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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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ihrer Rechten endete der Gang, also brachen sie nach links auf, um die Quelle der frischen Luft zu suchen. Trudy trug immer noch das Breitschwert des Grafen. Die Steinplatten auf dem Boden waren mit weichem Lehm überzogen, wo Schlamm hereingespült worden war.
Sehr bald gelangten sie zu einem Gesteinshaufen. Gewaltige Massen von Mauerwerk versperrten den Gang von Seite zu Seite und so weit ihr mitleiderregend spärlicher Lichtkegel reichte. Die Feste war eine Ruine, fiel in sich zusammen und sammelte sich in ihrer eigenen Gruft. Es war kein Himmel zu sehen, aber irgendwo sickerte und tröpfelte Regenwasser. Pilze wucherten in den Ecken, und Baumwurzeln schlängelten sich zwischen moosbewachsenen Überresten von Bögen und Säulen.
Wehmütig meinte Trudy: »Ich könnte diesen Regen gut gebrauchen. Wäre schön, sich abspülen zu können.«
»Das Morgengrauen muss bald einsetzen«, sagte Ringwald. »Sobald wir etwas Licht haben, finden wir einen Weg hier heraus.« Was er jedoch nicht wirklich glaubte. Nur Mäuse konnten je einen Weg durch diesen Schutthaufen finden.
Ob die anderen sich von seiner Zuversicht täuschen ließen, blieb ein Geheimnis, denn in jenem Augenblick hallte das Quietschen rostiger Angeln durch den Gang hinter ihnen. Trudy hob die Laterne an und spähte den Tunnel zurück. Was immer von dort kam, war nicht zu erkennen … noch nicht.
»Ich glaube, die Trompeten haben soeben die dritte Runde eingeläutet«, meinte sie.
Und es stand zwei zu null für die Schattenherren.
»Sucht euch eine Nische, in der ihr euch verstecken könnt«, forderte Ringwald die beiden Frauen auf. »Ich halte sie auf.« Nun hatte er keinen Raunzer mehr, der ihm dabei half. Er war an der Reihe, und demnächst würde er in der Dunkelheit kämpfen müssen. Wie lange würde das Öl noch reichen?
»Ich glaube, da fällt uns doch etwas Besseres ein«, murmelte Trudy und ging näher zu dem Gesteinshaufen. »Die Schattenherren haben einen Weg da durch. Ich kann es riechen.«
Ein Wunderweib! Ringwald war einerlei, wie sie das genau tat. »Dann geh voraus. Schnell!«
Trudy erklomm den Hügel und zwängte sich in eine maulwurfsbaugroße Lücke unter einer Steinplatte. Nach einer Weile hallte ihre Stimme zurück: »Alles klar hier!«
»Euer Gnaden?«
Dies würde wesentlich schlimmer werden als der Tunnel oder das Loch in der Wand. Selbst wenn Trudy Recht behalten sollte und den Pfad der Toten finden könnte, gab es keinen Grund zu glauben, dass Lebende ihm zu folgen vermochten. Die Herzogin wusste das. Wieder suchten ihre Dämonen sie heim, dennoch schwieg sie, folgte nur dem Schein von Trudys Laterne. Ringwald blieb dicht hinter ihr, um ihr zu helfen, sollte sie in Schwierigkeiten geraten, und um sich nicht zu verirren. Er rechnete jeden Augenblick damit, dass sich eisige Hände um seine Knöchel schließen würden.
Sie kamen entsetzlich langsam voran. Je höher sie kletterten, desto kleiner schienen die Tunnel und Spalten zu werden. An einer Stelle steckte er in einer höchst verwinkelten Biegung fest und war ganz und gar nicht sicher, ob er sie zu überwinden vermochte, und konnte es nicht ausprobieren, weil die Füße seines Mündels unmittelbar vor seinen Augen baumelten. Er konnte die Herzogin atmen hören. Ihr Atem ging zu schnell, zu unregelmäßig. Sie musste einer Panik nahe sein.
»Es tut mir aufrichtig Leid, Euer Gnaden, dass ich als Klinge eine solche Katastrophe bin«, sprach er. »Ich habe sowohl Euer Vertrauen als auch das des Ordens enttäuscht.«
Nach einer schmerzlichen Stille entgegnete sie: »Ich finde, Ihr habt Euch bewundernswert geschlagen, Sir Ringwald. Ihr habt Graf János durchschaut. Ich bin sicher, er hätte mich Fürst Volpe ausgeliefert, wenn Ihr uns nicht fortgeschafft hättet. Ihr, Glockmann und Raunzer – ihr alle wart wunderbar, und ich bin noch nicht bereit aufzugeben.«
»Ihr seid äußerst tapfer!«
»Wären Frauen Feiglinge, gäbe es keine Kinder, Sir Ringwald.«
Abermals Stille. Ringwald lauschte kaum vernehmbaren Geräuschen hinter sich und versuchte, sich einzureden, dass sie nur seiner Einbildung entsprangen oder tröpfelnder Regen waren.
Johanna lachte spröde. »Es ist nicht schwierig, tapfer zu sein, wenn man keine Wahl hat. Das soll nicht heißen, dass ich Sir Raunzers Opfer nicht zu würdigen weiß. Er hatte zwar heute Nacht keine andere Wahl, als sich und den Rest von uns zu verteidigen, aber er traf diese Entscheidung bereits damals in Eisenburg. Ich sah, wie er seine Angst in der Nacht

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