Der Tanz Der Klingen
Ehrlosigkeit gegolten. Genau wie für Großmeister.
Gnadenvollerweise öffnete sich die Tür oben an den Stufen und ließ mehr Licht in das Gewölbe. Eine raue Stimme brüllte. Großmeister schnitt sie ab. Ringwald stand auf. Raunzer setzte sich.
Ein älterer Mann kam die Treppe herab, gefolgt von Großmeister, der die Tür hinter ihnen schloss. Der Neuankömmling ließ den Blick über die acht Ofen, die Tröge, Ambosse und das Oktogramm schweifen, während er darauf wartete, dass seine Augen sich dem Zwielicht anpassten. Er hatte seltsam dürre Beine, und oberhalb der Hüfte war er pummelig. Weder schillernd noch männlich. Ringwald hatte sich einen wesentlichjüngeren Kriegermonarchen vorgestellt.
Wütend bedeutete Großmeister Raunzer, sich zu erheben. »Euer Gnaden, es erfüllt mich mit Stolz, Euch Eure künftigen Klingen vorzustellen: den Ersten Anwärter Raunzer und Anwärter Ringwald.«
Raunzer verneigte sich. Ringwald vollführte eine vollständige Hofverbeugung, die aufwendiger und bei dieser Gelegenheit fraglos angebrachter war. Er spürte Raunzers zornigen Blick; und sah Großmeisters billigendes Nicken. »Meine Herren, das ist euer künftiges Mündel, Ihro Gnaden Großherzog Rubin von Krupina.«
»Ich fühle mich zutiefst geehrt, dass Ihr mir Eure Dienste anbietet«, meinte der Großherzog mit leiser Stimme. »Und Eure Beherztheit erfüllt mich mit Demut.« Damit hielt er den beiden die Finger zum Küssen hin, zuerst Raunzer, dann Ringwald.
»Die Ehre ist ganz auf unserer Seite, Königliche Hoheit«, erwiderte Raunzer. Wenigstens das hatte er richtig hinbekommen.
»Und es ist uns ein Vergnügen«, fügte Ringwald hinzu.
Abermals öffnete sich die Tür. Verärgert wirbelte Großmeister herum, aber der Mann, der die Stufen herunterkam, war der Stellvertretende Befehlshaber.
»Bitte verzeiht die Störung«, sagte Tancred. »Euer Gnaden, die Garde hat ihre Aufgabe erfüllt, die darin bestand, Euch wohlbehalten hierher zu geleiten und dafür zu sorgen, dass Ihr Klingen bekommt. Nun erwarten uns wieder Pflichten in Grandon. Erteilen Euer Gnaden uns die Erlaubnis aufzubrechen oder möchtet Ihr, dass wir bleiben, um Euch zurückzubegleiten?«
Der Großherzog lächelte. »Ich will die beiden Herren befragen, die künftig für meine Sicherheit verantwortlich sind. Anwärter Raunzer?«
Raunzer zuckte mit den Schultern. »Nee, wir brauchen sie nicht. Von nun an müsst Ihr Euch auf uns verlassen, außerdem ist Chivial ein viel sicherer Ort als Krupina oder jeder andere dieser Orte in der Fremde.«
Das schien eine falsche Entscheidung. Warum einen geschenkten Gaul ausschlagen?
»Anwärter Ringwald?«, fragte der Großherzog.
»Ich würde sagen, wenn Sir Tancred auch nur ein paar Männer erübrigen kann, Hoheit, wären sie ein angenehmer Rückhalt für zwei Anfänger, die sich erst mit ihren Pflichten vertraut machen müssen. Außerdem herrscht in Eisenburg Mangel an Altgedienten, sie könnten den Jungspunden also Fechtunterricht erteilen, während sie auf Euch warten.«
Der Großherzog kicherte. »Überaus diplomatisch ausgedrückt! Sir Tancred, ich bin Euch äußerst dankbar für Eure Dienste bislang und wäre Euch für jeden Begleitschutz zu noch größerem Dank verpflichtet, den Ihr mit gutem Gewissen für die sichere Rückreise bereitstellen könntet.«
»Ich bin sicher, die Abwesenheit von fünf oder sechs Männern bringt Seine Majestät in keinerlei Gefahr.« Tancred salutierte und ging.
»In Kürze wird Ritualmeister hier eintreffen«, erklärte Großmeister. »Abgesehen davon, werdet Ihr nicht gestört.«
»Nach den Ereignissen der vergangenen zwei Tage ist mir ein wenig Zeit des Friedens höchst willkommen.« Der Großherzog entließ Großmeister mit einem Nicken. Dann setzte er sich auf den Amboss in der Mitte und wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, ehe er das Wort ergriff.
Nein, er war in der Tat nicht, was Ringwald erwartet hatte. Sein Gebaren war – wie von Protokollmeister beschrieben – das eines weltgewandten Adeligen, keineswegs das eines ungehobelten Räuberbarons, wie man es mit einem winzigen Staat in den entlegensten Winkeln östlich von Fitain eher in Verbindung bringen mochte. Chivialisch beherrschte er fehlerlos, doch das konnte er sich auch durch eine Beschwörung angeeignet haben. Er sprach zwar mit leisem Tonfall, aber zu entschlossen, um ihn als Gecken zu bezeichnen. Seine Stimme mutete nachgerade weiblich an, doch an seinem Kinn prangte ein echter Bart. Außerdem wirkte er
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