Der Tanz Der Klingen
verhexen, außerdem wurde der Hinterhalt von Männern aus Vamky vorbereitet. Wäre in jener Kutsche dein Gemahl gewesen, hätte der Mörder ohne weiteres hoffen dürfen, sowohl ihn als auch seinen Sohn zu töten, wodurch Volpe zum unumstrittenen Großherzog und Karl zu seinem Erben geworden wären. Es wurden schon Männer aufgrund wackeligerer Beweise gehängt.
Aber dieses Medaillon ändert alles! Jemand hat sich als dein Gemahl ausgegeben. Was versuchte der Hochstapler damit zu erreichen? Am ehesten eine Entführung. Aber wollte er deinen Sohn, dich oder euch beide entführen? Sind sich zwei Verschwörungen in die Quere gekommen? Sagte er, wohin er euch bringen wollte?«
»Er meinte, nach Vamky.« Hätte sie jene düstere Festung je wieder verlassen? »Oder wollte er mich bloß in Verruf bringen? Wäre ich mit einem anderen Mann durchgebrannt, hätte Rubin sich von mir scheiden lassen können.« Und hätte ungehindert die betörende Margarita von Trenko ehelichen können.
»Dafür hätte es einfachere Wege und Mittel gegeben!«, widersprach der Baron.
Johanna mied seinen Blick. »Der Hochstapler kannte bestimmte, sehr persönliche Kosenamen, die mein Gemahl mir bisweilen gab. Nur er konnte sie kennen!«
Der Baron grunzte. »Verzeih meine Taktlosigkeit, Johanna, Liebes, aber du warst vielleicht nicht die einzige Frau, bei der er sie verwendet hat.«
»Aber natürlich!« Immerhin hatte es Hunderte in seinem Leben gegeben. Das hätte sie erkennen müssen. Mit dem Medaillon hätte der Betrüger jeder sein können, sogar eine Frau. Margarita von Trenko womöglich? Eine ihrer eigenen Zofen? »Er hat Frederik gehalten!«
»Tut Rubin das sonst nicht?«
»Seit den Feierlichkeiten zu Frederiks Taufe habe ich nicht mehr gesehen, dass er seinen Sohn berührt hat.« Und dann sein Lachen. Es war nicht Rubins Lachen gewesen. Das Lachen eines Menschen konnte oft sehr speziell sein. War sie diesem Lachen schon einmal begegnet?
»Dein Gemahl hätte seinen Sohn nicht in Gefahr gebracht.«
»Oh, niemals. Erst vor ein paar Tagen erwähnte er, dafür sorgen zu wollen, dass Frederik als sein Erbe anerkannt würde.«
Nach einem Moment der Stille wurde ihr klar, dass der Baron es eigentlich als Frage gemeint hatte. Schließlich war sie nun die Fachfrau, was Rubins eheliches Verhalten anging. Aber Rubin würde seinem Sohn nichts antun, es sei denn …? Es sei denn, er hatte bereits zwei Gemahlinnen ermordet und wollte sich einer dritten entledigen, damit er die schöne Margarita ins Bett bekam, die adeligen Blutes und somit nur durch eine rechtmäßige Eheschließung zu haben war …? Als Johanna den alten Baron anstarrte, sah sie in seinen Augen das Grauen, das nicht ausgesprochen werden durfte. Niemand würde einen Mann verdächtigen, den eigenen Sohn zu ermorden, nur um ein unerwünschtes Eheweib loszuwerden. Ganz zu schweigen von drei unschuldigen Unbeteiligten. Aber wenn der Großherzog nicht in der Kutsche gesessen hatte, konnte er dann der Mann auf dem Pferd gewesen sein?
»Wollt Ihr etwa sagen«, fragte sie, obwohl Ernst bewusst nichts sagte, »dass die Absicht darin bestand, mich und Frederik zu töten?« Nein, das war nicht richtig … Ernst hatte einen ganzen Tag Zeit gehabt, darüber nachzudenken. »Oder nur Frederik zu töten? Dass ich eigentlich hier in Fadrenschloss und gar nicht in der Kutsche sein sollte? Dass es ein Plan Volpes war, um Frederik zu beseitigen, damit Karl wieder an zweiter Stelle der Thronfolge stünde?«
Gewiss war das Unsinn. Wenn Volpes Vorstellung von Ehre es ihm verbot, seinen Neffen abzusetzen, wie konnte er dann ein unschuldiges Kind ermorden, um einen lasterhaften Sohn zu fördern, den er verachtete?
Steckte demnach Karl dahinter? Er hätte durch Frederiks Tod am meisten zu gewinnen. Immerhin wäre er wieder an zweiter Stelle der Thronfolge. Lächerlich! Karl war nicht in der Lage, mehr als einen schäbigen Verführungsversuch in die Wege zu leiten.
Also?
Also kam Johanna wieder auf den Umstand zurück, dass sie nur zufällig in Krupa gewesen war. Sie hätte nicht im Palast sein sollen, folglich war der falsche Herzog gezwungen gewesen, sie ebenfalls mitzunehmen. Es war Frederik gewesen, durch den die Gefahr eines Umsturzes heraufbeschworen wurde. Hätte Volpe seinen früheren Platz als mutmaßlicher Erbe wieder, wäre die Bedrohung eines Staatsstreichs vorbei. Rubin war nicht gerade der Mutigste. Er hasste alles, was sein stilles Leben ausgewählter fleischlicher Genüsse störte, und was nach seinem
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