Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
besucht hatten, schwärmten von ihrem wundervollen Leben in Grandon und den Mädchen, von den prächtigen Palästen des Königs und den Mädchen, von Bällen und Maskenspielen und den Mädchen. Aber wenn man nachbohrte, mussten sie zugeben, dass ihr Leben größtenteils langweilig war – abgesehen von den Mädchen natürlich. Ansel war eine Klinge in feiner blauer Livree und mit einem Katzenaugenschwert. Er konnte sich unbehelligt an so gut wie jeden Ort des Landes begeben. Aber was vollbrachte er eigentlich wirklich?
Glockmann schalt sich dafür, etwas herabzuwürdigen, was er nicht haben konnte. So etwas war gemein. »Du hättest ein paar Pferde mitbringen sollen.«
»Für ein zusätzliches Entgelt trage ich dich«, gab Ansel vergnügt zurück.
»Ich könnte dein Entgelt verdoppeln, und trotzdem würde es nicht mal für ein Bier reichen.«
»Das Bier bezahle ich. Nur damit ich den Weg planen kann: Wo musst du denn sonst noch hin?«
»Ich muss zu den Hoffreisassen, den Weißen Schwestern und zum Ordensprinzen der Herolde.«
»Die liegen alle dicht beieinander«, meinte Ansel, dennoch verdüsterten sich seine Züge. »Aber man wird dich grundsätzlich überall eine Stunde Wurzeln schlagen lassen. Die Schwestern wahrscheinlich gleich drei Stunden lang.«
»Du brauchst nicht auf mich zu warten. Zeig mir einfach, wo sie sind. Ich finde schon wieder hin.«
»Du könntest abgewiesen werden. Oh, sieh dir nur diese Rosen an!«
»Prachtvoll.« Glockmann holte seinen Pass aus der Mappe. »Wie steht’s damit?«
Das Dokument wies den Inhaber als Herrn Jakob Glockmann aus – durchaus rechtmäßig, da er im Dienst Seiner Majestät unterwegs war. Unterzeichnet war es mit »Ringwald, Gefährte des Getreuen und Alten Ordens der Klingen des Königs«. Damit, pflichtete Ansel ihm bei, sollte man ihm, abgesehen von den königlichen Gemächern, überall Einlass gewähren.
»Ich wette, das hat dem Bürschchen Freude bereitet«, meinte er neidisch. Als dienstjüngster Mann der Garde würde er noch jahrelang keine bedeutungsvollen Unterlagen unterzeichnen. »Das sind die Kasernen der Klingen. Geh dorthin, wenn du Hilfe brauchst.«
    Im Palasthauptquartier des Nachrichtendienstes Seiner Majestät saß ein einsamer, schwarz gewandeter Inquisitor lesend an einem Schreibtisch, auf dem sich Papier türmte. Hinter ihm befand sich ein Fenster. Durch eine angelehnte Tür zu seiner Rechten drangen leise Geräusche von Stimmen aus inneren Räumlichkeiten. Mit dem starren Glotzen eines erstickten Fisches schaute er zu Glockmann auf. Obwohl er noch jung wirkte, schrie sein teigiges Äußeres eines Bücherwurms nach frischer Luft und körperlicher Ertüchtigung, ganz so, als verbrächte er sein ganzes Leben in dieser düsteren, stickigen Kammer damit, sich durch diese Unmengen von Papier zu arbeiten. Zweifellos würden ihn neue Stapel erwarten, wenn er morgen wiederkehrte.
    »Guten Tag!«, begrüßte Glockmann ihn beschwingt, da er vermutete, nur wenige Menschen würden zu einem Schnüffler der Dunklen Kammer freundlich sein. »Ich möchte eine eidesstattliche Erklärung als wahrheitsgetreue Aussage bestätigen lassen.«
»So etwas machen wir nicht.« Die Stimme des Inquisitors war so dünn und angestaubt wie sein Erscheinungsbild. Er wandte sich wieder seinen Unterlagen zu.
    Glockmann griff in seine Mappe. »Ich habe hier ein Schreiben von Graf Roland von Amwasser.«
Der Inquisitor legte seine Arbeit beiseite und ergriff den Brief. Er las die Widmung, brach das Siegel und überflog den Inhalt mit einem Blick. Zugegeben, der Großteil des langen Texts war eine Auflistung von Großmeisters Titeln, Auszeichnungen und Ämtern, und in diesem Fall zählte nur ein Punkt davon, nämlich die beiden Buchstaben »G.R.«, die darauf hinwiesen, dass er ein Mitglied des Geheimrats war.
Erneut streckte der Schnüffler die Hand aus. »Die eidesstattliche Erklärung!«
Auch die bedachte er lediglich mit einem flüchtigen Blick, bevor er sie Glockmann zurückgab. »Habt Ihr das geschrieben?«
»Das habe ich.«
»Seid Ihr die genannte Person, vormals bekannt als Jakob, Sohn des Johann Ostschwein von Camfurt, später bekannt als Anwärter Glockmann des Getreuen und Alten Ordens der Klingen des Königs, derzeit bekannt als Jakob Glockmann?«
»Das bin ich.«
»Lest mir die Erklärung vor.« Inquisitoren erkannten Falschheit, indem Sie Stimmen lauschten. »Schneller.«
Mit einem nur halb tauglichen Auge und dem Licht mitten im Gesicht war das leichter gesagt als getan.

Weitere Kostenlose Bücher