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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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ausgestreckt auf dem spuckefeuchten Boden landete. Natürlich konnte niemand
eine Klinge bewusstlos schlagen. »Bewusstlose Klinge«
galt als Widerspruch in sich. Die Männer hinter Raunzer sanken ob der Wucht zusammen, Raunzer selbst hinge
gen federte sofort mit Unbezwingbar in der Hand zurück. An die zwanzig Kehlen gellten vor Entsetzen, und die
Menge sprang zurück, wodurch ein freier Platz um die
Gegner entstand. Glockmann griff nach Wagemut – und
erstarrte …
»Halte dich von Klingen und Sabreuren fern«, hatte
Ansel ihn gewarnt. Gemeint hatte er Halte dich von
Kämpfen fern. Eigentlich sollte Glockmann gar nicht
bewaffnet sein, aber die Erfahrung hatte ihn gelehrt, welchen Unterschied es machte. Ohne Schwert an der Hüfte
war er nur ein Schriftführer oder Diener. Mit einem
Schwert war er ein Edelmann, dem man Achtung zollte,
wodurch er Johanna besser dienen konnte. Nun steckte er
in der Zwickmühle. Er hatte den Kampf begonnen. Wenn
er zog, konnte Raunzer ihn töten und sich auf Selbstverteidigung berufen.
Dann war Ringwald zwischen ihnen. »Steck das
Schwert weg!«, brüllte er seinen Stellvertreter an. Seiner
Stimme mangelte es an der volltönenden Befehlsgewalt
eines Erwachsenen. Tatsächlich hörte sie sich eindeutig
schrill an, dennoch behielt er die Oberhand. Raunzer fügte sich, weil er sein Mündel nicht gefährden konnte, indem er in aller Öffentlichkeit einen Mord beging. Beschämt schlich Glockmann von dannen.
»Feigling!«, schrie Raunzer ihm nach. Da die Gefahr
somit gebannt war, begannen die Umstehenden enttäuscht zu johlen.
Später, als Glockmanns Blut abgekühlt war, ging er zu
Ringwald und entschuldigte sich. Mittlerweile hatte
Ringwald Raunzer zum Dienst eingeteilt, wodurch er
selbst frei hatte. Er nützte die Zeit, indem er mit Trudy in
einer Ecke lümmelte und sie mit Zuckerpflaumen fütterte, die er gekauft hatte. Er warf dem reuigen Sünder einen düsteren Blick zu.
»Und es kommt auch nicht wieder vor?«
»Nein, Anführer«, antwortete Glockmann. »Es wird
nicht wieder vorkommen.«
»Na schön.« Damit wandte der Befehlshaber sich wieder dem Vorspiel zu.
6
    Von Isilond drangen sie südwärts nach Ritizzia vor, und von Ritizzia nach Nordosten in ein Flickenwerk kleiner Fürstentümer, von denen die meisten offiziell zu Fitain gehörten. Glockmanns Geldbörse musste an allen Grenzen bluten. Als sie nach Blanburg gelangten, war er ernsthaft besorgt über ihre Mittel. Die Bankakzepte, die Großmeister ihm für die Rückreise gegeben hatte, sparte er nach wie vor auf, doch mittlerweile hatte er erkannt, dass sie nicht reichen würden, um sie alle nach Chivial zurückzubringen, sollte dies je erforderlich sein.
    An den meisten Tagen machten sie mittags Rast, um den Pferden und sich selbst etwas Ruhe zu gönnen, und an jenem Tag ließen sie sich im Schatten einer Eiche auf einem mit Büschen und kurzem braunen Gras bewachsenen Hügel nieder. Über dem goldenen Tal hingen die Rauchschwaden brennender Stoppelfelder. Weintrauben und Getreide waren bereits geerntet; Herden wurden zur Schlachtung von den Hügeln getrieben. Hier hatte der Krieg noch nicht Einzug gehalten. Doch die Wolken waren keine Sommerwolken mehr, und die Gipfel, die über ihnen aufragten, waren bereits mit frühem Schnee gesprenkelt. Im Norden stand auf einem Hügel unweit des Flusses ein Schloss, um das sich gleich einem Rock aus geweißeltem Kalk und Terrakotta eine befestigte Stadt erstreckte.
Trudy und Ringwald lagen Seite an Seite fast unanständig nah nebeneinander. Auch Raunzer lag ausgestreckt auf dem Rücken, jedoch hatte er den Ort so gewählt, dass er den Zugang zu seinem Mündel versperrte. Glockmann und Johanna saßen in geringem Abstand voneinander. Manfred kaute vor sich hin und behielt die Pferde im Auge. Im Unterholz summten Bienen.
    Johanna machte eine vage Geste. »Das ist Blanburg, die Hauptstadt des Fürstentums Blanburg. Der Palast ist der Sitz von Rubins Vetter, dem Prinzen.«
    »Also«, meinte Glockmann, »sollte es uns endlich gelingen, ein paar Neuigkeiten zu erfahren. Wir werden herausfinden, was in Krupina vor sich geht, und wenn wir den Prinzen selbst fragen müssen.« Was sie natürlich nicht tun würden.
    Es folgte eine nachdenkliche, fast melancholische Stille. Ein Kapitel ihres Lebens neigte sich dem Ende zu. Sie alle waren schlank und braungebrannt wie Bauern, bei Raunzer und Johanna hatte die wochenlange Sonneneinstrahlung das Haar zudem fast silbrig gebleicht. Die schicken Kleider, die

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