Der Tanz Der Klingen
Entscheidungen traf, ganz gleich, wie sehr der Großherzog und Raunzer sich aufspielen mochten. Wenn Ringwald darauf bestünde, dass Rubin in Chivial bliebe, würde seine Meinung so gut wie sicher den Sieg davontragen. Wofür er sich auch entschied, es mochte durchaus sein, dass er seine Wahl für den Rest seines Lebens bereuen würde. Er schaute zu Trudy und lächelte freudlos. »Habt Ihr schon gegessen, Schwester?«
»Den ganzen Tag noch nicht.« Dankbar dafür, dass jemand daran dachte, sich danach zu erkundigen, fügte sie hinzu: »Hübsche Aufmachung. Mir gefällt Eure Hose.«
Anscheinend war dies ein unbesonnenes Kompliment an einen jungen Mann. Ringwald errötete heftig und wandte die Aufmerksamkeit dem Essen zu, indem er sich einen Teller nahm und eine ganze gebratene Ente darauf lud. Warum stellten Männer ihre Beine so zur Schau, wenn sie nicht wollten, dass man sie bewunderte?
»Bitte bedient Euch!«, forderte der Großherzog sie auf. »Wir haben keine Zeit für Förmlichkeiten. Ich habe auf meinen Reisen gelernt zu essen, wann immer sich die Möglichkeit bot.«
Alle versammelten sich um den Tisch. Raunzer, der immer noch sein Wams zuknöpfte, setzte sich neben Trudy.
»Wisst Ihr denn nicht, dass Männer mit behaarter Brust die besten Liebhaber sind?«, flüsterte er heiser.
»Nicht nach meiner Erfahrung.« Das stimmte! Schließlich hatte ihre Erfahrung noch keine Liebhaber vorzuweisen. Sie griff in den Brotkorb und holte ihr Gürtelmesser hervor, um sich damit über die Butter herzumachen.
»Werte Berater!« Es war die Stimme von Großherzogin Johanna. Sie hatte das Medaillon abgenommen, was die Männer im Raum veranlasste, sich flugs zurechtzustriegeln. »Ich bin sicher, dass Seine Majestät erbost über diese neuen Todesfälle ist. Tatsächlich rechne ich damit, dass der König mich auffordern wird, sein Reich schnellstmöglich zu verlassen. Wenn wir davon ausgehen, dass dies meine letzte Audienz ist, worum soll ich ihn bitten?«
Trudy ließ den Blick über all die besorgten, abgehärmten Gesichter schweifen. Keiner von ihnen hatte geschlafen.
Ohne den Trugbann wirkte Johanna erschöpfter als je zuvor. Zudem trauerte sie um einen verlorenen Freund.
»Ich bin überzeugt davon, dass der Baron ein wunderbarer Berater war.« In Trudys Ohren hallte Glockmanns Lüge wie eine Eisenglocke wieder und erschreckte sie, sonst schien sie jedoch niemandem aufzufallen. »Eure Hoheit werden seinen Verlust auf ewig spüren. Wir jedoch brauchen noch einige zusätzliche Auskünfte, wenn unser Rat etwas wert sein soll. Wir wissen nichts über Eure Abenteuer zwischen dem Untergang von Fadrenschloss und Eurer Ankunft in Chivial. Wo wurdet Ihr noch angegriffen und wie? Wo ist Euer Sohn, der Markgraf? Wo …«
»Ich werde Euch nicht verraten, wo Frederik sich aufhält«, unterbrach sie ihn mit wütender Stimme. »Er ist in Sicherheit. Das muss genügen. Auch habe ich keine Zeit, Euch ein abenteuerliches Epos zu erzählen.«
Glockmann legte seine großen Schwertkämpferhände auf den Tisch und starrte auf sie hinab. »Da ich die drohenden Gefahren nicht kenne, sehe ich mich leider außerstande, Euer Gnaden zu beraten.«
Das gefiel ihr nicht. »Na schön, dann in Kurzfassung. Der Baron kennt die Wälder um Fadrenschloss wie kein anderer …«
Es klopfte an die äußere Tür. Glockmann murmelte eine Entschuldigung, stand auf, ging hinaus und schloss die Tür zum Vorraum hinter sich. Kurz darauf kehrte er zurück und ließ sie diesmal offen.
»Die Garde ist bereit, Euch zur Audienz zu geleiten, Euer Gnaden. Ich habe um etwas mehr Zeit gebeten, aber sie können uns nicht viel gewähren.«
Trudy begann, noch schneller zu essen, obwohl niemand erwähnt hatte, dass sie zu irgendwelchen Audienzen eingeladen war.
Johanna nickte mit zusammengepressten Lippen. »Mit Manfreds Hilfe entgingen wir den Versuchen der Brüder, uns zu fangen.« In einer fremden Sprache fügte sie etwas für Manfred hinzu, der seinen Namen aufgeschnappt hatte. »Und mit der Hilfe eines weiteren Mannes des Barons, Bogdan. Wir haben uns in die Hügel durchgeschlagen zu einem Ort namens Brikov, dem Sitz des Grafen János. Offiziell befanden wir uns immer noch in Krupina, aber nur wenige Großherzöge haben je ernsthaft versucht, ihre Herrschaft in jenen Bergen durchzusetzen. János hieß uns willkommen, weil er ein lebenslanger Freund von Ernst von Fader war. Dort stieß anschließend Harald zu uns. Zunächst schienen wir in Sicherheit, aber nach drei Tragen
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