Der Tanz Der Klingen
gemeiner, aber aufrichtiger Herkunft als ein Schandmaul von einem Söldling.« Unabhängig davon, dass der Probst tatsächlich ein Söldner war, stellte es eine schwere Beleidigung dar, ihm jenes Wort ins Gesicht zu schleudern. »Dieses Land ist unbestreitbar besser bedient, wenn Ihr die Krone niemals tragen werdet, Herr – ein Berufssoldat, der nicht einmal gegen einen fast doppelt so alten Mann kämpft. Verlasst mein Anwesen. Erbrecht Eure Galle in Euren eigenen Zwinger.«
Volpe wendete das Pferd und führte seine Männer durch das Torvorwerk hinaus.
Seine Vorhersage über die Hochzeitsgäste erfüllte sich. Keine prunkvollen Kutschen rollten auf den Burghof. Johannas Schwester Voica traf wenige Minuten vor Beginn der Feierlichkeiten auf einem Esel mit schäumenden Nüstern ein. Die Vasallen und Hörigen des Barons strömten von nah und fern mit ihren Familien herbei, um das glückliche Paar zu bejubeln; doch aus Krupa kam niemand.
Der Baron führte die Trauung durch und erklärte seinen Lehnsherr und sein Mündel zu Mann und Frau.
Draußen im herbstlichen Sonnenschein waren aufgebockte Tische vor dem Hintergrund des efeuumrankten Turms und der goldgetünchten Hügel aufgestellt worden. Jene Untertanen, die sich als Zaungäste eingefunden hatten, wurden eingeladen, beim Vertilgen des Festmahls zu helfen, das eigentlich für den Adel vorgesehen war, und so kamen sie in den Genuss von Köstlichkeiten, von denen sie bislang noch nicht einmal gehört hatten. Während die Dienerschaft die unzähligen Gerichte auftrug und andere den Ochsen zerlegten, standen Braut und Bräutigam
– ein fuchsteufelswilder Bräutigam – unter einer mächtigen Buche und nahmen die Achtungsbezeugungen der an ihnen vorüberziehenden Gäste entgegen. Hätte Johanna einen Mann ihres Ranges geehelicht, hätten sich Geschenke – Strickwaren, Töpfe, Zinngeschirr, Pelze, Gewürze – zu ihren Füßen aufgehäuft, doch alle wussten, dass Johanna dergleichen im Palast Agathon nicht brauchen würde, und so hatten sie nur ihre guten Wünsche anzubieten.
Dann schlenderte ein Jüngling von etwa sechzehn Lenzen an die Spitze der Schlange, offenbar ein junger Edelmann, denn seine rote, grüne und goldene Reitkluft musste ein Vermögen gekostet haben, und an seiner Seite hing ein juwelenbesetztes Schwert. Niemand machte ihm das Vorrecht streitig, sich vorzudrängen. Sein Selbstvertrauen und sein Hochmut entsprangen gleichermaßen seinem Rang und seinem Wissen um das eigene, bemerkenswert gute Aussehen – gerade Nase, klare dunkle Augen und ein glattrasiertes Antlitz, das lediglich einige kleine Vernarbungen und der Staub der Straße verunzierten. Zunächst vollführte er eine tiefe Verbeugung vor dem Herzog, dann begutachtete er dessen Braut und warf erstaunt beide Arme hoch.
»Bezaubernd! Vollkommen! Das Gesicht eines Kindes und der Körper einer Frau. Krupa wird Euch zu Füßen liegen, Base.«
Verärgert über die derbe Äußerung und noch verärgerter, weil sie darob errötete, ersuchte Johannas Blick ihren Gemahl um eine Erklärung.
Rubin wirkte, so es möglich war, noch wütender als zuvor. »Das schwarze Schaf, Liebste. Ich schäme mich, dir meinen Vetter vorstellen zu müssen, Fürst Karl. Zweifellos ist er nur deshalb gekommen, weil ich ihn nicht eingeladen habe.«
»Stimmt nicht!«, widersprach Fürst Karl schmollend. »Hauptsächlich deshalb, weil mein Vater es mir verboten hat.« Er warf Johanna ein Lächeln zu, als wüsste sie, was er meinte. »Ich konnte einer Gelegenheit, beide zu verärgern, einfach nicht widerstehen. Tut mir Leid, dass ich spät dran bin. Mein holder Vater hat an jeder Straße Wachen aufgestellt. Ich musste um das halbe Herzogtum reiten, um hier her zu gelangen. Aber ich freue mich schon auf den Rest der Feier. Darf ich um den zweiten Tanz bitten?«
Vater? Er konnte nur Fürst Volpe meinen, dabei hatte Johanna stets gedacht, die Vamky-Ritter wurden zu Ehelosigkeit vereidigt. Demnach musste Karl unehelich gezeugt worden sein.
»Nein«, antwortete Rubin. Zwar sprach er wegen all der Umstehenden leise, trotzdem sah er aus, als meinte er es bitterernst. »Keine Tänze! Halte dich von diesem Wüstling fern, Liebste. Er ist ein Nichtsnutz und Tunichtgut.«
»Ah, dabei fällt mir ein!«, rief Karl aus und kramte in einer Tasche. »Ein Hochzeitsgeschenk für Euch, Base.« Er zog eine Perlenkette hervor und schickte sich an, sie ihr um den Hals zu legen.
Rubin riss sie ihm aus der Hand und starrte wütend darauf. »Wohl
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