Der Tanz des Maori (epub)
glauben, dass sie gerade eben ganz spontan eine Einladung zu einem mehrtägigen Ausflug mit einem Mann angenommen hatte, von dem sie noch nicht einmal den Nachnamen kannte. Und das sollte ihr passiert sein, die sogar Probleme hatte, sich zwischen einer Pizza Funghi und Tonno zu entscheiden, ohne für ein paar Minuten die Argumente dafür und dagegen abzuwägen?
Neben ihr räusperte sich jemand. Erst jetzt merkte sie, dass Caroline immer noch neben ihr stand und sie belustigt ansah. »An die Westküste? Mit dem Typen?«, fragte sie nach.
Sina nickte, als müsste sie sich selbst noch einmal überzeugen. »Ja. Ich meine, wenn das in Ordnung ist. Katharina kann ja in den Tagen für mich einspringen. Oder geht das nicht?« Mit einem Schlag machte sich bei ihr die Sorge breit, dass Caroline sie nicht einfach gehen lassen würde. Sie hatte das Gefühl, sie würde wirklich etwas Entscheidendes verpassen, wenn sie nicht mit an die Westküste fahren würde.
Caroline konnte sich jetzt ein belustigtes Lächeln nicht mehr verkneifen. »Dann solltest du deine Freundin vielleicht möglichst bald über deine Pläne informieren. Von mir aus geht dein Ausflug in Ordnung!«
Sina machte sich erleichtert auf den Weg zu ihrer Hütte, in der Katharina immer noch ihren Kater vom Vorabend ausschlief. Wenn die erfuhr, was sie alles verpasst hatte, würde sie ihren Rausch bestimmt noch bitter bereuen. Unwillkürlich fing Sina an, leise zu summen.
4.
Holpernd knatterte das verblichene blaue Auto die schottrige Einfahrt zur Farm herauf. Katharina boxte ihre Freundin in die Seite. »Dein Verehrer hat das letzte Mal wohl das Auto von Mami und Papi gefahren. Das da ist wahrscheinlich sein ganz eigenes Wrack!«
Sina rang sich ein kleines Lächeln ab. Seitdem sie vor drei Tagen mit der Neuigkeit in die Hütte geplatzt war, dass sie mit einem ihr völlig unbekannten Mann einen Kurzurlaub an der Westküste plante, hatte Katharina sich nicht mehr beherrschen können. Sie war nie wirklich bösartig, aber fast zu jeder vollen Stunde hatte Katharina Bemerkungen über den Superhelden, den Traummann, den Prinzen in seiner glänzenden Rüstung gemacht, den Sina jetzt endlich gefunden hatte. In Wirklichkeit platzte Katharina einfach vor Neugier. SchlieÃlich wusste sie aus den letzten Jahren, dass Sina sich nicht so schnell für einen Mann entscheiden konnte. Sie fand immer das Haar in der Suppe, fand einen Grund dafür, einen Mann doch nicht in ihr Leben zu lassen. Da war der fröhliche Biologie-Student mit den braunen Locken, der Sina seit Jahren verehrte. Und was machte sie? Sie lieà ihn einfach stehen, murmelte etwas von »viel zu harmlos« und verschwendete keinen weiteren Gedanken an ihn. Andere mussten mit dem Urteil »zu dämlich« oder »der geht gar nicht!« leben, ohne dass Katharina jemals wirklich aufgefallen wäre, was an den Männern nicht stimmte. Sina blieb lieber alleine. Und jetzt verreiste sie mit einem dahergelaufenen Brandon für ein paar Tage â bloà weil er in einer kritischen Situation nicht den Kopf verloren hatte? Katharina konnte es nicht glauben. Dabei wusste Sina ja noch nicht einmal den Beruf von diesem Brandon. Wenn er denn überhaupt einen hatte. Womöglich war er ja auch einfach nur ein reiches Söhnchen oder ein Taugenichts, der gutgläubigen Touristinnen auf der Tasche lag!
Sie beschattete ihre Augen mit einer Hand, um einen möglichst genauen Blick auf diesen Brandon werfen zu können, der da gerade aus seinem alten, staubigen Auto kletterte. MittelgroÃ, ein bisschen zu dünn, aber breite Schultern, ausreichend Muskeln und ein freundliches Lächeln. Irgendwie hatte sie ihn sich ein wenig aufregender vorgestellt.
Er kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu und begrüÃte sie mit einem breiten Lächeln. »Du musst Katharina sein. Die Frau, die uns vor ein paar Tagen alleine mit Sina auf den Treck geschickt hat.« Seine Stimme war überraschend tief, und seine grauen Augen sahen sie aufmerksam an, während sich die Lachfältchen rings um seine Augen vertieften. »Was rede ich? Vielen Dank, dass du in den nächsten Tagen dafür sorgst, dass Sina mit mir verreisen kann!«
»Wenn ich nicht eine so schreckliche Gruppe wie eure bekomme, ist wohl alles in Ordnung.« Unwillkürlich strahlte Katharina ihn an. Was war nur an diesem Typen, dass man sich in seiner
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