Der Tanz des Maori (epub)
misslungenen Ausritt reden.
»Wir fahren zu Hakopa. Er lebt im Paparoa-Nationalpark, in der Nähe von Punakaiki â¦Â«
»⦠da war ich schon mit Katharina vor ein paar Wochen«, unterbrach ihn Sina. »Das sind doch diese geschichteten Steine. Unglaublich schön!«
»Seid ihr auch schon den Fluss hochgewandert?«, wollte Brandon wissen.
»Nein«, schüttelte Sina den Kopf. »Lohnt sich das denn?«
»Das wirst du schon sehen«, grinste Brandon geheimnisvoll.
Einige Stunden später holperte das alte Auto eine steile StraÃe hinab zu einer windschiefen Wellblechhütte. Sina sah Brandon fassungslos an. »Dein Freund lebt hier? In einer Hütte?«
»Hakopa legt keinen Wert auf Luxus. Er arbeitet für das Department of Conservation â unsere Umweltbehörde. Hakopa kriecht lieber nachts den Kiwis hinterher, als dass er sich um ein schöneres Haus bemüht.« Er bremste direkt vor der Haustür auf einem Stück Gras. Noch bevor Brandon den Motor ausmachte, flog die Tür auf, und ein dunkelhaariger Mann lachte ihnen entgegen. Sina stockte für einen Moment der Atem. Hakopa sah genauso aus wie der Mann in ihrem Traum. Natürlich mit trockenen Haaren und lange nicht so Furcht einflössend. Sie schloss für einen Augenblick die Augen und ermahnte sich leise, jetzt bloà nicht albern zu sein. Es konnte nicht sein, dass sie seit Wochen von einem Mitglied der neuseeländischen Umweltschutzbehörde im Regen träumte. Das war einfach zu absurd! Als sie die Augen wieder öffnete, sah Hakopa sie besorgt an.
»Ist dir nicht gut? Die Kurven hier an der Westküste können auch einem stabilen Magen das Letzte geben!« Seine dunklen Augen sahen besorgt aus.
Sina schüttelte den Kopf. »Das geht schon wieder. Mir ist nur für einen Moment schlecht geworden. Ich habe in den letzten Stunden nichts gegessen und bin geradezu am Verhungern!« Das entsprach wenigstens der Wahrheit.
Brandon sah sie entsetzt an. »Warum hast du denn nichts gesagt? Wir hätten doch irgendwo halten und eine Kleinigkeit essen können!«
Hakopa legte ihm die Hand auf die Schulter. »Tja, mein Freund. An deinen Qualitäten als guter Gastgeber wirst du noch arbeiten müssen. Wenn du schon arme Touristinnen verführen willst â¦Â«
»Ich will doch gar nicht â¦Â«, protestierte Brandon. Aber sein Protest ging im allgemeinen Gelächter unter.
»Kommt rein«, lud Hakopa sie in sein Haus. »Es ist nichts Besonderes, aber mein eigenes Reich. Ich bin leider kein groÃer Koch, aber wir sind heute Abend auf ein Hangi im Marae eingeladen. Und bis dahin habe ich ein paar Kekse hier, die dafür sorgen, dass du uns nicht umkippst.«
»Hangi? Marae?« Sina versuchte, nicht allzu dämlich zu fragen. Sie hatte die Begriffe schon irgendwo gelesen â wenn sie sich richtig erinnerte in dem Kapitel über die Kultur der Maoris in ihrem Reiseführer. Hatte das nicht irgendwas mit einem Versammlungshaus zu tun?
»Ein Fest im Gemeindesaal der Maori-Gemeinde«, klärte sie Hakopa in diesem Augenblick auf. »Wir nutzen jede Gelegenheit, die sich bietet, um ein Hangi zu feiern. Du wirst es mögen â jede Menge Fleisch, Fisch, Muscheln und SüÃkartoffeln.«
Brandon hob die Taschen aus dem Auto. »Welchen Anlass gibt es denn dieses Mal zum Feiern?«
Hakopa zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, es soll Geld für den Kindergarten gesammelt werden. Oder Geld für neue Bücher für die Bibliothek? Auf jeden Fall irgendeine gute Sache. Die Gemeinde ist ziemlich aktiv.«
Sina folgte Brandon mit ihrer Tasche in die Hütte. Das Innere war übersichtlich. Ein kleiner Wohnraum mit einem Kanonenofen, eine Tür führte offensichtlich zu Hakopas Zimmer â Sina konnte ein ungemachtes Bett und einen Stapel von verwaschenen T-Shirts und Jeans erkennen. Brandon öffnete die zweite Tür. Eine winzige Kammer, in der auÃer einem schmalen Bett wirklich nichts Platz fand. Sina sah Brandon mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er konnte nicht ernsthaft glauben, dass sie sich mit ihm ein so enges Bett teilen würde. Er schien ihre Gedanken lesen zu können und zeigte ihr wieder sein breites Grinsen, seine Augen funkelten.
»Entspann dich! Ich werde drauÃen im Zelt übernachten.« Sina schmiss ihre Tasche auf das Bett und überlegte, ob sie jetzt enttäuscht oder erleichtert war.
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