Der Tanz des Maori (epub)
»Gut. Wo sind jetzt diese Kekse, von denen Hakopa erzählt hat? Und â woher kennt ihr euch überhaupt?«
»Von der Uni. Wir haben gemeinsam ein paar Semester Biologie studiert. Dann hat er sich auf den Umweltschutz gestürzt â und ich habe mich dann doch lieber um die Schifffahrt gekümmert. Sehr zur Freude meines Vaters. Der hatte schon Angst, dass ich überhaupt nicht in seinen Betrieb einsteigen würde.«
»Seinen Betrieb? Was macht ihr denn?«
»Sag bloÃ, du weiÃt nicht, wer die Cavanaghs sind?!«, mischte Hakopa sich von der Tür her in das Gespräch ein. »Damit bist du wahrscheinlich das einzige Mädchen auf der gesamten Südinsel, das das nicht weiÃ!«
Sina hob die Hände. »Wir sind erst seit ein paar Wochen in eurem Land, da kann ich doch noch nicht wissen, bei welchen Männern es sich lohnt, seine Hemmungen zu verlieren.« Sie grinste. »Also, rück schon raus: Was erbt dein Freund Brandon?«
»Jetzt hör schon auf â¦Â«, versuchte Brandon seinen Freund noch zu bremsen. Aber Hakopa kam jetzt erst richtig in Fahrt.
»Brandon ist der einzige Erbe der Reederei der Cavanaghs, der âºPacific Shipping Companyâ¹. Nach seiner wilden Zeit, die er mit mir â seinem nichtsnutzigen besten Freund â an der Uni verbracht hat, hat er sich zum Glück für die Familie und ihre groÃe Tradition entschieden. Und wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann wird dieser Mann hier noch in diesem Jahr der jüngste Kapitän eines Supertankers im gesamten Pazifik sein.«
Mit groÃer Geste deutete er bei diesen Worten auf seinen Freund.
Der winkte ab. »Einmal ist es noch gar nicht sicher, dass ich dieses Jahr noch mein Kapitänspatent bekomme. Und dann ist es nicht so einfach gewesen, dass ich meinen Eltern nachgegeben und brav gemacht habe, was sie von mir verlangten. Mir macht die Seefahrt und die Nautik wirklich SpaÃ. Wenn man einmal mitten in der Nacht auf der Brücke von einem Tanker gestanden hat, dann weià man, wie sich der König der Welt fühlen muss. Nur ich und der Pazifik â¦Â« Seine Stimme hatte einen schwärmerischen Klang bekommen.
Hakopa riss ihn reichlich brutal aus seinen Träumen. »Na ja. Du, hundert malayische Matrosen, Tausende von Tonnen Stahl â in meiner Welt sieht Einsamkeit anders aus.«
»Du hast ja keine Ahnung, wie einsam man unter hundert Matrosen aus Malaysia sein kann«, maulte Brandon.
Sina sah den beiden bei diesem Schlagabtausch zu. Sie wirkten wie ein eingespieltes Team, dieses Gespräch hatten sie ganz sicher nicht das erste Mal geführt. Der Umweltaktivist und der künftige Tankerkapitän â aber trotzdem beste Freunde.
Wenig später brachen sie auf. Das Marae erwies sich als ziemlich moderner Bau, der an der Vorderseite und am First mit traditionellen Schnitzereien verziert war. Davor herrschte geschäftiges Treiben. Sina hatte die Maoris bisher nur hin und wieder auf den StraÃen gesehen, in Rotorua hatten sie und Katharina die Vorstellungen der »echten Tänze« der Maoris gemieden. Schon die Plakate mit den halbnackten, tätowierten und ihre Zunge herausstreckenden Maoris wirkten auf sie wie eine reine Touristenfalle. SchlieÃlich trugen die Maoris auf der StraÃe alle ganz normale Kleidung und rannten nicht mit Baströckchen und Federumhängen herum. Und die Tattoos wurden für die Touristen sicher auch nur mit Kajalstift aufgemalt.
Dieses Hangi hatte jedoch nichts mit einer irgendwie gearteten Kostümveranstaltung zu tun. Alle Mitglieder der Gemeinde waren mit Jeans, T-Shirts und Flip-Flops überaus westlich gekleidet. Weit und breit kein Bastrock. Sina atmete erleichtert auf. Ihr war es immer irgendwie peinlich, wenn Mitglieder einer Volksgruppe auf ihre Bräuche reduziert wurden und sich mit traditioneller Kleidung lächerlich machten. Sie konnte ja kaum hinsehen, wenn in manchen arabischen Restaurants die Bauchtänzerinnen in ihren knappen Flitterkleidchen hereinkamen.
Eine ältere Frau kam mit ausgebreiteten Armen auf Hakopa zu und umarmte ihn. »Na, hast du dir für uns ein paar Stunden Zeit genommen und einen Moment lang die Rettung der Welt ruhen lassen?«, lachte sie ihn an. Neugierig musterte sie Hakopa und Brandons Begleitung so lange, bis Hakopa zur Vorstellungsrunde ansetzte. »Mama, das ist Sina. Ich kann dir über sie nichts erzählen â auÃer,
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