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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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dauerte eine Weile, bis die gesamte Dienerschaft von Fadrenschloss zusammengerufen war und sich im großen Saal einfand. Als alle anwesend waren, konnte Johanna nur beobachten, was vor sich ging. Hören konnte sie nichts. Der Baron stellte den Großherzog vor, wenngleich so gut wie jeder im Schloss lange genug hier beschäftigt war, um sich gut an ihn zu erinnern. Es folgte bestenfalls höflicher Jubel.
Anschließend hielt der verkleidete Fürst Volpe eine kurze Ansprache. Johanna konnte sich die Worte ausmalen, sie wusste bloß nicht, wie viel sie wert war und konnte die Zahl nur raten. Bald darauf gingen die beiden Adeligen, und die Versammelten begaben sich zurück an die Arbeit. Wie viele Menschen kannten den Fuchsbau? Wie viele würden sich kaufen lassen? Schon ein einziger würde genügen.
Mittlerweile war Frederik wieder aufgewacht und wollte essen.
»Du solltest stolz auf dich sein«, meinte sie, während sie ihm Butter aufs Brot schmierte. »Noch keine drei Jahre alt, und schon gibt es einen Preis auf deinen Kopf.«
Grinsend betastete er mit beiden Händen seine Locken und versuchte, den Preis zu finden.
Selbstverständlich würde es nicht als Preis bezeichnet. Gewiss war das Wort »Belohnung« verwendet worden, in Wahrheit aber handelte es sich um Blutgeld. Findet den armen, kleinen Thronerben, der in den Wäldern umherirrt, und gewinnt ein Vermögen. Ein falscher Großherzog brauchte sich keine Sorgen um seinen Ruf als Ehrenmann zu machen, denn der Ruf würde ihm nicht lange anhaften. Sobald das Ärgernis in der Thronfolge beseitigt war, konnte erden offiziellen Tod seines Vorgängers einfädeln und beginnen, unter dem eigenen Namen und Gesicht zu herrschen.
Johanna fragte sich, ob Rubin bereits tot war. Wahrscheinlicher jedoch, beschloss sie, schmorte er irgendwo in Gefangenschaft, bis sein Sohn ebenfalls aus dem Weg geräumt werden konnte. Die Stärke einer Monarchie lag darin, dass es keine Lösung war, ein gekröntes Haupt abzuschlagen: Der Großherzog ist tot, lang lebe der Großherzog! Frederik musste vor oder unmittelbar nach seinem Vater sterben. Und da eine geringe Möglichkeit bestand, dass seine Mutter ein Brüderchen oder Schwesterchen im Leib trug, sollte sie besser auch ins Jenseits befördert werden. So wäre alles geregelt.
    Gegen Mittag ritt der Hochstapler mit seinen Soldaten die Straße hinab davon, aber die Glocke gab kein Zeichen, dass alles wieder sicher war. Damit hatte Johanna gerechnet. Wenn Volpe eine Belohnung für ihre Ergreifung ausgesetzt hatte, wie sie vermutete, hatte er bestimmt einige Männer zurückgelassen, die darauf warteten, dass jemand den Köder schluckte und sie verriet. Dann konnten sie die Gesuchten in Gewahrsam nehmen. Johanna wünschte, sie hätte sein Gefolge gezählt, als es eintraf, doch sie musste sich damit abfinden, mit einem zum Brüllen gelangweilten Frederik einen Tag, vielleicht sogar mehrere allein zu verbringen.
    Mit drei Jahren würden die Trotzanfälle enden, hatte Ruxandra versprochen, doch bis dahin waren es noch ein paar Monate, und Trotzanfälle waren seine einzige Möglichkeit, Unzufriedenheit auszudrücken. Er konnte nicht verstehen, dass böse Menschen durch das Schloss schleichen und auf ein schreiendes Kleinkind lauschen mochten. Tatsächlich schien er zu spüren, dass Wutausbrüche ihm an jenem Tag mehr Aufmerksamkeit als üblich bescherten, denn er setzte sie häufiger ein. Es gab Zeiten, in denen Johanna vermeinte, ihr Sohn triebe sie in den Wahnsinn. Gleichzeitig aber wusste sie, dass sie längst den Verstand verloren hätte, wenn er nicht bei ihr gewesen wäre.
    Als letztlich die Dunkelheit einsetzte, schloss sie die Läden vor den Gucklöchern, damit sie gefahrlos eine Kerze anzünden konnte. Frederik schlief ein und träumte vermutlich von einem weiteren chaotischen Tag. Johanna versuchte, ein Buch zu lesen, gab es auf, ließ die Laterne brennen und legte sich voll bekleidet hin, da sie wusste, der Ruf konnte jederzeit während der Nacht kommen. Zu ihrer Überraschung schlief sie, als es so weit war. Sofort war sie hellwach, ergriff die Laterne und humpelte die enge Treppe hinunter, wobei sie ob der Schmerzen in ihren steifen Muskeln mehrfach zusammenzuckte.
    Der Eingang zum Fuchsbau führte über die Oberseite eines Schranks. Sie kniete nieder, um die Riegel aufzuschieben und die Falltür zu öffnen, die so schmal war, dass der Baron die letzten vierzig Jahre nicht mehr vermocht hätte, sich nach oben hindurchzuzwängen. Aber er

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