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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Zeitpunkt denken, als ausgerechnet am Vorabend von Ruihas Abschied eine starke, schöne Urenkelin zu zeugen!« Als sie das sagte, kam es ihr wie ein Versprechen vor. Ein großes, heiliges Versprechen.
    Als sie später in der Nacht noch einmal aufwachte, erinnerte sie sich plötzlich an den verschütteten Eingang der Mine, die seit so vielen Jahren die Erinnerung an das schreckliche Unglück in sich barg. Und mit einem Mal wusste sie auch, was sie unbedingt machen musste: In Matakite einen Gedenkstein errichten. Eine steinerne Erinnerung an die Männer, die an diesem Tag ihr Leben lassen mussten, weil ein anderer Mann den großen Traum vom großen Reichtum verfolgte. Sina lächelte, als sie wieder einschlief. Morgen nach der Beerdigung würde sie sich einen Steinmetz suchen, der ihren Wunsch nach einem Ort des Gedenkens umsetzen würde.
    In dieser Nacht quälten sie keine Träume von einem bösen Haka-Tänzer mehr. Sie schlief tief und sicher in Brandons Armen. Die Geister der Vergangenheit hatten endlich Ruhe gefunden.
    Sina ließ erneut ihren Blick über die Trauergäste wandern, während die letzten Takte des Hakas verklangen. Ganz hinten stand ein hoch gewachsener, älterer Mann. Seine gepflegten Haare fielen ihm in weichen Locken bis auf die Schultern, seine Augen lagen hinter den Gläsern einer Sonnenbrille verborgen. Sie schätzte ihn auf Anfang oder Mitte sechzig. Seine gebräunten Hände lagen locker ineinander verschränkt.
    Sina runzelte die Stirn. Sie konnte sich nicht vorstellen, was dieser distinguierte Mann mit Ruiha zu tun haben sollte. Er sah gebildet und wohlhabend aus, nach einer der reichen Familien Neuseelands.
    Er schien ihren Blick zu spüren und wandte ihr sein Gesicht zu. Einen Moment lang schien er zu erstarren. Dann griff er langsam an seine dunkle Sonnenbrille und zog sie sich vom Gesicht.
    Sina erstarrte.
    Er hatte grünblaue Augen.
    Wie Ava.
    Wie sie selbst.

34.
    Unter den sechs Männern sah Brandon wie ein Fremdkörper aus. Alle sechs trugen weiße Hemden, schwarze Hosen und waren barfuß. Mehr Ähnlichkeit gab es nicht. Fünf von ihnen hatten schwarze Haare, dunkle Augen und eine olivfarbene Haut. Brandon mit seinem blonden Wuschelkopf und seinen grauen Augen sah nicht im Entferntesten wie ein Cousin der anderen aus. Und doch war er genau das. Er war – ebenso wie die anderen – ein Enkel der verstorbenen Ruiha, zu deren Ehre sie heute tanzten.
    Es begann so wie in Sinas Traum, der sie in Neuseeland so lange verfolgt hatte. Alle sechs standen breitbeinig nebeneinander und klopften sich rhythmisch auf die Brust und die Oberschenkel. Dazu stießen sie Rufe aus, die wie eine wütende Kampfansage klangen.
    Anders als in ihrem Traum, schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, wirkte der Tanz wie eine Darbietung zu Ehren einer Toten – nicht wie eine Anklage gegen den Himmel und die Ungerechtigkeit der Welt.
    Während Ruihas Enkel Abschied von ihrer Großmutter nahmen, ließ Sina ihren Blick über die Trauergemeinde schweifen. Da waren Hakopas Mutter und ihre beiden Brüder. Gestern erst hatten sie den dreien von Ruihas Geheimnis erzählt. Dem Schock wich bald die Trauer darüber, dass Ruiha ein so gewaltiges Geheimnis ihr ganzes Leben lang mit niemandem hatte teilen können.
    Dann kam die ohnmächtige Wut auf George Cavanagh, der so leichtherzig mit dem Leben der anderen Menschen gespielt und sich dann einfach in eine neue Existenz geflüchtet hatte. Etwas später verspürten die drei Geschwister dann Freude darüber, dass ihre Familie noch größer war, als sie immer angenommen hatten. Sina konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals irgendwo so herzlich aufgenommen worden war wie bei Ruihas Kindern und Kindeskindern. Bis weit in die Nacht hinein hatten sie noch zusammengesessen und Geschichten aus Ruihas Leben und dem ihrer Kinder und dem Leben von Brandon und Sina ausgetauscht. Keine Sekunde zweifelte jemand an Brandons Recht, zu Ehren seiner Großmutter den Haka mitzutanzen.
    Sina sah sich weiter um. Anarus Verwandte, die offensichtlich überrascht von Brandons Teilnahme waren. Sie würden wahrscheinlich nie den wahren Grund erfahren. Ruihas Familie hatte am Vortag beschlossen, dass sie die alten Geschichten lieber ruhen lassen wollten.
    Â»Wenn Ruiha nicht die Leben der anderen aufstören wollte, dann sollten wir das respektieren«, hatte ihr ältester

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