Der Tanz Der Klingen
oder? Das würde ihm keiner mehr durchgehen lassen!«
»Die Entscheidung liegt bei dir, Liebes.«
Johanna lachte laut auf. »Das ist wie im Märchen! Ich
– Großherzogin?« Ihre Hoffnungen waren nie über einen strammen jungen Bauern, einen Förster oder vielleicht einen wohlhabenden Händler hinausgegangen. Plötzlich wurden ihr Juwelen, prunkvolle Kleider angeboten und Menschen, die vor ihr duckmäuserten? Menschenmengen würden ihr zujubeln, wenn sie in ihrer vergoldeten Kutsche an ihnen vorüberfuhr. »Wie könnte ich so etwas ablehnen? O danke, danke, Herr!« Sie warf sich dem greisen Mann um den Hals.
Sonnengleiche Erleichterung vertrieb die letzten Schatten der Zweifel aus seinem Gesicht. »Ich bin so glücklich für dich … Aber jetzt bist du ja nicht mehr mein ›Liebes‹, richtig?« Er ließ sie los, damit er sich vor ihr verbeugen konnte. »Von nun an muss ich dich mit ›Königliche Hoheit‹ anreden.«
Johanna lachte vor Verzücken und umarmte ihn erneut.
2
Richtig glauben, was geschah, konnte sie erst ein paar Minuten später, als ihr Herrscher zu ihren Füßen kniete und ihr einen goldenen Ring mit einem Saphir von der Größe einer Eichel darbot.
»Ich wollte, dass er zu deinen Augen passt«, erklärte er, »aber im unmittelbaren Vergleich wirkt er so glanzlos! O meine Liebste, wunderbare Johanna, wenn ich dich die vergangenen zwei Wochen verängstigt oder beleidigt habe, tut es mir aus tiefster Seele Leid. Meine früheren Erfahrungen mit der Ehe waren so schmerzlich, dass ich gelobte, nie wieder zu heiraten, es sei denn, ich fände eine Frau, die wunderschön, beherzt, gesittet und rechtschaffen zugleich ist. In zwanzig Jahren bist du die erste, die all das erfüllt. Gewährst du mir Vergebung und die Ehre, meine Frau und Gefährtin zu werden, die an meiner Seite herrscht?«
Johanna brachte kein Wort heraus, und so konnte sie nur nickten. Was vollkommen genügte. Rubin lächelte, steckte ihr den Ring an den Finger und erhob sich, um sie zu küssen. Der Kuss schmeckte zwar nach Wein, doch er war überraschend zärtlich.
Bald darauf wurde die Verlobung in der Halle angekündigt und mit tosendem Beifall begrüßt. Die Zuneigungsbekundungen gingen weiter und weiter, bis die auserwählte Großherzogin sich zur Närrin machte und zu weinen begann.
Rubin, der Verlobte, entpuppte sich als so bezaubernd, wie Rubin, der Freier, abstoßend gewesen war. Er hatte den Wettstreit gewonnen und brauchte nur noch seinen Preis einzufordern, daher gab es kein Bedrängen mehr. Das einzig Drängende waren wichtige Staatsangelegenheiten, um die er sich kümmern musste. Johanna stünde es frei, die Hochzeitsvorbereitungen nach Belieben und ohne Rücksicht auf die Kosten zu treffen, meinte er. Blaskapellen, eine Reiterparade, Feuerwerke – was sie wollte. Wenn ihr danach sei, könne sie das gesamte Herzogtum einladen. Und gewiss sei er einverstanden, die Zeremonie in Fadrenschloss zu begehen. Seine einzige Bedingung war, dass diese am übernächsten Tag stattfinden musste – ungeachtet des Aufsehens und der Unannehmlichkeiten, die eine solche Hast zwangsläufig verursachen würde.
Der Baron rief Seneschall Priboi zu sich und trug ihm auf, eine Staatsvermählung und ein Bankett für fünfhundert Gäste binnen zwei Tagen vorzubereiten. Der gebückte, alte Diener zuckte kaum mit der Wimper.
Am folgenden Tag brach Rubin früh am Morgen nach Krupa auf, um seine Staatsgewänder zu holen und die Förmlichkeiten zu erledigen, die anfielen, wenn ein Herrscher sich vermählte. Er versprach, dass noch vor Einbruch der Dunkelheit Näherinnen in Fadrenschloss eintreffen und vor dem nächsten Morgengrauen Johannas Hochzeitskleid fertig stellen würden. Immerhin war er ein Herrscher, und seine Wünsche duldeten keinen Widerspruch. Erneut küsste er seine Braut und gelobte, so rasch wie möglich zurückzukehren.
Johanna fühlte sich irgendwie verloren. Alle anderen waren in heller Aufruhr, sie hingegen hatte keine Pflichten zu erfüllen.
»Das ist dein allerletzter Tag hier«, meinte der Baron. »Wie gedenkst du ihn zu verbringen?«
»Ich würde gern mit Euch ausreiten, Herr, und ein paar letzte Erinnerungen an Fadrenschloss horten.«
Sie rannte los, um sich umzuziehen. Als sie in den Turmhof kam, stand der Baron bereits neben den gesattelten Pferden und einem wartenden Stallburschen, sonst jedoch war weit und breit niemand zu sehen. Seine Miene wirkte verkniffen.
»Wir bekommen Besuch«, erklärte er. »Silber mit blauem
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