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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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einfach ziehen lassen.«
    Â»Ich wäre nicht gegangen, ohne mich zu verabschieden«, verteidigte Brandon sich.
    Â»Hast du nicht gesagt, du würdest jetzt Zeit mit deiner Familie verbringen?« Sina merkte, dass ihre Stimme ein wenig strenger klang, als sie eigentlich geplant hatte. Brandon schien es zum Glück nicht zu merken.
    Â»Ich verbringe Zeit mit meiner Familie!«, versuchte er sich zu verteidigen.
    Sina deutete in Richtung des Wasserfalls. »Weiß er es denn schon? Was habt ihr beide während der letzten Tage gemacht?«
    Ein trauriges Lächeln. »Seine Großmutter ist gestorben. Ich habe sie gefunden – und später haben Hakopa und ich auf dem Speicher nach einem Beweis für deine Version unserer Familiengeschichte gesucht …«
    Er brach mitten im Satz ab.
    Â»Und? Was habt ihr gefunden? Hat Ruiha überhaupt etwas aus der Zeit mit Angus aufgehoben?« Sina hätte Brandon am liebsten geschüttelt, damit er schneller antwortete.
    Brandon nestelte in seinem Rucksack und reichte Sina das Foto und die Briefe, die er seit ihrer Entdeckung ständig mit sich herumtrug. »Sie hat tatsächlich alles Mögliche aufgehoben. Kinderkleidung, Schuhe – und eben auch diese Sachen hier. Das Foto ist der Beweis, dass Angus MacLagan und mein Großvater ein und dieselbe Person ist.«
    Â»Das sagst du jetzt einfach so?« Sina konnte es kaum glauben, was sie da hörte. »Warum hast du mich nicht angerufen?«
    Brandon hob die Hände. »Ich habe es vorgehabt, wirklich. Aber nach Ruihas Tod hatte ich das Gefühl, dass ich mir erst einmal über meine eigenen Wurzeln im Klaren sein muss, bevor ich wieder an die Zukunft denke.«
    Â»Außerdem musste er mit mir üben!« Mit Schwung setzte sich Hakopa zu ihnen. Sina hatte keine Ahnung, wie viel er von den letzten Sätzen mitbekommen hatte. Sie hob eine Augenbraue. Ȇben? Das sah gerade eben nach Synchronschwimmen aus – aber das übt ihr doch nicht wirklich?«
    Hakopa sah Brandon einen Moment lang an, bevor er antwortete. »Nein. Wir wollen morgen bei Ruihas Beerdigung einen Haka tanzen. Gemeinsam. Vielleicht kann sie uns ja irgendwo sehen, und sie spürt dann, dass die beiden Welten, in denen sie gelebt hat, endlich eins geworden sind.«
    Brandon schwieg, während Hakopa redete. Er bohrte seine Zehen in die nassen Kiesel am Strand, sah sinnend zum Horizont, strich sich mit einer Hand durch das feuchte blonde Haar – und schwieg.
    Hilfe suchend sah Hakopa Sina an. »Kannst du mir weiterhelfen? Er kam vor zwei Tagen hier an, hat die ganze Zeit wie ein Wasserfall geredet – und kaum betrittst du den Strand, schon wird aus meinem Freund eine stumme Muschel. Was ist los?«
    Â»Worüber habt ihr denn in den letzten beiden Tagen geredet – außer über den Haka?«, wollte Sina wissen.
    Â»Nichts Weltbewegendes«, zuckte Hakopa mit den Achseln. »Darüber, was bei uns Maoris die Familie bedeutet, wem wir trauen und wem nicht – ob wir uns immer noch diskriminiert fühlen … solche Sachen. Brandon hat da viel zu lernen, wenn er künftig zu unserer Familie gehören will.«
    Sina legte ihre Hand auf Brandons Hand. Sie fühlte sich nach dem Bad in dem eiskalten Pazifik immer noch klamm an. »Was bedrückt dich?«
    Â»Ich habe keine Probleme damit, meine neue Familie zu umarmen. Ich finde meine Maori-Wurzeln spannend und betrachte es als eine große Ehre, dass ich bei Ruihas Beerdigung den Haka tanzen darf. Aber wie steht es mit meiner alten Familie? Alles gründet sich auf Gewalt und Verbrechen. Wie soll ich damit umgehen? Meinem Vater sagen, wer er wirklich ist? Das Erbe der Reederei einfach hinnehmen? Wieder auf der Brücke der ›Princess‹ stehen und den Tanker meines Großvaters kommandieren – so, als ob nie etwas passiert wäre? Ich habe das Gefühl, ich muss mich selbst ganz neu finden, alles in Frage stellen, was ich bisher als festes Fundament gesehen habe.«
    Zu ihrer Überraschung sah Sina Tränen in seinen Augen glänzen. Unwillkürlich legte sie ihre Arme um ihn. »Es war die Entscheidung deines Großvaters, dieses Leben zu führen. Niemand hat ihn dazu gezwungen, er ganz allein wollte reich und berühmt werden. Als er beides geschafft hatte, wollte er nur noch seinen Frieden … Aber das ist seine Geschichte.« Sie nahm Brandons Gesicht zwischen ihre Hände. »Es

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