Der Tanz Der Klingen
der Baron sich zu Wort.
»Ihr könnt die Bindung bezeugen«, schränkte Großmeister ein, der sich allmählich auf die Zunge beißen musste.
»Aber Euch ist nicht gestattet, an den Vorbereitungen teilzunehmen. Wurden Euer Gnaden über Euren Part unterwiesen?«
»Sir Tancred hat uns davon erzählt«, antwortete der Baron, bevor sein Lehnsherr den Mund öffnen konnte. »Auf dem Weg hierher.«
»Ich werde den Text vorher durchlesen.«
»Das ist nicht gestattet, aber Ihr könnt über den allgemeinen Inhalt mit Ritualmeister sprechen. Habt Ihr irgendwelche Fragen, Euer Gnaden?«
Rubin schien eher belustigt denn verärgert darüber, wie sein Untergebener zurechtgestutzt wurde. »Die meisten hat Sir Tancred bereits beantwortet, Herr. Nur Namen konnte er mir keine nennen. Wie ich höre, leisten die Anwärter mir persönlich einen Eid. Mein vollständiger Name lautet Rubin Hans Ludwig Maria Burkhard Achim Lammert von Krupina und Vargschloss. Sollen wir ihn für die Anwärter aufschreiben? Und all meine Titel?«
Fürst Roland erklärte: »In Anbetracht der Anspannung, der die Jungen bei dem Ritual ausgesetzt sind, begnügen wir uns mit nur einem Namen und lassen die Titel weg. Der Name ist unwichtig. Was zählt, ist nur, wessen Hand den Griff des Schwertes hält.« Und in diesem Fall sah die Hand aus, als hätte sie noch nie zuvor eines gehalten. Was eine Sorge darstellte, die Großmeister nicht vorhergesehen hatte. Er war davon ausgegangen, dass selbst jeder Vertreter des niederen Adels aus der wilderen Hälfte Euraniens ein Krieger wie der niederträchtige Onkel des Großherzogs sein würde. »Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Waffe das Herz des Anwärters durchdringt. Sie mögen es, wenn das Schwert sie ganz durchstößt, aber das muss nicht sein.«
»Warum?«
»Warum was? Oh, sie haben gerne zwei Narben, eine vorn, eine hinten. Das beeindruckt die Mädchen.« Großmeister selbst besaß sogar vier und hatte in längst vergangenen Tagen schamlos damit geprahlt.
»Ich will sehen, was ich tun kann, um ihnen den Wunsch zu erfüllen«, gab Rubin ohne Anzeichen von Belustigung zurück. Er schien seine Züge und seinen Tonfall stets streng zu beherrschen.
»Ritualmeister kann Euch den Stoß vorführen. Wenn Euer Gnaden üben möchten, können wir einen Tierkadaver in der Küche aufhängen.«
»Das ist ein beleidigender Vorschlag!«, erboste sich der Baron.
»Aber ein durchaus sinnvoller, wenn das Leben zweier Männer auf dem Spiel steht«, äußerte der Großherzog ruhig. »Bitte veranlasst das, Großmeister.«
Baron von Fader aufzuhängen, wäre ein besserer Einfall, dachte Großmeister. Er fuhr fort: »Ich habe eine kurze Predigt über den Umgang mit Klingen, die ich jedem neuen Mündel halte, Euer Gnaden. Ringwald und Raunzer werden nicht Eure Diener sein. Sie dienen König Athelgar, indem Sie Euch beschützen, falls nötig unter Einsatz des eigenen Lebens. Seine Majestät erwartet von Euch, dass Ihr ihnen Nahrung und Kleidung zur Verfügung stellt…« Und so weiter.
Die ersten Karren der Lebensmittelhändler rumpelten durch das Tor. Glockmann spähte zu den Schatten und stellte erstaunt fest, dass er über eine Stunde mit Gefahr geschwatzt hatte. Dabei hatte er sich noch von so vielen zu verabschieden.
»Ich muss los.« Er rappelte sich auf die Beine.
»Wohin?« Gefahr folgte ihm und wischte sich Gras von den Kleidern.
Glockmann nickte in Richtung Karren. »Ich muss die Kutsche nach Schwarzwasser kriegen.«
Die Klinge verengte die Augen. »Wartet dort eine Arbeit auf dich?«
»Nein.« Ein Arbeitsplatz war das geringste seiner Probleme. »Aber ich kenne dort einige Bauern.«
»Wir finden etwas Besseres für dich. Du reitest die Pferde des Königs mit uns zurück nach Grandon, und die Garde wird dir etwas Würdiges verschaffen.«
Kurz befürchtete Glockmann einen grausamen Scherz. »Meinst du das ernst?«
Gefahr lachte. »Hast du etwa einen Arbeitskittel und Holzschuhe erwartet? Du wirst weder rausgetreten, noch brauchst du wegzulaufen, Freund. Dein Fall ist, was die Hoffreisassen als ehrenvolle Entlassung bezeichnen. Die Klingen werden dafür sorgen, dass du sanft landest. Mach dir um nichts Sorgen. Bevorzugst du Blondinen oder Rothaarige?«
»Jungfrauen«, erwiderte Glockmann, der sich an diese plötzliche Begnadigung erst gewöhnen musste.
»Die sind in Grandon ausgestorben. Darf’s ein Posten im Palast sein? Wie wär’s mit Wappenkunde? Oder Beamter der Schatzkammer? Beschwörung vielleicht?«
»Es gibt da
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