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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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ein Erschwernis.«
Gefahrs Augen leuchteten. Verzückt zwirbelte er die Enden seines Schnurrbarts. »Lass mich raten. Du bist zwei Schritte vor dem Gesetz hier eingetroffen?«
Glockmann nickte. »Kaum einen Schritt. Die Charta sieht eine allgemeine Begnadigung bei der Bindung vor. Andernfalls muss Großmeister eine Benachrichtigung an …«
»Vergiss diesen Teil! Das passiert nicht. Niemals. Vergiss auch gleich deinen alten Namen. Du kannst Edelbert Glockmann oder Glockmann Wieseneimer sein, und niemand wird dich je finden. Jeder hier hat eine unliebsame Vergangenheit, sogar Großmeister, obwohl es mir nie gelungen ist. Wie sieht eigentlich deine aus?«
»Darf ich nicht sagen.«
»Ich habe Wild des Königs getötet«, verriet Gefahr hoffnungsvoll. »Einen prächtigen Fünfender.«
»Ich habe Schlimmeres getan. Wenn du mir helfen willst, darfst du es nicht wissen.«
Gefahrs finstere Meine ließ darauf schließen, dass er es herauszufinden gedachte, und wenn es sie beide das Leben kosten würde. »Hab ich mir diese grässliche Erscheinung nur eingebildet?«, fragte er laut und deutete mit dem Daumen über die Schulter auf einen dürren, vierzehnjährigen Knaben, der zwei Florette hielt und ihm wie ein rachsüchtiger Dämon in den Rücken starrte.
»Das ist der gefürchtete Anwärter Mark«, erklärte Glockmann. »Er findet, dass er Anrecht auf Fechtunterricht von einer Klinge der Königlichen Garde hat und wird deine Nachkommen bis zur siebenten Generation mit einem fürchterlichen Fluch belegen, wenn du seine Erwartungen nicht erfüllst. Er ist gar nicht schlecht.«
»Ich werde ihn aufspießen. Geh schon mal los und hol einen Apfel, den wir ihm in den Mund stecken können.« Gefahr klopfte Glockmann auf die Schulter. »Du reitest mit der Garde, wenn wir aufbrechen.«
3
    Allmählich begann die Esse, Ringwalds Nerven zuzusetzen. Er wollte hinaus in die Sonne und frische Luft – auf die offene Straße nach Irgendwo und sich für den Weg dorthin ewig Zeit lassen, wie Papa zu sagen pflegte.
    Raunzer raunzte wieder und lief immer noch auf und ab. »Das ist ungerecht! Uns wurden fünf Ausbildungsjahre versprochen. Gekriegt haben wir nicht mal vier. Die haben uns geprellt. Dann wurde mir mit dem Hungertod im Starkmoor gedroht. Ist das vielleicht eine Wahl? Großmeister selbst hat immer gepredigt, dass eine Garde aus mindestens drei Männern bestehen muss …«
    Und so weiter. Und so fort.
Ringwald, der verdrießlich am Rand eines Wassertrogs hockte, war versucht, Raunzer aufzufordern, den Kopf unter Wasser zu stecken und drei Mal tüchtig Luft zu holen. Aber dann würde Raunzer ihm wohl eine kleine Abreibung verpassen, wie er sie jüngeren Anwärtern bisweilen gern zuteil werden ließ. An jenem allerersten Tag vor vier Jahren, als Papa Ringwald nach Eisenburg gebracht hatte, war Raunzer der Balg und schon damals groß gewesen. Nachdem Ringwald aufgenommen wurde und Papa für immer gegangen war, wurde natürlich Ringwald zum Balg, und Raunzer stand es frei, seinen neuen Namen zu wählen. Er hatte auf »Meister«, beharrt. Der Name stand nicht auf der Liste, weshalb Archivmeister ihn zu Großmeister schickte, der damit einverstanden war.
Die Soprane und Bohnenstengel waren das nicht. Sie hatten ihn Raunzer genannt, und seither war er Raunzer. Würde er nun daran erinnert, mochte er beschließen, für die Bindung wieder Meister heißen zu wollen, also war es am besten, ihm einfach keine Beachtung zu schenken. All die einstigen Soprane und Bohnenstengel waren mittlerweile fort. Zur Garde, nach Baelmark oder wohin auch immer. So wie er, Ringwald, bald aufbrechen würde! Wer vermochte zu sagen, wo er nächste Woche um diese Zeit weilen würde?
Im Reich der Toten, wie Bernard?
»Mädchen!«, rief Raunzer aus. »Frauen! Dich kümmern sie natürlich noch nicht, dafür bist du zu jung.«
»Bin ich nicht!«
»Warte du lieber, bis die Männlichkeit mal dein Kinn erreicht, Bürschchen. Mädchen – darum dreht sich das Dasein als Klinge. Frauen können gebundenen Klingen nicht widerstehen.« Er stellte ein anzügliches Grinsen zur Schau. »Genießen, abfertigen und weiter zur nächsten!«
Das schien eine eigenartige Umschreibung von Liebe, und Raunzer konnte nicht mehr über Mädchen wissen als Ringwald, also gar nichts. Lebenslanger Dienst unter Raunzer war eine grauenhafte Vorstellung, aber sich nun noch zurückzuziehen, sähe nach Feigheit aus. Schlimmer noch, er würde dadurch wortbrüchig, und für Papa hatte das immer als

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