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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Anscheinend hatte der Schnüffler sich den gesamten Text eingeprägt, denn zwei Mal berichtigte er Glockmann beim Vorlesen. Nachdem Glockmann fertig war, nahm er das Schriftstück wieder an sich, tunkte einen Federkiel in ein Tintenfass und begann, auf dem Dokument zu schreiben.
»Er hätte im Bett bleiben sollen«, meinte er, ohne aufzublicken.
»Was? Wer?« Glockmann war durcheinander und wütend darüber, dass der Inquisitor ihn absichtlich durcheinander bringen wollte.
»Friedensrichter Glover. Am Tag davor hatte er einen Schlaganfall erlitten, bereits den zweiten in jenem Monat.« Der Schnüffler streute Sand über den von ihm verfassten Text. »Einen Aderlass verweigerte er, und die Arzte befanden seinen Zustand als zu schlecht, um ihn zu einer Beschwörungsstätte bringen zu lassen.«
»Woher wisst Ihr das alles?«
»Er war ein Hüter des Friedens des Königs. In jenem Jahr traf ein Bericht über seinen Tod hier ein … ich glaube am vierten des Achtmonds.« Der Schreiberling hielt Wachs und Kerze über das Papier und drückte ein Siegel in die Pfütze. Dann gab er Glockmann die eidesstattliche Erklärung zurück. »Ich habe einen Vermerk darüber angefügt, dass der Leichenbeschauer eine natürliche Todesursache feststellte.«
»Danke!«, sagte Glockmann verdutzt. »Das ist überaus freundlich von Euch.«
Der Inquisitor erwiderte nichts. Er las bereits wieder. Seine Welt bestand nur aus Papier.
Glockmann beneidete ihn nicht um seine Arbeit.
    Das Wachzimmer der Hoffreisassen war ein sonniger und weniger bedrohlich wirkender Ort, trotz der beiden stocksteifen Soldaten, die funkelnd und federgeschmückt davor Wache hielten. Der Soldat hinter dem Schreibtisch begrüßte Glockmann mit einem herzlichen »Guten Tag!«, und schien ihm wohlgesonnen – bis er seinen Pass las, denn der war von einer Klinge unterzeichnet. Die alten Streitigkeiten ließen Milch schneller sauer werden als sengende Hitze.
    Nein, Unteroffizier Bates war nicht verfügbar. Er hätte keine Ahnung, wann Unteroffizier Bates verfügbar sein würde. Es bedurfte jeder Menge guten Zuredens und all der bescheidenen Liebenswürdigkeiten, die Glockmann aufzubringen vermochte, um dem Mann die zögerliche Erklärung zu entlocken, dass der Tod dreier Hoffreisassen im Dienst unter Umständen – jedoch keineswegs sicher, zudem sei diese Aussage eine reine Gedankenspielerei, die in keinerlei Zusammenhang zu dem bestimmten, zuvor besprochenen Fall stünde – dazu führen könnte, dass sein unmittelbarer Vorgesetzter sich vor einem Kriegsgericht verantworten müsste.
    Mit anderen Worten, der bedauernswerte Bates hockte irgendwo in einem Kerker. Glockmann entschied, dass er auch kein Soldat sein wollte.
Die Amtsstube des Ordensprinzen der Herolde war winzig und lag versteckt in einem vernachlässigten Winkel des Palastes, in dem nicht mehr abgestaubt worden war, seit König Ambrose den Ort vor über vierzig Jahren hatte errichten lassen. Zugegen war nur ein gelangweilter junger Herold mit sommersprossiger Nase, sich lichtendem rotblondem Haar und tintenklecksigen Fingern. Als er feststellte, dass er einen Besucher hatte, der tatsächlich hören wollte, was er zu sagen hatte, geriet er regelrecht aus dem Häuschen. Ringwalds Unterschrift genügte hinlänglich als Genehmigung, Auskünfte in Hülle und Fülle zu erteilen. Und schon holte er dicke, staubige Wälzer hervor. Deren Inhalt reichte zwar nicht, um irgendetwas zu beweisen, jedoch trug er keineswegs dazu bei, Glockmanns Verdacht zu zerstreuen.
    »Lasst mich prüfen, ob ich das richtig verstanden habe«, sagte er. »Jener Everard, der als erster Herzog von Brinton eingesetzt wurde, war der jüngere Sohn von König Ambrose dem Dritten? Ferner zeugte Ambrose der Dritte Taisson den Zweiten, der Ambrose den Vierten zeugte, der Malinda die Erste zeugte, die Athelgar den Ersten gebar, der bislang Prinz Everard zeugte?«
    »Mögen die Geister Seine Königliche Hoheit beschützen. Und für gewöhnlich beginnen wir erst, einen Namen mit Ziffern zu ergänzen, wenn er zum zweiten Mal auftritt«, murmelte der Herold zaghaft.
    »Dann habe ich das ja alles richtig genannt. Und entlang der anderen Linie zeugte Ambrose der Dritte Everard, den ersten Herzog, der seinerseits Fürstin Estrid zeugte, die den Maréchal Louis de Montmarle ehelichte, der Fürstin Yvette zeugte, die sich mit Großherzog Hans von Krupina vermählte, der Rubin zeugte, ebenfalls Großherzog.«
    »Ich glaube, er ist der siebente Großherzog.«

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