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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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sorgen.«
Er wartete bis zuletzt, um sich selbst ein Bild zu machen. Der Tunnel war leicht abschüssig und genauso schmal wie der Eingang. Am Rand seines Sichtfelds erspähte er einen Schatten, der ein abzweigender Stollen sein mochte. Die Decke war mit Holz gesichert, aber einige der Balken hingen stark durch, und die Verstrebungen wirkten wackelig. An manchen Stellen waren die Abstützungen zusammengebrochen. Dort hatte sich Geröll auf dem Boden gesammelt. Was war er doch für eine armselige, unfähige Klinge, dass er sein Mündel an einen solchen Ort führte!
Er zog sich wieder zurück, um sich mit den anderen zu beratschlagen. Sie standen in einem Halbkreis der schattenschwangeren Dunkelheit zugewandt.
»Sagt nicht, Ihr ginget dort nicht hinein, und wenn Euer Leben davon abhinge«, meinte Raunzer unbekümmert, »denn das tut es.«
»Der Tunnel ist abschüssig«, gab Ringwald zu bedenken. »Und der Boden ist feucht. Sickerwasser.«
»Das Holz ist völlig verrottet«, knurrte der Graf. Er rieb sich unablässig die Kehle, als schmerzte sie. Der Leichnam seines Bruders hatte versucht, ihn zu erdrosseln.
»Ja, aber es muss irgendwo einen Abfluss geben. Ich weiß schon, dass er kaum größer als ein Mauseloch sein könnte. Sicher können wir nur sein, wenn wir hineingehen und nachsehen.«
»Ich kann dort nicht hin!« Die Herzogin hatte die Arme um sich geschlungen, als fröstelte sie. »Ich kann einfach nicht.«
»Ich auch nicht«, pflichtete János ihr bei. »Werde ich auch nicht. Ich kehre um, und ihr werdet mich töten müssen, um mich aufzuhalten. Ich finde, ihr solltet alle mitkommen. Lasst den Jungen doch gehen, wenn er unbedingt will.«
Befehlshaber Ringwald sah sich seiner ersten Meuterei gegenüber. »Sagt uns die Wahrheit, Herr. Habt Ihr eine Nachricht zur Bruderschaft geschickt, dass Ihr die Herzogin in Eurer Gewalt habt und für einen angemessenen Preis abtreten würdet?«
Der Versuch des Grafen zu brüllen drang als schmerzliches Krächzen aus seiner Kehle. Er hustete. »Dummer Junge!«, flüsterte er. »Nein. Und mit Vamky feilscht man nicht! Ja, ich war ein Ritter, bis … das geschah.« Mit dem Daumen deutete er auf den Tunnel hinter sich. »Vor vierundvierzig Jahren verließ ich den Orden. Vierundvierzig Jahre lang habe ich nichts mehr von den Brüdern gehört. Sie ließen mich in Frieden. Dann trafen Befehle ein. Nicht durch Harald. Auch damit hast du dich geirrt. Erst nachdem er weg war, im Fünftmond. Vamky gehorcht man, sonst …!«
»Sonst was?«, fragte Raunzer, als wollte er es wirklich wissen.
»Sonst blüht einem, was man sich nur vorstellen kann. Mir wurde aufgetragen, die Herzogin und sämtliche ihrer Gefährten festzuhalten, sollten sie auftauchen. Anschließend sollte ich Vamky benachrichtigen.«
»Aber das war Monate, nachdem sie aufgebrochen war!«, rief Ringwald aus. »Warum haben sie so lange gewartet?«
»Keine Ahnung!«, gellte der Graf. »Ich habe nicht gefragt! Schließlich wurde mir letzte Woche befohlen, Radu in Gewahrsam zu nehmen und ihn darüber zu verhören, was er gesehen hat und nicht hätte sehen sollen. Das tat ich. Danach habe ich Bericht erstattet. Mir wurde aufgetragen, ihn zu hängen.«
»Aber das habt Ihr nicht getan«, stellte Ringwald fest. »Ihr habt gewartet und gehofft, er würde den Anstand besitzen, still und leise in dem Loch zu sterben, damit es Euch erspart bliebe, einen Bruder zu hängen. Als Ihre Hoheit auftauchte, habt Ihr Radu freigelassen. Auch die Herzogin habt Ihr nicht festgehalten.«
»Weil ihr mich davon überzeugt habt, dass Radu die Wahrheit sagte«, erklärte János. »Volpe ist an Hochverrat beteiligt, er und der Abt. Damit will ich nichts zu tun haben. Mein Landrecht gewährt mir der Herzog, nicht Volpe. Also bin ich übergelaufen. Ich habe nicht gemeldet, dass Ihre Hoheit zurück war. Nun, Mädchen? Lüge ich?«
»Nein, Herr«, bestätigte Trudy und schaute besorgt zu Ringwald.
Ringwalds Lachen erschreckte sogar ihn selbst. »Deshalb seid Ihr so hart mit Wolfgang umgesprungen! Ihr habt nicht gewusst, dass er Euch bespitzelt. Habt Ihr ihn gehängt?«
Der Graf schüttelte den mächtigen Kopf. »Ich habe befohlen, ihn heilen und in die Grube werfen zu lassen, bis ich zurückkomme. Darin bin ich mit dir einer Meinung, Junge. Ein Bruder sollte einen anderen Bruder nicht hängen.«
»Wer ist Euer Ansprechbruder in Vamky, Herr? Wem habt Ihr die Meldung geschickt?« Warum spielte das eine Rolle? Tat es nicht. Ringwald brauchte bloß Zeit zum

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