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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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tagelang bei ihm zu verweilen
– vorgeblich, um den Pferden Erholung zu gönnen.
    Häufig ritten sie in Paaren. Zumeist waren Ringwald und Trudy zuvorderst, gefolgt von Johanna und Glockmann, während Manfred und Raunzer die Nachhut bildeten. Manfred war der einzige von ihnen, der Raunzer längere Zeit ertragen konnte. Der alte Mann kicherte, wobei er seine Zahnstumpen zeigte, und meinte: »Hatte mal ‘nen Klepper wie ihn. Ob er biss? Andauernd! Einmal kurz weggeschaut, und schon zwickte er. Wenn man ihn striegelte, ihm Hafer gab, war er brav und gefügig, und dann biss er wieder zu. Ohne Vorwarnung. Schlagen half auch nix. Musste ihn einfach ertragen. Aber bei den Geistern, was für’n Kraftprotz! Der konnte ewig laufen.«
Danach nannten sie Raunzer hinter seinem Rücken »Kraftprotz«.
    Ähnlich stand »die Turteltäubchen« für Trudy und Ringwald, die kaum die Hände voneinander lassen konnten. Für gewöhnlich jedenfalls waren sie damit gemeint. Glockmann fand alsbald heraus, dass der Begriff bisweilen auch anderweitig verwendet wurde.
    Drei Tage, nachdem sie Furret verlassen hatten, an einem glühend heißen Nachmittag, ritt Glockmann neben Johanna …
    »Hört auf, mich so anzusehen!«
»Wie?«, fragte er erschrocken.
»Als ob Ihr in mich verliebt wärt!« Dann errötete sie
    und wandte den Blick ab.
»Gewiss ist Euch klar, dass dies nur eine Folge meines
Austritts aus Eisenburg ist, oder?«, antwortete er. »Immerhin hat man mich auf die Zuchtweide entlassen. Ich
muss mich zwangsläufig in die erste Frau verlieben, der
ich begegne. Das ist unvermeidlich. Ich brunfte nur. Achtet gar nicht darauf.«
Er war bereits zu dem Schluss gelangt, dass es zu sehr
schmerzte, um bloßes Brünften zu sein. Lägen seine
Qualen an blanker Wollust, müsste er dann nicht so wie
Raunzer jeder Frau hinterherjagen? Warum sollte er sich
ausgerechnet eine aussuchen, die verheiratet war? Zudem
war sie praktisch eine Königin und wohl eine der größten
Schönheiten in ganz Euranien, er hingegen ein unbedeutender Niemand.
»Ihr seid sehr unhöflich«, meinte sie.
»Ich bin Euer Diener, Euer Gnaden. Wenn Ihr Euch
gekränkt fühlt, entlasst mich einfach, und ich gehe fort.« Schweigen.
»Johanna«, wagte er schließlich zu sagen, »ich schwöre, dass ich dir mit aller Kraft helfen werde, deinen Sohn
zu holen und an seinen rechtmäßigen Platz zu setzen.
Falls dein Gemahl noch lebt, werde ich zudem alles in
meiner Macht Stehende unternehmen, um dich wieder
mit ihm zu vereinen. Danach werde ich meine Kündigung einreichen, denn ich kann nicht ewig in Qualen leben.«
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis bevor sie flüsterte: »Und wenn Rubin nicht mehr lebt?«
»Falls du je so verzweifelt sein solltest, dass ein kirchenmausarmer, heimatloser Geliebter nützlich für dich
wäre, steht dir einer zur Verfügung. Einer, der dir stets
treu ergeben sein wird.«
»Und in der Zwischenzeit?«
»Tun wir gar nichts«, gab er zurück. Wobei ihm die
Worte schwer fielen. »Wir dürfen nicht, um Frederiks
willen.«
»Was hat Frederik mit dir zu tun?«, wollte sie wütend
wissen.
»Nichts, nur dass er alles für dich und dein Glück alles
für mich ist.«
»Danke«, erwiderte sie darauf. Danach schwieg sie eine lange Weile.
Ein paar Wochen später ging Glockmann in einer bevölkerten, wüsten Taverne, in der es nach Talgrauch stank, an den Schanktisch, um seinen Becher nachfüllen zu lassen. Dort begegnete er Raunzer, der den Arm um eine schluderige Frau geschlungen hatte. Raunzer war so betrunken, wie eine Klinge sein konnte, also nicht besonders. Doch in seinem Fall reichte es, um seine bereits kümmerlichen gesellschaftlichen Fähigkeiten auf null zu
verringern.
»Glockmann!«, rief er. »Oder eher Glockknabe?« Angewidert musterte Glockmann ihn. »Was willst du?« Die
Klinge lachte. »Dasselbe wie du. Der Unterschied ist nur,
ich kriege es, du hingegen nicht! Ich kriege es jede
Nacht, du niemals. Was ist bloß mit dir los, Meister Jakob? Hat Glockmann keine Glocken? Mein Mündel will
dich. Sie redet sogar im Schlaf von dir. Vielleicht muss
ich ihr geben, was sie braucht, wenn du es nicht kannst.
Ein Wort von dir, und sie würde sich die Kleider vom
…«
Klingen waren unglaublich schnell. Glockmann war
zwar keine Klinge, aber daran war nur seine Sicht
Schuld, nicht seine mangelnde Schnelligkeit. Krachend
prallte seine Faust gegen Raunzers Kinn, und nur ein
Bollwerk aus einem Dutzend Männer hinter Raunzer
verhinderte, dass die Klinge

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