Der Tanz Der Klingen
machen, wenn es das Falsche war?
Der Geschosshagel war verebbt. »Folgen sie uns?«
Raunzer spähte an seinem behelfsmäßigen Schild vorbei. »Ja, Anführer. Jede Menge dieser Dreckskerle. Sie kommen immer näher.«
»Dann nichts wie weiter. Es kann nicht mehr weit sein. Sie würden uns nicht folgen, wenn es keinen Ausweg gäbe.« Ringwald glaubte das nicht wirklich, aber vielleicht würde es jemand der anderen tun. Noch fünf Laternen und vier Menschen übrig.
Während er weiterstolperte, fragte er sich, was diesen Hass der Schattenherren verursachte – waren sie etwa eifersüchtig auf die Lebenden? Trachteten sie nach Rache für einen gewaltsamen Tod? Er kam zu dem Schluss, dass die Beschwörung wohl genau darauf ausgelegt war. Einer der Hoffreisassen vor dem Quamast-Haus hatte sich die eigene Kehle durchgeschnitten. Sie wollten keinen Rache; wollten niemanden leiden lassen. Sie wollten nur die Lebenden zu sich ins Reich der Untoten holen.
Plötzlich platschten seine Füße durch Wasser, und der Tunnel endete.
Die Pfütze war seicht, zehn oder zwölf Schritte lang und füllte den Boden von Wand zu Wand. Sie endete an einem sandigen Hang. Dies war das Ende des Pfades, und immer noch prallten Steine von Raunzers Schild ab. Gelegentlich stieß er einen Fluch aus, als wäre er selbst getroffen worden.
Glas barst. »Oh!«, rief Raunzer aus. »Ich brauche eine andere Laterne. Schnell!«
Noch vier Laternen übrig. Hier kämpfen wir. Hier sterben wir.
Die Abstützungen endeten kurz vor dem Tunnelende, und zu Ringwalds Füßen lagen einige unbenutzte Holzbalken, folglich waren die Arbeiter nur bis hierhin gekommen. Dieser Teil war nicht erst später eingestürzt. Im Verlauf der vierundvierzig Jahre hatte sich vom ungestützten Teil der Decke Sand und Lehm in die Pfütze darunter ergossen. Die Pfütze selbst stellte Sickerwasser dar, das sich an der niedrigsten Stelle des Tunnels sammelte. Wie tief unter der Erde mochten sie sein? Ringwald watete nach vorn und hob die Laterne an, um zu überprüfen, ob es weiter oben einen Ausweg gab. Doch da war keiner, nur eine Kuppe, die nirgendwohin führte.
Warum hatten die Bergarbeiter hier aufgehört?
Und warum füllte sich nicht der gesamte Tunnel mit Wasser?
»Halt das mal!« Damit warf er Trudy die Laterne zu und begann, in dem Sandhang zu wühlen wie ein Hund, der nach Kaninchen scharrt, indem er den Aushub zwischen den Beinen nach hinten schleuderte. Alsbald stieß er auf Lehm und Kiesel, die seine Hände schmerzen ließen. »Gib das her!« Er nahm ihr das Breitschwert ab und verwendete es wie eine Spitzhacke, schaufelte das Geröll damit beiseite. Es war eine anstrengende Arbeit, aber er legte sich mächtig ins Zeug, da er immer noch jene dämonischen Steine hörte, die von Raunzers Schild abprallten. Ich will nicht hier unten in diesem Rattenloch sterben.
Die Seitenwände seiner Ausgrabung wurden unstet und stürzten ein. Trotzdem buddelte er unbeirrt weiter. Trudy eilte ihm mit einem Brett zu Hilfe, das sie als Schaufel verwendete. Seite an Seite gruben sie aus Leibeskräften. Über ihnen prangte die unsichere Höhlendecke und ließ Sand auf sie herabrieseln.
»Sie kommen näher, Anführer«, meldete Raunzer ruhig.
In ein paar Minuten würde Ringwald mit ihm die Plätze tauschen müssen. Viel länger konnte er nicht so weiter… Da war es!
»Wir sind auf Stein gestoßen!«, rief er. »Es ist eine Mauer.« Steinblöcke, rau und unbearbeitet, aber vermörtelt. Nun musste er tiefer graben, und seine schmale Rinne stürzte immerfort ein. »Das ist die Mauer der Gruft! Meißelmale! Die Öffnung muss hier irgendwo sein.« Natürlich weiter unten in der Nähe des Wassers.
»Zurück, Gewürm!«, brüllte Raunzer. Er schlug auf Schatten ein und auf etwas mehr als Schatten, denn Ringwald hörte leise metallische Laute.
Doch nun war die Öffnung in Sicht. Die Arbeiter hatten einen Steinblock vollständig zerschlagen, aber eben nur einen, zudem war die Lücke mit Sand und Lehm verstopft. Ringwald zerrte mit bloßen Händen daran, schaufelte das Hindernis heraus. Konnte sich ein lebendiger Mensch dort hindurchzwängen? Schattenherren waren jedenfalls hindurchgelangt, aber das konnte auch mit Hilfe von Licht geschehen sein, das sie körperlos machte.
Er zog Schlechte Neuigkeiten und ließ sich auf den Bauch fallen. Seine Schultern waren zu breit, aber er wand einen Kopf und einen Arm in das Loch, sodass seine Brust schmerzlich auf einer Fläche aus rauem, mit scharfkantigen
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