Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
würde.
Letztlich tat es der Herzog.
    Gerüchte besagten, dass die Jagd an jenem Tag schlecht verlaufen war, was bedeutete, dass er beharrlicher als üblich sein würde – nach einer guten Jagd war er eher bereit, sich mit ein paar Flaschen Wein und früher Nachtruhe zu begnügen. Sobald gemeldet wurde, dass sein Tross die Straße hinaufritt, war Johanna in die Sicherheit der Küchen geflüchtet, wo sie versuchte, bei den geschäftigen Vorbereitungen zum Abendmahl nicht im Weg zu stehen. Dann berichteten die Tratschmäuler, dass der Herzog und der Baron sich im Sonnenzimmer verschanzt hätten. Johanna wartete auf den üblichen Ruf. Und wartete. Das Essen war bereit. Dann wurde das Essen kalt. Was ging nur vor sich?
    Schließlich kam ein Page, um sie zu holen, aber als sie im Sonnenzimmer eintraf, stellte sie überrascht fest, dass der Baron allein war und aus dem Fenster starrte. Er drehte sich nicht um, als sie die Tür schloss.
    »Ihr habt mich rufen lassen, Herr?«
»Ja«, antwortete er in Richtung der kleinen, diamantförmigen Fensterscheiben. »Das habe ich. Es gibt Neuigkeiten. Wir haben verloren, Liebes. Oder gewonnen, ich weiß nicht, was von beidem. Vielleicht hat auch seine Lust gesiegt.« Seine Stimme klang leicht lallend, und auf dem Boden lagen zwei leere Weinflaschen. »Mein Lehnsherr hat um die Hand meines Mündels zur Heirat angehalten, und ich sehe keine ehrbare Möglichkeit, sie ihm zu verweigern.« Damit drehte er sich um, wollte sehen, was sie darüber dachte.
Johanna war so erschrocken, dass die Worte keinen Sinn für sie ergaben. »Heirat?«
Mit finsterer Miene nickte der fettleibige Mann. »Eine vollwertige, rechtmäßige Heirat, keine Ehe zur linken Hand. Großherzogin Johanna. Er hat beschlossen, dass die Erbfolge doch eine Rolle spielt. Er behauptet, er will einen Erben. Dein Sohn wird das Herzogtum erben, Liebes.«
Hätte die Sonne ihren Lauf umgekehrt, um über die Hügel zurückgestürmt zu kommen, wäre Johanna kaum verblüffter gewesen. »Aber sind das nicht wunderbare, ja großartige Neuigkeiten, Herr?«
Der Baron grunzte. »Rubin ist sechsundvierzig Jahre alt und kein besonders aufregender Liebhaber. Ich vermute, damit können Frauen sich abfinden, andernfalls gäbe es nicht so viele Menschen auf der Welt. Aber ich bin sicher, dass er dem Schürzenjägertum nicht abschwören wird. Und weißt du eigentlich, was seinen ersten beiden Gemahlinnen widerfuhr?«
Flugs geriet die Sonne wieder außer Sicht. »Eigentlich nicht, Herr.« Sie hatte nur Andeutungen gehört.
»Die erste starb an einem Fieber. So wie viele andere in jenem Jahr, doch die Wohlhabenden konnten sich zumeist die nötigen Heilungen leisten. Leider war die Großherzogin empfindlich gegenüber Geistlichkeit, weshalb sie es zu lange hinauszögerte, die Beschwörer zu rufen. So wurde es zumindest berichtet. Seine zweite Gemahlin war noch jünger. Einen Monat nach der Vermählung erlitt sie einen Schwindelanfall und stürzte aus dem Fenster.«
»O nein! Das ist ja schrecklich!«
»Natürlich ist es das. Man kann verstehen«, meinte der Baron, »dass böse Zungen behaupten, sie wurde gestoßen oder sei gesprungen. Aber selbst wenn sie den Freitod wählte, kann es sowohl daran, dass sie von ihrem Gemahl misshandelt wurde, als auch an ganz anderen Gründen gelegen haben, die nichts mit ihm zu tun hatten. Glaub mir, Liebes, hegte ich auch nur den geringsten Verdacht, dass Rubin bei diesen beiden Tragödien die Finger im Spiel hatte, unterstützte ich sein Werben um dich keinen Lidschlag lang. Falls du Zweifel hast, dann sprich es jetzt aus, und ich teile Seiner Hoheit mit, dass du den Antrag ablehnst.«
Johanna wusste, dass der Ehrenkodex des Barons ihm gebot, seinem Herrscher das Zweifelsrecht einzuräumen. »War er bereits Großherzog, als es geschah?«
»Ja. Hätte es auch nur die geringsten Beweise für ein Verbrechen gegeben, hätte man bestimmt davon gesprochen, ihn abzusetzen und Fürst Volpe auf den Thron zu bringen. Doch die gab es nicht. Keine Spur.«
Johanna versuchte sich vorzustellen, wie Herzog Rubin eine Gemahlin aus dem Fenster stieß oder einer anderen vorsätzlich eine Behandlung vorenthielt, obwohl sie sterbenskrank war. Sie konnte es nicht. Er war ein törichter, besessener Schürzenjäger, kein Ungeheuer.
»Ich kann verstehen, dass ihm keine weiteren Prinzessinnen angeboten wurden«, meinte sie. »Aber selbst wenn er beide Gemahlinnen getötet hat, würde er es gewiss nicht wagen, eine dritte zu ermorden,

Weitere Kostenlose Bücher