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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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angespannt, hatte aber auch allen Grund dafür.
»Nehmt Platz, meine Herren. In den nächsten paar Tagen haben wir viel zu besprechen. Vielleicht sollten wir damit beginnen, einander kennen zu lernen. Mir ist bekannt, dass Eisenburg nur Knaben von niedriger Geburt aufnimmt, und ich kann Euch versichern, dass ich in dieser Hinsicht keinerlei Vorurteile gegen einen Mann habe. Oder eine Frau, denn auch meine Gemahlin ist nicht von adeliger Geburt. Was zählt, sind Mut und Ehre. Und Eure Bereitschaft, Euch durch dieses gewalttätige Ritual binden zu lassen, beweist, dass Ihr von beidem reichlich besitzt. Raunzer, würdet Ihr mir ein wenig von Euch erzählen?«
»Das gilt alles als vergessen, wenn wir aufgenommen werden«, entgegnete Raunzer. »So steht’s in der Charta. Neuer Name, neuer Mensch. Und ich bin nicht von niedriger Geburt! Mein Großvater hatte blaues Blut in den Adern und wurde von König Ambrose auf dem Feld von Wyldbrand zum Ritter geschlagen. Mehr sage ich nicht.«
Trottel!
Großherzog Rubin starrte ihn schweigend an, bis er die Augen niederschlug.
»Wie steht’s mit Euch, Ringwald?«
»Von niedrigerer Geburt als ich kann man kaum sein, Majestät, aber ich bin kein Verbrecher. Mein Vater war ein Kesselflicker. Er zog mit einem Esel umher und verdiente sich den Lebensunterhalt, indem er Töpfe flickte. Über meine Mutter weiß ich nichts. Er hat nie über sie gesprochen, weshalb ich mich inzwischen frage, ob er überhaupt mein richtiger Vater war. Jedenfalls weiß ich, dass er mich nicht geraubt oder entführt hat, denn er war ein aufrichtiger Mann! Sehr, sehr aufrichtig! Er meinte immer, der Ruf eines Mannes ist alles, was er zurücklassen kann, wenn er zu den Elementen zurückkehrt. Aufrichtigkeit und Ehre, Mut und Anstand, das ist es, was einen Mann ausmacht. Das hat er mir beigebracht, Herr.«
»Klingt nach einem Vater, auf den man stolz sein kann. Meiner pflegte Ähnliches zu sagen. Was ist aus ihm geworden?«
»Er ist gestorben.« Plötzlich spürte Ringwald ein Kribbeln unter den Lidern und blinzelte heftig. Er durfte nicht weinen! Das wäre nun völlig unangebracht und kindlich. Das Problem war nur, dass er den ganzen Tag während des Meditierens viel über Papa nachgedacht hatte, stets in der Hoffnung, Papa hätte gebilligt, was er tat. »Er wurde zunehmend krank, hustete und spuckte Blut. Er meinte, ich wäre zu jung, um allein das zu tun, was er tat, außerdem war der Esel zu alt. Also hat er mich … hat er mich hierher gebracht.«
Ringwald hatte geweint, als Großmeister sagte: »Er ist gut. Der Junge ist sehr vielversprechend, aber zu jung. Könnt Ihr ihn im Frühling wiederbringen?«
Papa hatte nur geantwortet: »Nein, Herr.« Und alle drei hatten gewusst, was das bedeutete.
»Draußen braut sich übles Wetter zusammen. Wollt Ihr bei uns bleiben, bis es vorübergezogen ist?«
»Zögern wir’s lieber nicht hinaus, Herr.« Damit hatte der Kesselflicker seinen Jungen ein letztes Mal umarmt und war mit dem Esel in den Schnee und aufs Moor hinaus gezogen. Ringwald hatte nie wieder etwas von ihm gehört. Damals hatte er geweint, aber jetzt würde er die Tränen zurückdrängen.
»Er hat mir gesagt, Herr, dass man in Eisenburg einen richtigen Mann aus mir machen würde, damit mein Leben mehr als ein paar geflickte Töpfe wert sein würde, so gut die Flicken auch sein mochten.«
»Töpfe sind wichtig«, meinte der Großherzog. »Jede ordentlich vollbrachte Arbeit ehrt den Vollbringer. Ich denke, bislang hat Eisenburg gute Arbeit an Euch geleistet, aber wir werden sehen, nicht wahr? Jetzt bin ich an der Reihe.«
Er überlegte kurz. »Vermutlich habt Ihr bis heute noch nie von Krupina gehört …«
»Nein«, fiel Raunzer ihm ins Wort.
»Ich vermute, in Chivial gibt es größere Grafschaften. Einst war das Gebiet Teil des Großen Heiligen Kaiserreichs, und Kaiser Carlus IV schuf das Herzogtum für einen Schwiegersohn. Meine Ahnen erhielten Krupina also vom Kaiser, doch da es das Kaiserreich nicht mehr gibt, hielten sie es seither gegen jeden. Zum Glück besitzt das Herzogtum einfach zu verteidigende Grenzen.«
Er legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Stellt Euch eine fruchtbare Ebene vor, ein Dreieck wie dieses. Meine Hände sind zwei Gebirgsketten, und dazwischen fließt die Asch in die Siril-Seen im Süden, hier, wo meine Daumen sind. Eigentlich ist das Siril-Gebiet eher eine Sumpf- als eine Seenlandschaft, sogar in feuchten Jahren. Es gibt zwei Städte, beide liegen am Fluss. Krupa ist die

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