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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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die im Erstmond gebunden werden. Aber natürlich bestand der eigentliche Zweck darin, einem Mann genug Treue und Mut zu verleihen, um für sein Mündel zu sterben.
    Er wünschte, Raunzer würde den Mund halten und sich setzen. Immerhin sollten sie meditieren. Zum Beispiel, indem sie in den wunderbaren Gedanken an Freiheit schwelgten. Oder darüber, dass sie etwas anderes als tagaus, tagein Steinmauern und kahles Moorland zu sehen bekämen, nicht mehr jede Nacht im selben Zimmer schlafen müssten. Reisen. Abenteuer. Ein Schwert tragen und ein Mündel beschützen. Seinem Leben eine Bedeutung geben, wie Papa es sich gewünscht hatte.
    »Und was für ein Großherzog lässt sich den Thron abluchsen und von bösen Hexern quer durch Euranien scheuchen?«, fuhr Raunzer verbittert fort. »Was erwartet er eigentlich vom Piratensohn? Dass er mit den Hoffreisassen anmarschiert und dieses Schwein Volpe in Gewahrsam nimmt? Das Äußerste, was er tun könnte, ist, ihm Geld zu geben, und so was machen Baelen nicht. Er wird dem Herzog keinen Pfifferling schenken.«
    »Großherzog. Und doch, wird er. Jetzt schon. Zwar nicht viel, aber er wird ihm ein paar Goldbrocken hinwerfen und uns alle so schnell aus Chivial verschiffen, dass unsere Füße kaum den Boden berühren werden.«
    Raunzer trat gegen einen Amboss und zerschrammte sich den Stiefel. »Du meinst wohl, er will keine weiteren Schattenherren, wie? Kann schon sein. Auf dem Weg hierher bin ich Sir Luis über den Weg gelaufen, und der hat gesagt, Krapina liegt zweihundert Wegstunden östlich von Fi tain und ist noch kleiner als Tümpelsmark.«
    »Es heißt Krupina, nicht Krapina.«
»Halt den Rand! Ich bin jetzt dein Anführer, Sonnenschein, und ich kann’s nicht haben, dass du mich die ganze Zeit berichtigst.«
Erschrocken schaute Ringwald auf. »Was?«
»Jede Garde braucht einen Anführer!«, erklärte Raunzer höhnisch. »Das ist eine Klingenregel. Das Mündel wählt ihn aus, aber seine Klingen können einen andern wählen, wenn sie damit nicht einverstanden sind. Dieser Herzog kann zwischen einem Mann und einem Knaben wählen. Was meinst du wohl, für wen er sich entscheiden wird?«
Raunzer als sein Anführer? Für den Rest seines Lebens? Würg! Darüber wollte Ringwald nicht meditieren. Wieder hallten die Klänge von Stahl über den Innenhof. Es fand gerade Fechtunterricht statt. Glockmann lag auf dem Rücken und starrte zu falschen Zinnen hinauf, die sich gegen einen wolkenlos blauen Himmel abzeichneten. Lebt wohl, ihr schönen Zeiten. Dies würde der letzte der glücklichsten Tage seines Lebens werden. Vielleicht nahte bald sein letzter Tag überhaupt. Wie viel Vorsprung würden sie ihm wohl geben?
»Das ist er«, sagte Gefahr. »Unterwegs zu Großmeister, würde ich meinen.«
Glockmann setzte sich auf. Vier Männer, zwei davon Mitglieder der Garde, überquerten den Hof und hielten auf das Erste Haus zu. Das rege Treiben hielt jäh inne, als sie an den fechtenden Paaren vorbeistapften. Statt dessen folgte ihnen eine Spur starrender Blicke.
»Der Fette?«
»Nein. Der Fette ist Baron von Fader.«
»Ist auch besser so«, brummte Glockmann. »Ich könnte mir kaum vorstellen, wie sich dieses Butterfass über einen Strick aus Bettlaken abseilt. Wie ist es Rubin eigentlich gelungen, seinem bösen Onkel Volpe zu entkommen?«
»Immer langsam.« Gefahrs dunkle Augen leuchteten. »Zuerst erzählst du mir, was es mit deinem Fechten auf sich hatte, das nur Cedric erkannte und allen anderen entging.«
Glockmann seufzte. »Er hat bemerkt, dass ich den Kopf auf eine Seite neigte.«
Gefahr musterte ihn und ahmte ihn nach. »Hm. So etwa, meinst du?«
»Genau. Dann haben sie meine Augen untersucht.«
»Blut und Eingeweide!« Der schimmernde schwarze Schnurrbart kräuselte sich vor Entsetzen. »Was stimmt den nicht mit deinen Augen?«
»Mit dem linken ist alles in Ordnung, und auch mit dem rechten sehe ich noch ganz gut. In gewisser Weise kann ich damit sogar lesen. Aber es fehlen Teile. Dadurch werde ich zu langsam. Die Veränderung hat sich so schleichend vollzogen, dass sie mir nie aufgefallen ist.« Auch sonst niemandem, doch so wie er sich dem Gebrechen anpasste, hatte es auch der Rest der Schule getan. Ohne bewusstes Zutun hatten alle, mit denen er regelmäßig focht – Fechtmeister, Ritter, Anwärter –, unwillkürlich begonnen, seine blinden Stellen auszunützen. Die Mitglieder der Garde, die nur selten zu Besuch kamen, hatten davon nichts gewusst, deshalb hatte er sich gegen sie

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