald wirkte zutiefst betrübt. Letztlich würde er es sein, der die endgültigen
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